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BasketballMassives Verletzungspech beeinträchtigt die Saison der Orthomol Wings Leverkusen

Lesezeit 4 Minuten
09.03.2024, Basketball-Wings Leverkusen-Göttingen

links. TR: Boris Kaminski (Wings)
mitte: Myah Taylor (Wings)
rechts: Mante Kvederaviciüte (Wings)

Foto: Uli Herhaus

Wings-Trainer Boris Kaminski im Gespräch mit Myah Taylor.

Trainer Boris Kaminski beendet mit seinem Bundesliga-Team die Spielzeit 2023/2024 auf dem letzten Platz.

Die Saison der Orthomol Wings ist nun schon etwas länger beendet. Während die Playoffs in der 1. Basketball-Bundesliga der Damen laufen, hat sich das Team der Wings schon in alle Richtungen zerstreut. Die Importspielerinnen Jamie Cherry und Myah Taylor sind schon längst wieder in ihre Heimat abgereist, die anderen Akteurinnen pausieren oder trainieren, um nicht außer Form zu geraten.

Warum ist die Saison für den Aufsteiger so verlaufen, wie sie verlaufen ist? Warum landeten die Wings auf einem Abstiegsplatz?

Fast jede Leverkusener Spielerin fiel im Laufe der Saison aus

Leonie Schütter, Erin Jones, Sarah Gates, Maria Blazejewski, Tea Adams, Lea Wolff, Mante Kvederaviciute, Luca Marré, Lisa Koop, Greta Kröger. Das war und ist der nahezu komplette Kader des Leverkusener Erstligisten und zugleich nennt diese Auflistung die Spielerinnen der Wings, die während dieser Saison mindestens für ein paar Spiele ausfielen; maximal jedoch verletzungsbedingt überhaupt nicht mehr zum Einsatz kamen.

03.09.2023, Basketball-BBZ opladen-CBV Binnenland

links: Carlotta Ellenrieder (Opladen)
mitte: Sarah gates (Opladen)

Foto: Uli Herhaus

Sarah Gates (Mitte) sollte eine besondere Rolle im Team der Wings einnehmen, fiel aber mit einem Kreuzbandriss aus.

Eine besondere Rolle im Kader des Teams von Headcoach Boris Kaminski und Co-Trainer Patrick Reusch sollten die Importe spielen. Und die lieferten zu Beginn auch vielversprechende Leistungen ab. Aus den ersten vier Partien holten die Wings zwei Siege, beide daheim. In Freiburg hatten sie im letzten Viertel noch vorne gelegen, mussten sich dann aber doch geschlagen geben.

Nach dem Spiel in Freiburg saßen wir zusammen und die Spielerinnen haben zuversichtlich die Teilnahme an den Playoffs angesprochen. Ich habe mich über die Zuversicht und den Mut der Spielerinnen gefreut
Boris Kamninski, Trainer der Orthomol Wings Leverkusen

„Nach diesem Spiel saßen wir, als wir zu einem Training nicht in unsere Halle kamen, als Team zusammen, haben über das letzte Spiel gesprochen. Dabei haben die Spielerinnen zuversichtlich die Teilnahme an den Playoffs angesprochen, weil wir gut und gerne auch mit einer Bilanz von 3:1 hätten starten können. Ich erinnere mich noch sehr gut an dieses Treffen, weil ich mich über die Zuversicht und den Mut der Spielerinnen gefreut habe“, erzählt Boris Kaminski.

In Sarah Gates und Maria Blazejewski kamen beide Top-Scorerinnen nicht mehr zum Einsatz

Doch die Zuversicht der Akteurinnen wurde von der Realität sehr schnell eingeholt und zurechtgestutzt. Vor allem die Importspielerinnen, die als Führungspersönlichkeiten in den Partien und während des Trainings fungieren sollten, quälten sich mit Schmerzen in den Einheiten oder fielen früh (Sarah Gates mit einem Kreuzbandriss) komplett aus. Das machte etwas mit der Mannschaft. Auch emotional.

