Der KEC trifft auf Freitag in der DEL in Bremerhaven auf einen Gegner mit altem Erfolgsrezept und neuem Coach.
Trainer von KEC-Gegner BremerhavenDie steile Karriere des Ex-Hais Alexander Sulzer
Alexander Sulzer ist ein seltenes Exemplar von Trainer in der Deutschen Eishockey-Liga. Der 40-jährige frühere NHL-Profi, der in Bremerhaven seit Saisonbeginn als Chef an der Bande steht, ist neben dem Münchner Interimsmann Max Kaltenhauser der einzige einheimische Coach in der höchsten deutschen Spielklasse. Die anderen 12 Übungsleiter kommen aus Kanada (9), den USA (2) und Finnland (1).
Der Einstieg in den neuen Job ist Sulzer, der von 2014 bis 2019 Profi der Kölner Haie war, geglückt. Vor der DEL-Partie gegen den KEC am Freitag (19.30 Uhr) liegt Bremerhaven, letztjähriger Finalist in der DEL-Meisterrunde, auf Tabellenrang drei. „Zufrieden darf man nie sein, ich denke aber, dass der Start gut war“, sagte Sulzer im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ – und: „Es war ein fließender Übergang über die letzten Monate, schon in der letzten Saison. Ich habe viele Aufgaben von meinem Vorgänger bekommen, wir haben viel gemeinschaftlich erarbeitet und an die Mannschaft weitergegeben. Ich konnte mir in den beiden Jahren unglaublich viel abschauen und habe viel über Eishockey gelernt.“
Sein Vorgänger war Thomas Popiesch (59), der in Bremerhaven bereits Legendenstatus genießt, da er mit dem Provinzverein mit kleinem Etat 2016 aufstieg und mit ihm in der vorigen Saison ins Playoff-Finale gegen Berlin kam, die Bremerhavener in neue Leistungsdimensionen brachte – und auch ein wenig Druck. Denn natürlich wünschen sich viele, dass es immer so weitergehen möge. Sulzer hat damit kein Problem, der Verein sei bodenständig geblieben, meinte er: „Wir gehen die Sache von hinten an und setzen uns als Erstes das Ziel, schnellstmöglich nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Dann schauen wir auf den zehnten Platz, dann auf den sechsten Platz – und so weiter.“ Den Abstieg kann er wohl schon streichen. Sechs Siege hat Bremerhaven bisher unter Sulzers Regie gefeiert, zweimal in der Verlängerung, einmal nach Penaltyschießen und zweimal in der regulären Spielzeit verloren.
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Den Trainerjob ist Sulzer, der mit einer Rheinländerin verheiratet ist und ein Haus in Refrath besitzt, zielstrebig angegangen. Nach seinem Karriereende in Köln im Jahr 2019 war er zunächst zwei Jahre Assistent in Crimmitschau in der DEL2, bevor er 2021 in Fischtown anheuerte – und wieder zwei Jahre brauchte, um dort Chef zu werden. Die Bremerhavener Mannschaft des Vorjahrs ist zwar mit neun Spielern verstärkt worden, in ihrem Stamm aber zusammengeblieben – und bei den Torhütern besonders stark besetzt. Mit dem Letten Kristers Gudlevskis (32), als bester DEL-Goalie 2023/24 ausgezeichnet, und dem Tölzer Maximilian Franzreb (28) können sie das beste Duo der Liga aufbieten. Franzreb führt das Ranking der Liga mit einer Fangquote von 95,63 Prozent an, Gudlevskis ist Fünfter (92,42). Die beiden teilen sich die Einsätze.
Neuer Manager und Nachfolger von Alfred Prey wurde zu Beginn der Spielzeit Sulzers Freund und Trauzeuge Sebastian Furchner (42). Die oft kritisierte Spezialität des Vereins aus dem Norden, ausländische Profis besonders schnell mit deutschen Pässen ausstatten zu lassen, scheint auch nach diesem Wechsel zu funktionieren. Jedenfalls wurden im Sommer der Norweger Markus Vikingstad und der Däne Nicholas B. Jensen eingebürgert, womit sie nicht mehr ins Ausländerkontingent des Klubs fallen. Eine freiwillige Verpflichtung in der DEL sieht vor, dass jedes Team elf Importspieler im Kader haben und neun pro Begegnung einsetzen darf. Bremerhaven hat neun Ausländer – und acht eingebürgerte Profis. Zum Vergleich: Bei den Haien sind es zehn Importspieler – und nur ein Neu-Deutscher, der Däne Frederik Storm. Um die Einbürgerung bewirbt sich zudem der Kanadier Louis-Marc Aubry.
Das Ziel des Gentlemen's Agreement, deutsche Spieler zu fördern, wird in Bremerhaven im Grunde ad absurdum geführt. Doch solange die Liga nichts dagegen hat, dass die Regel so ausgelegt wird, macht der Klub nichts falsch. Sulzer beschreibt seine Haltung dazu so: „Ich kann zu dem Vorwurf nur sagen, dass bei uns genauso viele U23-Spieler spielen wie in allen anderen DEL-Vereinen. Und wenn man die durchschnittliche Eiszeit der jungen, deutschen Spieler anschaut, dann glaube ich nicht, dass es einen Verein mit viel mehr durchschnittlicher Eiszeit dieser Spieler gibt.“ Er bezieht sich wohl auf Profis wie Maxim Rausch (21), der zuletzt beim 2:4 der Bremerhavener in Ingolstadt zwölf Minuten Eiszeit bekam. Zum anderen Punkt wolle er nur sagen: „Auch andere Vereine setzen eingedeutschte Spieler ein, nicht nur wir.“
Auf die Partie gegen die Haie freue er sich besonders, sagte Sulzer: „Die Haie haben in meinen Augen sehr hohe Qualität im Kader und sind auch, wie man gesehen hat, in der Lage, sehr gut zu spielen. Deshalb müssen wir uns sehr gut vorbereiten und bereit sein.“ Er unterhalte außerdem gute Kontakte nach Köln. Mit Moritz Müller spielte Sulzer in Köln zusammen, mit Maxi Kammerer in Düsseldorf. „Ich kenne auch ein paar Jungs von der Nationalmannschaft, wo ich als Trainer dabei bin“, sagte Sulzer weiter.
Die DEB-Auswahl ist seit 2022 sein zweites Betätigungsfeld. Auch im November wird er beim Deutschland Cup in Landshut im Einsatz sein. Als als Assistent des kanadischstämmigen Bundestrainers Harold Kreis.