AboAbonnieren

LivevideoSpieler ignoriert Verhaltensregeln – Hertha BSC suspendiert Salomon Kalou

Lesezeit 3 Minuten
Kalou_Hertha

Hertha-Stürmer Salomon Kalou in seinem Video.

Berlin/Köln – Als Tim Meyer das Konzept zur Fortsetzung der Bundesliga-Saison vorstellte, mahnte er: „Die Disziplin von Spielern, Trainern und Betreuern ist extrem bedeutsam. Wenn die nicht vorhanden ist, kann das beste Konzept scheitern“, sagte der Leiter der medizinischen Taskforce der DFL. Bei Hertha BSC scheint diese Disziplin nicht vorhanden. Das zumindest legt ein Video nahe, das Stürmer Salomon Kalou am Montag ab 12.19 Uhr über seinen offiziellen Facebook-Account streamte. Die Authentizität des Videos, das knapp drei Stunden später gelöscht wurde, wurde bislang noch nicht bestätigt.

Das könnte Sie auch interessieren:

In dem knapp 25-minütigen Clip ist der Ivorer zu sehen, wie er im Auto zum Berliner Trainingsgelände fährt. Dort angekommen, werden Szenen gezeigt, die DFL-Arzt Meyer und alle, die auf eine Fortsetzung der Bundesliga hoffen, wohl zur Weißglut treiben: Salou begrüßt Angestellte und Mitspieler per Handschlag. Einfachste Verhaltensregeln, wie untereinander Distanz zu wahren, werden ignoriert.

Ibisevic klagt über Gehaltsverzicht

Dann legt der 34-Jährige sein Handy zur Seite und unterhält sich mit seinen Teamkollegen, während die Facebook-Übertragung weiterläuft. Vedad Ibisevic, der sich offenkundig nicht bewusst ist, dass seine Aussagen ungefiltert ins Internet gehen, beklagt sich über die Gehaltskürzungen im Zuge der Corona-Krise. Auf elf Prozent muss er offenbar verzichten. „Ich verstehe es nicht“, sagt der Bosnier, der mit Teammanager Arne Friedrich sprechen will. „Sie sind verrückt, Bro. Ich verstehe nicht, warum sie das machen. Ich werde ihn fragen: Verarscht ihr uns?“

„Sala, bitte. Sala, lösch das bitte“

Kalou nimmt das Handy wieder in die Hand und geht einen Raum weiter. Dort nimmt Herthas Physiotherapeut David de Mel offenbar gerade bei Jordan Torunarigha einen Abstrich für einen Corona-Test. De Mel trägt einen einfachen Mund-Nase-Schutz. Nicht wie vorgeschrieben eine FFP2-Maske und Schutzbrille. Er bittet Kalou, noch draußen zu warten – was der Ivorer ignoriert. Kalou tritt ein und überträgt Torunarighas Test live bei Facebook. „Sala, bitte. Sala, lösch das bitte“, bittet de Mel – vergebens.

Eine Anfrage an Hertha zum Video blieb zunächst unbeantwortet. Am Montagabend veröffentlichte der Verein schließlich eine ausführlichere Stellungnahme. Darin heißt es, dass es sich in erster Linie um eine Verfehlung eines einzelnen Spielers handele. „Die Tatsache, dass andere Teammitglieder ihn nicht auf diese Verfehlung aufmerksam gemacht haben und stattdessen den Gruß per Handschlag erwidert haben, verdeutlicht, dass die regelmäßigen Hinweise auf die Abstands- und Hygieneregeln noch intensiver ausfallen müssen.“

Zudem bittet Kalou um Entschuldigung: „Es tut mir leid, wenn ich mit meinem Verhalten den Eindruck erweckt habe, dass ich Corona nicht ernst nehme. Dafür möchte ich mich entschuldigen.“ Er mache im Gegenteil große Sorgen auch weil die medizinische Versorgung in Afrika nicht so gut wie in Deutschland sei.

Die Aktion des Spielers bleibt nicht ohne Konsequenzen: Der Verein hat entschieden, Salomon Kalou mit sofortiger Wirkung vom Trainings- und Spielbetrieb zu suspendieren. „Salomon Kalou hat mit seinem Video nicht nur Hertha BSC einen großen Schaden zugefügt, sondern vor allem in der aktuellen gesellschaftlichen Diskussion über die Wiederaufnahme des Spielbetriebs und die Rolle des Profifußballs den Eindruck erweckt, dass einzelne Spieler das Thema Corona nicht ernst nehmen. Ich möchte aber ausdrücklich betonen, dass wir alle Beteiligten intensiv auf die Hygiene- und Abstandsregeln hingewiesen haben und auf deren konsequente Einhaltung achten. Wir orientieren uns klar an den Maßgaben der für uns zuständigen Gesundheitsbehörde und den Empfehlungen des RKI. Hertha BSC bedauert das Verhalten von Salomon Kalou zutiefst, zumal es sich um einen gleichermaßen verdienten wie erfahrenen Spieler handelt. Das Ausmaß des Fehlverhaltens erfordert jedoch konsequentes Handeln", wird Sportdirektor Michael Preetz in der Stellungnahme zitiert.