Die Kölner Kapitänin ist beim Hockey-Bundesligisten eine Schlüsselfigur. Ihr Trainer gerät bei ihr ins Schwärmen.
HockeyVom Nationalteam verschmäht, in Köln gesetzt – Rebecca Grote geht für Rot-Weiss voran
Eine echte Kapitänin geht voran. Und das tut Rebecca Grote. Spiel für Spiel. „Ich kann mich kaum mal an eine schlechte Partie von ihr erinnern“, sagt Markus Lonnes. Für den Trainer des KTHC Rot-Weiss Köln ist die 30-Jährige „eine der prägendsten Spielerinnen der Bundesliga. Betzi nimmt in defensiver Hinsicht eine ganz zentrale Rolle bei uns ein und führt gleichzeitig Regie nach vorne. Sie ist komplett.“
Komplett, aber scheinbar nicht komplett genug für die Nationalmannschaft. 2019 erhielt sie als „Spätberufene“ unverhofft den letzten freien EM-Platz und wurde im belgischen Antwerpen prompt Vizeeuropameisterin. Doch im darauffolgenden Jahr platzte ihr Olympia-Traum. Bis heute ist sie außen vor. „Die Nicht-Nominierung für Tokio hat mich damals hart getroffen“, räumt Grote ein.
Kapitel Nationalmannschaft ist für Rebecca Grote beendet
Andererseits habe es anschließend „umso mehr Spaß mit Rot-Weiss gemacht. Ich konnte jedes Training, jedes Testspiel und auch die Hallensaisons mitnehmen.“ Heute hat sie längst einen Haken an ihre DHB-Karriere gemacht: „Selbst wenn ich aus heiterem Himmel einen Anruf vom Bundestrainer bekäme, würde ich Nein sagen. Das Kapitel ist für mich beendet. Mein ganzer Fokus liegt auf Rot-Weiss.“
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Zumindest in sportlicher Hinsicht. Denn mindestens genauso viel Zeit nimmt mittlerweile das Jurastudium in Anspruch. So viel Zeit, dass Grote ernsthaft über ein Karriereende im Sommer nachdenkt: „Ich ringe ehrlich gesagt noch mit mir. Klar ist: Der Zeitpunkt, an dem ich mich für den Beruf entscheiden werde, rückt näher.“
Rebecca Grote führt die Torschützenliste an
In Köln kämpft man um einen Verbleib seiner Führungsspielerin. „Ich hoffe, dass Betzi weitermacht“, sagt Lonnes. „Ihre Präsenz auf dem Platz ist enorm wichtig für uns.“ Darüber hinaus bilden Grote und Nike Lorenz hierzulande das gefährlichste Ecken-Duo. Dank ihrer Spezialdisziplin führt die RW-Kapitänin mit elf Treffern sogar die Bundesliga-Torschützenliste an. Früher traf sie auch regelmäßig aus dem Spiel heraus. „Ich kam als Stürmerin nach Köln“, erinnert sich Grote an ihre Zeit beim HC Essen und in der Jugendnationalmannschaft (32 Tore in 85 Länderspielen).
Bei Rot-Weiss lernte sie das Verteidigen – und das „total gerne. Ich bin eine Arbeiterin.“ Heute scheut sie keinen Zweikampf. Und keine Kampfansage. „Es ist höchste Zeit für den nächsten Titel“, sagt die Nummer neun. Neben Lea Stöckel und Torfrau Julia Sonntag ist sie die einzige Spielerin im RW-Kader, die den letzten Kölner Coup auf dem Feld (2014) miterlebte.
Köln trifft auf Harvestehude und München
Nicht zuletzt der jüngste Sieg beim Titelverteidiger Düsseldorfer HC (3:2) habe für einen „Ego-Boost“ gesorgt. In den anstehenden beiden Partien beim Harvestehuder THC (Sa., 14 Uhr) und gegen den Münchner SC (So., 14 Uhr) will Köln nun den ersten Platz in der West-Staffel behaupten. Auch ohne Nationalstürmerin Pia Maertens. „Ihr Ausfall ist ein Riesenverlust“, sagt Grote. „Pi war nicht nur unsere beste Torjägerin; nahezu jeder Angriff lief über sie. Aber nach ihrem Kreuzbandriss haben alle gefühlt noch ein paar Prozent draufgepackt.“
Lonnes ergänzt: „Wir müssen härter arbeiten als andere Topteams, erst recht nach Pis Ausfall.“ Der DHC, Mannheimer HC und Club an der Alster seien „nominell favorisiert. Aber der beste Kader wird nicht automatisch Deutscher Meister.“ So wie 2012, als die Kölnerinnen um Grote sogar das Double holten und sich im Feld gegen den vermeintlich übermächtigen UHC Hamburg durchsetzten. Elf Jahre später will Rot-Weiss wieder als Außenseiter reüssieren. Für Grote könnte es der letzte Anlauf sein.