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„Einige Spieler haben Eigenschaften für das Profiniveau“Sergi Runge ist bei Bayer 04 der Förderer von Francis Onyeka und Artem Stepanov

Lesezeit 4 Minuten
Hat Erfolg mit Bayers U19: Sergi Coral Runge

Hat Erfolg mit der U 19 von Bayer 04 Leverkusen: Sergi Runge

Artem Stepanov und Francis Onyeka gaben zuletzt ihr Profidebüt bei Bayer 04 Leverkusen. Entscheidenden Anteil daran hat Leverkusens U-19-Trainer.

Francis Onyeka gab bereits vor einigen Wochen im DFB-Pokal gegen den SV Elversberg sein Debüt für die Profis von Bayer 04 Leverkusen, am Dienstagabend folgte beim 5:0 gegen Salzburg die Premiere in der Champions League. Es war eine Partie, in der Trainer Xabi Alonso einem weiteren U-19-Spieler zum ersten Auftritt auf großer Bühne verhalf: Der ukrainische Angreifer Artem Stepanov erhielt in der letzten Viertelstunde die Chance, sich zu beweisen. „Es ist schön, dass sich die beiden an dieses Spiel erinnern werden. Wir brauchten sie in diesem Moment, um eine gute Energie auf den Platz zu bringen. Alle Spieler brauchen eine erste Möglichkeit, sich zu zeigen. Das war ein schöner Moment für alle“, lobte Alonso.

Sergi Runge als Erfolgsfaktor

Bereits vor etwa einem Jahr betonte Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes im Interview mit dem „Kölner-Stadt-Anzeiger“, dass Leverkusen verstärkt auf Eigengewächse setzen wolle, obwohl der Klub seine Reserve-Mannschaft 2014 aufgelöst hat und so auf eine direkte Talentschmiede verzichten muss.

Das Augenmerk liegt daher auf der U-19-Mannschaft, die unter der Leitung von Coach Sergi Runge steht. Der 30-Jährige, der bereits als Trainer der U 16 beim FC Barcelona in der namhaften „La Masia“-Akademie tätig war, macht auf nationaler und internationaler Ebene auf sich und sein Team aufmerksam. Der Katalane lässt ballbesitzorientiert spielen, mit vielen kurzen Pässen, aber auch der nötigen Konsequenz vor dem Tor. So standen die B-Junioren in der vergangenen Saison im Finale um die Deutsche Meisterschaft, verloren jedoch mit 2:3 gegen Borussia Dortmund. Zuvor war der letzte große Erfolg die deutsche U-17-Meisterschaft im Jahr 2016.

Sergi Runge und Xabi Alonso sind bei Bayer 04 im engen Austausch

„Es ist eine sehr talentierte und junge Mannschaft. Wir sind eine Mannschaft mit guten Spielern auf allen Positionen. Unsere Arbeit ist seriös, sodass wir in dieser, aber auch in der vergangenen Saison keine zwei bis drei schlechten Spiele hintereinander gehabt haben“, erklärt Runge. Aktuell rangiert die U 19 auf dem zweiten Platz in der DFB-Nachwuchsliga, acht Punkte hinter Tabellenführer Mönchengladbach, jedoch mit einem Spiel weniger.

In der Youth League gab es Siege gegen renommierte Jugendabteilungen wie jene von Feyenoord Rotterdam (2:1) und des AC Mailand (3:1), ein Remis gegen Brest (1:1) sowie zwei Niederlagen gegen Liverpool (1:4) und RB Salzburg (0:1). Noch vor zwei Jahren war die Bilanz eine deutlich andere: In einer Gruppe mit dem FC Brügge, dem FC Porto und Atlético Madrid gab es sechs Niederlagen in sechs Spielen, mit einer schwachen Tordifferenz von 3:18.

Den positiven Trend, seien es Ergebnisse oder spielerische Entwicklungen, führt der Katalane auf eine konsequente Förderung zurück: „Wir reden viel über die Beziehungen auf dem Platz. Jeder kann seine individuelle Klasse am Ende zeigen, aber dafür braucht es eine gute Chemie in der Mannschaft. Deshalb versuchen wir das mitzugeben, damit jeder Spieler seine Stärken und seine Leistungen ausnutzen kann.“

Wir reden viel über die Beziehungen auf dem Platz. Jeder kann seine individuelle Klasse am Ende zeigen, aber dafür braucht es eine gute Chemie.
Sergi Runge, U19-Trainer von Bayer 04 Leverkusen

Um die Integration von Talenten in den Profikader nahtlos zu gestalten, pflegt Runge einen engen Austausch mit Erfolgstrainer Xabi Alonso und dessen Trainerteam. „Kommunikation ist da, insbesondere über die Spieler selbst und während internationalen Perioden, wenn Nachwuchsspieler im Training der Profis mittrainieren dürfen. Um den Übergang in die Profimannschaft zu erleichtern, arbeiten wir körperlich so viel wie möglich mit der Athletikabteilung der Profis zusammen“, erklärt Runge. Welche Spieler in die erste Mannschaft aufrücken könnten, lässt der Trainer offen, hebt jedoch hervor: „Wir haben einige Spieler, die gute Voraussetzungen und Merkmale mit sich bringen, die man für das Profiniveau braucht.“

Sergi Runge lobt Entwicklung des Nachwuchses von Bayer 04

Neben der Verpflichtung des italienischen Abwehrjuwels Andrea Natali im Sommer, einem der vielversprechendsten Innenverteidiger-Talente auf europäischer Ebene, reifen weitere Talente der U 19 heran: Stürmer Artem Stepanov, Kapitän Francesco Buono, die Mensah-Brüder oder Kerim Alajbegovic, der wie Onyeka schon mehrfach im Spieltagskader stand, könnten in Zukunft Plätze im Profikader der Leverkusener einnehmen. „Von Saison zu Saison war bei uns eine Weiterentwicklung zu erkennen. Mit dem neuen Leistungszentrum-Leiter Jefta Bresser folgte ein großer Schritt. Die Entwicklung ist sehr positiv“, so Runge. Leverkusen verpflichtete Bresser als Ersatz für Nachwuchs-Chef Thomas Eichin vom holländischen Zweitligisten De Graafschap. Dort war Bresser bekannt dafür, junge Spieler in den Profikader zu integrieren.

Die U 19 scheint auf einem guten Weg zu sein, nicht zuletzt dank des Engagements von Trainer Sergi Runge. Der Spanier bringt innovative Ansätze und eine klare Linie in die Ausbildung ein – und ist damit selbst ein aufstrebendes Talent an der Seitenlinie, dessen Weg aufmerksam von den Bayer-Verantwortlichen sowie von Außenstehenden verfolgt werden dürfte. Runge zeigt sich vorerst jedoch zufrieden mit seiner Rolle bei Bayer: „Natürlich würde ich gerne irgendwann mal im Profibereich als Trainer tätig sein. Ich liebe meinen Job und Beruf. Ich probiere gerne neue Dinge aus, war in Costa Rica, Spanien und Deutschland. Aber ich bin jung, ich habe keinen Stress. Mit meinem aktuellen Job bin ich sehr zufrieden. Und wir haben schließlich hier noch viel vor.“