Haaland und CanBorussia Dortmunds bislang fehlende Puzzleteile
Dortmund – Schon vor den beiden Toren von Wunderstürmer Erling Haaland hatte das Westfalenstadion einmal bis zu seinen Grundfesten gebebt. In der 19. Spielminute grätschte Emre Can in Mittelkreis-Nähe Neymar von den Beinen. Die über 60.000 Fans feierten das Foul am in gegnerischen Stadien verhassten Brasilianer wie ein Tor. Es war das Aufeinanderprallen zweier Extreme des Sports. Can, Borussia Dortmunds neue Mittelfeld-Dampframme gegen Neymar, das filigrane, teilweise zerbrechliche Genie von Paris Saint-Germain. Beim Achtelfinal-Hinspiel der Champions League am Dienstag setzte sich die Kraft durch. Dank zweier Tore des Norwegers Haaland (69./78.) gewann der BVB 2:1 (0:0) gegen PSG, Neymar hatte bei seinem einzig gelungenen Moment des Abends zum zwischenzeitlichen 1:1 getroffen (75.). Zwar erntete der 19-jährige Haaland die allermeisten Lobgesänge, doch Can hat ebenfalls einen großen Anteil am jüngsten BVB-Aufschwung.
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Beide Wintertransfers waren auch eine Reaktion auf die nach dem Saisonstart entfachte Mentalitäts-Debatte, wonach sich die feingeistigen Dortmunder Fußballer von Zeit zu Zeit einer gewissen Verliebtheit ins eigene Spiel hingeben und dabei Grundsätzliches wie Einsatz und Zweikampfhärte vergessen. Bereits im Sommer wurde unter anderem deswegen Rio-Weltmeister Mats Hummels verpflichtet. Im Winter folgten nun zwei weitere Zweikampfsüchtige. Stürmer Haaland, gegen Paris der Spieler mit den meisten direkten Duellen. „Er ist ein Tier“, adelte PSG-Trainer Thomas Tuchel mit einem Hauch Ehrfurcht. Und Can, der mit seinen endlosen Läufen zwischen beiden Strafräumen („Box-to-Box-Player“) viele Lücken stopft. „Er gibt uns sehr viel Stabilität“, lobte Hummels seinen neuen Teamkollegen, der wirkt, als würde er schon Jahre in Dortmund spielen. „Er will Stabilität verleihen. Dann ist er extrem körperlich stark, extrem athletisch. Er strahlt richtig etwas aus, schon nach zwei oder drei Wochen bei uns. Er ist einfach ein Gewinner.“ Neben Haaland hat sich auch Can umgehend zu einem Publikumsliebling entwickelt. Seine kompromisslose Art kommt gut an. Beide könnten die Puzzleteile sein, die Dortmund bislang zum Format einer absoluten europäischen Spitzenmannschaft gefehlt hatten. „Es ist gut, dass wir von der Sorte noch zwei im Winter gekauft haben“, sagte Hummels.
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Can bei Juventus Turin außen vor
Deutschlands Nationalspieler Can, zuerst nur auf Leihbasis, nun fest für 25 Millionen Euro verpflichtet, erhält in Dortmund jenen Zuspruch, der ihm bei Juventus Turin versagt blieb. Beim italienischen Meister hatte Trainer-Kauz Maurizio Sarri keine Wertschätzung für Can, nicht einmal für eine Nominierung für den Champions-League-Kader hatte es gereicht. Der 26-Jährige reagierte wütend und drängte auf seinen Wechsel – erfolgreich. „Der Umgang mit mir war nicht ehrlich“, sagte Can in gewohnt offener Art. In Dortmund hat er sich so binnen kurzer Zeit zu einem Wortführer entwickelt. „Er ist schon jetzt ein Anführer, er geht voraus. Schon vor dem Spiel hat er eine Ansprache gehalten“, berichtete Axel Witsel, Cans Nebenmann im zentralen Mittelfeld. „Unsere Balance war in der Vergangenheit nicht immer gut. Aber Emre und ich sind eine gute Kombination. Gegen Paris haben wir die Schlacht im Zentrum gewonnen.“
Rückspiel am 11. März in Paris
Doch PSG gibt den Krieg noch nicht verloren. Dank des Auswärtstors stehen die Chancen der Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel für das Rückspiel am 11. März nicht so schlecht. Zumal die Stärken des BVB nicht auf fremden Plätzen liegen. In der Bundesliga-Auswärtstabelle ist Dortmund nur Neunter, ein Punkt hinter dem SC Freiburg und nur drei Tore vor Hertha BSC. In der Gruppenphase der Champions League konnte der BVB nur bei Slavia Prag gewinnen. „Es wird verflucht hart in Paris. Es wird eine andere Atmosphäre. Am besten müssen wir unser Auswärts-Gesicht irgendwie verstecken“, sagte Hummels. Oder es durchs Cans und Haalands Einfluss grimmiger werden lassen.