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Starker KeeperBen Voll überzeugt bei Viktoria Köln mit seiner Bärenruhe

Lesezeit 4 Minuten
Ein Fußball-Torhüter pariert einen Ball.

Ben Voll hat beim FC Viktoria eine starke Hinrunde gespielt.

Besonders in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den FC Bayern München erbringt der 21-Jährige den Beweis seiner Qualitäten.

Es war ein Abend wie gemalt für Ben Voll und den FC Viktoria Köln. An jenem 31. August, einem Mittwoch im Spätsommer, war es noch in der Dämmerung angenehm warm, ein Großteil der Zuschauer im Rhein-Energie-Stadion im Kölner Stadtteil Müngersdorf hatte sich in kurzärmlige Trikots gewandet; viele in Jerseys des FC Bayern München, einige aber auch in den Dress der Viktoria, die am letzten Augusttag in der 1. Runde des DFB-Pokals als Außenseiter die großen Bayern empfing.

50 000 Menschen waren in die für einen Drittligisten eigentlich viel zu gewaltige Arena gepilgert, die Heimspielstätte des 1. FC Köln war ausverkauft, der familiäre Klub von der anderen Rheinseite stand schon Tage vor dem Hit gegen den Rekordmeister Kopf.

Zwei Fußballspieler geben sich nach einem Spiel die Hand und lächeln.

Viktoria-Keeper Ben Voll (rechts) verdiente sich in der DFB-Pokalpartie gegen den FC Bayern den Respekt seiner Gegenspieler. Hier gratuliert ihm Serge Gnabry zu einer starken Leistung vor 50 000 Zuschauern in Müngersdorf.

Zumindest einer behielt im tosenden Stadion aber die Ruhe: Ben Voll, Viktorias neue Nummer eins, betrat das weite Rund mit einem verschmitzten Grinsen, wirkte abgeklärt bis in die Haarspitzen und ließ sich von all dem Rummel kaum aus der Fassung bringen. „Nervös war ich tatsächlich gar nicht“, bemerkt der 21-jährige Keeper einige Monate nach dem Schlager gegen den FC Bayern in gewohnt sachlicher Manier. „Wir sind ja auch direkt gut ins Spiel gekommen.“

Eine Ergänzung, die abgesehen von einer wie aufgedreht kämpfenden Mannschaft vornehmlich auf Ben Voll selbst zutraf: Der gebürtige Bergisch Gladbacher, der vor seinem Wechsel zum FC Viktoria drei Jahre bei Hansa Rostock unter Vertrag gestanden hatte, an der Ostsee aber nicht an Stammtorwart Markus Kolke vorbeigekommen war, hielt fantastisch.

Ein Fußballtrainer reckt nach einem Spiel zufrieden den Daumen in die Höhe.

Viktoria-Trainer Olaf Janßen lobt seinen Torhüter Ben Voll.

Er flog artistisch durch den Kölner Kasten und entnervte die Münchener Stars im Minutentakt: Paraden gegen Mathys Tel, Thomas Müller, Sadio Mané und Joshua Kimmich in der ersten halben Stunde rangen trotz eines finalen 0:5 gegen die bayerischen Ausnahmekönner auch prominenten Gegnern wie etwa Leon Goretzka Hochachtung ab: „Er hat die Chance genutzt und vor so vielen Zuschauern das Spiel seines Lebens gemacht“, adelte der Nationalspieler den jungen Rheinländer, der dennoch auf dem Boden blieb: „Ich kenne keinen Torwart, der wirklich glücklich ist, wenn er fünf Dinger frisst“, sagte der 1,95 Meter-Mann.

Die Partie gegen den FC Bayern ist für das Talent zwischen Kölns Pfosten inzwischen längst Geschichte: „Mit Sicherheit war es ein Abend, den man nicht so schnell vergisst“, betont der Keeper. „Allerdings haben wir danach schon so viele andere intensive Spiele gehabt, sodass dieses Duell mittlerweile schon sehr weit weg wirkt.“

Das sagt jemand, der mit 13 gehaltenen Schüssen gegen den Deutschen Meister aufwarten konnte und somit die meisten Paraden aller Torhüter in der ersten Hauptrunde gezeigt hatte.

Wir haben einen Torwart, der mit allen Fähigkeiten ausgestattet ist, die einen richtig guten Keeper auszeichnen
Olaf Janßen, Trainer des FC Viktoria Köln

Später, als die Bayern-Stars durch die Katakomben des Stadions schritten, hatte Ben Voll noch eine Begegnung der besonderen Art: Der inzwischen mit 16 Drittliga-Einsätzen notierte Torhüter schnappte sich am Ende des Tages noch das Trikot von Manuel Neuer, wobei Kölns Stammkeeper auch das Zusammentreffen mit Deutschlands Nummer eins eher unterkühlt wiedergibt: „Er hat nicht viel gesagt, wir haben uns nur kurz abgeklatscht und dann die Trikots getauscht.“

Gewohnt nüchtern eben, so wird er auch von seinem Trainer Olaf Janßen beschrieben: „Ben hat eine Bärenruhe, und das ist auch nicht gespielt“, meint Janßen, der den jungen Tormann bereits in der Sommer-Vorbereitung in den höchsten Tönen lobte. „Wir haben einen prima Torwart, der mit allen Fähigkeiten ausgestattet ist, die einen richtig guten Keeper auszeichnen.“

Bereits mit 14 Jahren hatte es das Talent zur Viktoria in den Osten Kölns verschlagen, für die U 17 der Rechtsrheinischen absolvierte Voll insgesamt 16 Spiele in der Junioren-Bundesliga. Der 86 Kilogramm schwere Profi hat also durchaus eine emotionale Bindung zu seinem Heimatverein, zu dem er nach Stationen bei Alemannia Aachen und eben Rostock vor einigen Monaten zurückgekehrt ist. „Dieses familiäre Umfeld hier im Verein hat wirklich Seltenheitswert“, bekundet der 21-Jährige. „Priorität hatte für mich, eine realistische Chance auf Spielminuten zu bekommen. Dass ich die ausgerechnet in meiner Heimat erhalte, rundet das Ganze ab.“

Bis 2024 hat der mittlerweile zu den stärksten Torhütern der Dritten Liga gereifte „Stoiker“ bei der Viktoria noch einen Vertrag; was anschließend geschieht, spielt für den besonnenen Rheinländer offenbar nur beiläufig eine Rolle: „Erst einmal geht es darum, gut in die Rückrunde zu starten und an die Form der vergangenen Wochen anzuknüpfen. Alles andere sieht man dann.“

Träume hat der Hüne zwischen Viktorias Pfosten, der in seiner Kindheit René Adler zum Vorbild hatte, natürlich auch – kein Wunder für einen aufstrebenden Berufsfußballer: „In der Bundesliga zu spielen, ist wohl ein Traum, den jeder junge Drittligakicker irgendwo in seinem Hinterkopf hat“, äußert der Rheinländer. „Auch wenn das alles noch sehr weit weg ist.“ Wenn Ben Voll allerdings derart glänzt, wie am Abend des 31. August, dürfte einer großen Torhüter-Karriere eigentlich nichts im Wege stehen.