Piräus/Madrid – Bayern München hat mit Mühe und dank „Lebensversicherung“ Robert Lewandowski seine weiße Weste in der Champions League gewahrt. Der deutsche Fußball-Meister gewann beim griechischen Vertreter Olympiakos Piräus 3:2 (1:1) und steht nach dem dritten Sieg im dritten Spiel in der Gruppe B mit einem Bein im Achtelfinale. Dagegen hat Bayer Leverkusen nach seiner dritten Niederlage mit 0:1 (0:0) beim spanischen Vizemeister Atletico Madrid als punktloses Schlusslicht der Gruppe D vor den letzten drei Vorrundenspielen kaum noch realistische Chancen auf den Einzug in die Runde der besten 16.
Die Bayern stellten mit dem elften Auswärtsspiel in der Königsklasse ohne Niederlage hintereinander einen Vereinsrekord auf, mussten drei Tage nach dem Kreuzbandriss von Abwehrchef Niklas Süle aber die nächsten Verletzungen in der Defensive hinnehmen. Weltmeister Lucas Hernandez (Knie) und Javi Martinez (Oberschenkel) verließen vorzeitig angeschlagen den Platz.
Hoeneß-Forderungen nicht wirklich eingelöst
Die aufkommende Herbst-Depression konnten die Münchner angesichts ihres weitgehend dürftigen Auftritts und der weiteren Verletzungen daher nicht zur Gänze vertreiben.
Piräus-Angreifer Youssef El-Arabi (23.) hatte den griechischen Hexenkessel mit seinem überraschenden Führungstor zum Überkochen gebracht. Lewandowski (34. und 62.) wendete das Blatt mit seinen Pflichtspieltreffern Nummer 17 und 18 jeweils nach Vorarbeit von Thomas Müller.Der 2014er-Weltmeister stand erstmals nach sechs Pflichtspielen wieder in der Startformation. Der für Martinez eingewechselte Corentin Tolisso erhöhte per Traumtor (75.), doch Guilherme machte es mit einem von Thiago abgefälschten Schuss (79.) noch einmal spannend.
Trotz der weiter souveränen Tabellenführung wurden die Forderungen von Präsident Uli Hoeneß („geiler auf Tore“, defensive Stabilität) nicht komplett eingelöst. Der FCB hatte viel Ballbesitz, aber wenig Esprit. Es fehlte zu oft die Bereitschaft, die entscheidenden Läufe in die Tiefe zu machen. Im Mittelfeld, wo Martinez wie von Hoeneß verlangt als Sechser auflief, klafften die gewohnten Lücken, die Abwehr wackelte häufig.
Leverkusen vor dem Aus
Leverkusen erhielt durch Alvaro Moratas Siegtor (78.) für Atletico den nächsten Nackenschlag auf internationaler Bühne. Die Mannschaft von Trainer Peter Bosz muss ihren Fokus nun besonders darauf richten, wenigstens noch als Gruppendritter die Zwischenrunde der Europa League zu erreichen. Nach drei Niederlagen in den ersten drei Gruppenspielen war jedenfalls in der Geschichte der Champions League nur Newcastle United vor 17 Jahren noch ins Achtelfinale eingezogen.
„Das ist ärgerlich, wir waren nah dran. Solange es aber noch rechnerisch möglich ist, die nächste Runde zu erreichen, werden wir kämpfen. Aber die Chancen sind extrem gesunken“, kommentierte Leverkusens spanischer Geschäftsführer Fernando Carro nach dem Abpfiff in Madrid die ausgesprochen ungünstige Ausgangslage der Rheinländer. Stürmer Kevin Volland gab sich am DAZN-Mikrofon angesichts der grundsätzlich ansprechenden Vorstellung der Werkself kämpferisch: „Wir wollen auf jeden Fall noch das Maximale rausholen, es wird aber schwer.“
Gegen Atletico war die Marschroute der Leverkusener, die nun schon seit vier Pflichtspielen auf einen Sieg warten, nach den Niederlagen gegen den vermeintlich schwächsten Vorrundengegner Lokomotive Moskau (1:2) sowie Juventus Turin (0:3) eindeutig. Der Bundesliga-Neunte spielte vor 56.776 Zuschauern im nicht ausverkauften Wanda Metropolitano von Beginn an mutig mit. Mit gewohnt aggressivem Pressing machten die Leverkusener den Platzherren das Leben schwer, ließen aber in der Offensive meist die nötige Präzision vermissen.
Leverkusen, das gegenüber dem 0:3 zuletzt in der Bundesliga bei Eintracht Frankfurt auf drei Positionen verändert antrat, blieb auch in der Folgezeit das spielbestimmende Team, gefährliche Torchancen kamen in der ersten Hälfte aber ebenso wenige wie für Madrid zustande. Die Gastgeber wurden nach dem Seitenwechsel zwar etwas aktiver, dennoch fiel Moratas Treffer weitgehend unerwartet. (sid)