Als Sarah Gates in die Kabine kam und dem Team mitteilte, dass sie einen Kreuzbandriss hat und nicht mehr spielen wird, hat das die Spielerinnen emotional sehr getroffen. Ebenso, als Maria Blazejewski der Mannschaft verkündete, dass sie zurück in die Staaten fliegen würde. Da flossen viele Tränen“, erinnert sich der Wings-Trainer. Gates und Blazejewski waren übrigens die besten Scorerinnen des Teams.

Eine Corona-Welle belastet das Leverkusener Team zusätzlich

Im November wurden die Orthomol Wings zudem noch massiv von einer Corona-Welle erfasst. Auf der Rückfahrt von einem Auswärtsspiel steckten sich viele Spielerinnen an, hatten Fieber und andere Symptome, fielen ein paar Wochen aus. Die Mannschaft kam total aus dem Rhythmus, musste in dieser Phase in Hin- und Rückspiel gegen einige Spitzenteams der Liga antreten; „da haben wir ein paar Mal richtig was auf die Glocke bekommen“, erinnert sich Kaminski.

Für ihn waren die Resultate in dieser Phase und auch die danach folgenden negativen Ergebnisse keine Überraschung: „Nach dieser Erkrankungswelle hatten wir gegenüber unseren Gegnern einen Rückstand von knapp 1,5 Monaten; das war angesichts unserer ohnehin personell geschwächten Mannschaft nicht wegzustecken.“

Aber auch für das Trainergespann war diese Saison der permanenten Ausfälle nicht einfach zu verarbeiten. „Ich hatte so eine Situation wie in dieser Spielzeit in meiner langen Karriere noch nie. Dass mal ein oder zwei Spielerinnen ausfallen, ist normal. Aber diese Vielzahl war unglaublich. Mitunter waren nur drei oder vier Spielerinnen in der Halle, so kann man natürlich nicht auf ein Spiel vorbereiten. Aber genau das mussten wir ja trotzdem machen. Wir haben versucht, das Ganze auch mit ein bisschen Galgenhumor zu nehmen“, berichtet Kaminski.

Als die beiden neuen Importe Jamie Cherry und Myah Taylor verpflichtet worden waren, mussten diese ins Team integriert werden; dazu kamen dann am Ende die Ausfälle von Lisa Koop, der einzigen Centerin mit Bundesliga-Erfahrung, sowie Aufbau Greta Kröger, die in den letzten Partien vor ihrer Verletzung eine starke Form bewiesen hatte.

Zum Abschluss feiern die Orthomol Wings Leverkusen zwei Heimsiege

„Wir haben in dieser Phase junge Spielerinnen von unseren Kooperationspartnern zur Unterstützung geholt. Als Coaches mussten wir dann alles einfacher gestalten, weil wir ja gar keine Zeit hatten“, so der Wings-Trainer. Dass diese Maßnahme Früchte trug, zeigten die letzten Resultate: Nachdem die Leverkusenerinnen ihre ersten beiden Heimspiele gewonnen hatten, legten sie am Ende der Saison in den beiden letzten Begegnungen vor heimischer Kulisse gegen Freiburg und Göttingen mit zwei Erfolgen nach. Und das ohne Koop, Kröger und Schütter. Erstaunlich.

Leonie Schütter ist ein Beispiel dafür, was in der abgelaufenen Meisterschaftsrunde personell aus dem Ruder lief: Schütter sollte als deutsche Leistungsträgerin pro Partie um die 20 Minuten auf dem Feld stehen und war mit durchschnittlich acht bis zehn Punkten eingeplant. Doch daraus wurde nichts. Bei der Leistungsdiagnostik vor dem Start zog sie sich einen Muskelbündelriss zu, fiel wochenlang aus. Dann kam sie für wenige Partien zurück, verletzte sich danach erneut; anschließend kam sie schwangerschaftsbedingt nicht mehr zum Einsatz.