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Unfall auf A1Vorwurf an Frechener Klinik – Opfer wartet wohl stundenlang auf Arzt

Lesezeit 3 Minuten
Lövenich Agentur

Bei dem Unfall im Lövenicher Tunnel wurden drei Personen teils schwer verletzt.

Frechen/Köln – Die Wucht des Aufpralls war enorm: Mika Seifert, der aus Pulheim stammt und derzeit im Siegerland lebt, war am Dienstag in die Massenkarambolage auf der A1 im Lövenicher Autobahntunnel verwickelt. Ungebremst war ein Lastwagen am Stauende auf sein Auto gefahren. Was dem 39-jährigen Geiger aber fast am meisten in den Knochen steckt, sind die Erlebnisse, die er danach im Frechener St.-Katharinen-Hospital gemacht hat.

„Ich habe einen Kollegen in Köln abgeholt, und wir wollten danach mit 30 wertvollen Geigenbögen zu einem Gutachter nach Brüssel fahren“, berichtet der Musiker. Im Autobahntunnel sei er mit Tempo 30 auf das Stauende zugefahren, als er gesehen habe, dass sich von hinten ein Lkw mit hohem Tempo näherte.

Geistesgegenwärtig riss Seifert das Lenkrad nach rechts; eine Kollision ließ sich zwar nicht verhindern, aber als der Lastwagen mit hoher Geschwindigkeit auf sein Auto prallte, wurde es zumindest nicht unter den vor ihm fahrenden Transporter geschoben. Die beiden Musiker wurden deswegen nicht im Auto eingequetscht und konnten sich selbst aus dem Wagen befreien.

Unfall auf A1: Betroffener muss in Klinik stundenlang warten

Beide wurden nach etwa zwei Stunden mit dem Rettungswagen ins Frechener Krankenhaus gebracht, nachdem in Folge der Massenkarambolage zunächst die Schwerverletzten versorgt worden waren. Doch wie Mika Seifert berichtet, musste er dort mehr als fünf Stunden warten, ohne dass er von einem Arzt untersucht worden wäre.

Der völlig zerstörte Unfallwagen von Mika Seifert nach dem Unfall im Lövenicher Tunnel auf der A1.

Für Dr. Frank Seifert, den Vater des Musikers, ist das schlichtweg ein Unding: „Durch die Wucht des Aufpralls hätte es auch zu Verletzungen bis hin zu Gefäßabrissen kommen können, die nicht unmittelbar zu erkennen sind.“

Dr. Seifert ist Allgemeinmediziner und war nach dem Unfall von seinem Wohnort in der Eifel gleich zu seinem Sohn ins Frechener Krankenhaus geeilt. Er habe einer Krankenschwester in der Notaufnahme mitgeteilt, dass die beiden in den schweren Unfall in Lövenich verwickelt gewesen seien, und er habe auch ein Foto des völlig demolierten Autos gezeigt. „Ich wollte damit die Ernsthaftigkeit der Situation und auch eine gewisse Dringlichkeit für eine fachliche Untersuchung zum Ausdruck bringen“, sagt der Vater.

Vater von Unfallopfer: „Eklatantes Organisationsversagen“

Doch es geschah nichts. „Nachdem bis 17.30 Uhr, also siebeneinhalb Stunden nach dem Einschlag, noch keinerlei ärztliche Untersuchung erfolgt war, packte mich nur noch Wut über diese unhaltbaren Zustände“, berichtet Frank Seifert. Er spricht von einem „eklatanten Organisationsversagen“.

Lautstark habe er sich in der Notaufnahme beschwert, woraufhin ihn eine Internistin in einen Nebenraum habe bringen wollen. „Stattdessen habe ich die beiden Patienten mit meinem Auto zum Krankenhaus St. Elisabeth nach Köln-Lindenthal gefahren“, berichtet der Mediziner. Dort seien sie zügig und professionell untersucht worden.

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Wie das Frechener Krankenhaus auf Anfrage mitteilt, sei der Patient „triagiert“ worden. Gemeint ist damit eine erste Begutachtung, in der festgestellt wird, wie schwerwiegend die Verletzungen sind und in welcher Reihenfolge die Patienten behandelt werden. Bei Mika Seifert sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass dringendere Fälle zuerst hätten behandelt werden müssen. In der Notaufnahme seien zu diesem Zeitpunkt viele dringende Fälle vorzuziehen gewesen.

„Bin in Frechen gar nicht von einem Arzt untersucht worden“

Mika Seifert widerspricht: „Ich bin in Frechen überhaupt nicht von einem Arzt untersucht worden.“ Die Unterschiede zwischen den beiden Krankenhäusern seien eklatant gewesen. Der Verdacht auf innere Verletzungen hat sich glücklicherweise nicht bestätigt. Mika Seifert und sein Beifahrer haben Prellungen und Blutergüsse erlitten, und sie haben nach dem Aufprall Probleme mit dem Halswirbel.

Die wertvollen Geigenbögen konnten sie retten. „Die Kisten, in denen wir sie transportiert haben, waren völlig demoliert“, berichtet Mika Seifert: „Aber die Bögen konnten wir unbeschadet aus dem zerstörten Auto herausziehen.“