Köln – Keine Angst. Diese Soldaten schießen garantiert nur mit Kamelle: 111 lebensgroße Soldaten aus Holz in grün-gelber Uniform bezogen am Mittwochmittag für wenige Stunden Stellung auf der rechtsrheinischen Rampe der Hohenzollernbrücke – als Karnevals-Kameraden mit sozialem Auftrag. Anlässlich des 111-jährigen Bestehens des Reiterkorps wurden sie von der Ehrengarde der Stadt Köln bei dem Kölner Künstler Anton Fuchs in Auftrag gegeben. Die Idee kam Präsident Frank Remagen und Projektleiter Michael Schillings bei einem Besuch in dessen Atelier, wo zu der Zeit drei ähnliche Exemplare entstanden, die das Dreigestirn darstellen. „Eine schöne Idee“, fand Schillings. „Aber leider in den falschen Farben.“ 111 sollten es sein – und natürlich in Grün-Gelb. Nach einem ganzen Jahr Arbeit sind sie nun fertig.
Spendenziel: 111 000 Euro
Die Unikate bestehen aus echt kölschem Holz von Bäumen aus dem Stadtwald. Und um die Frage gleich vorwegzunehmen: Nein, für sie ist kein Baum unschuldig gestorben, wie Fuchs betonte. Alle Pappeln und Fichten seien im Rahmen der üblichen Flurbereinigung gefallen. „Das waren Bäume aus dem Forstbotanischen Garten, die wir damit vor dem Feuertod als Kaminholz gerettet haben.“ Mit der Kettensäge schnitt Fuchs sie zunächst grob zurecht, bevor er sie dann schnitzte. Bemalt wurden sie von der Künstlerin Heike Haupt.
Doch der künstlerische Auftrag des Reiterkorps erging nicht, um sich selbst zu feiern, wie Präsident Frank Remagen bei Kaiserwetter verkündete. Die aufsehenerregenden Skulpturen, die am Mittwoch bereits beliebtes Fotomotiv für Touristen waren, sollen als Friedensarmee in und über Köln hinaus auf Reisen gehen, um die Botschaft des Karnevals als „schönste Art der Völkerverständigung“ zu transportieren.
Zudem werden die Unikate für einen vierstelligen Betrag an Interessierte verkauft, die darüber hinaus um eine freiwillige Spende gebeten werden. Das Geld geht an die „Kölner Stadt-Anzeiger“-Aktion für Kinder und Jugendliche in Not, die sich derzeit dem Thema Bildungsarmut widmet. Ziel ist eine Spende von 111 000 Euro. 96 Exemplare sind schon vergeben und werden Aschermittwoch 2014, nach Abschluss ihrer Mission, den Eigentümern übergeben.
„Aufhören, wenn es am schönsten ist“
Ihr erster Marschbefehl wird die Friedensarmee nach Münster führen, wo Oberbürgermeister Jürgen Roters am 1. Dezember zum „Ehrengeist“ der dortigen Karnevalsgesellschaft Böse Geister ernannt wird. Dann schlägt die Kölner Holzarmee ihr Lager im Rathaus des Westfälischen Friedens auf.
Die Finanzierung ihres Transports dorthin und die äußerst aufwendige Logistik garantieren Sponsoren wie Audi und die Schreinerei Jung. „Und wir suchen noch weitere Firmen, die uns unterstützen wollen. Davon wird abhängen, wohin die Reise sonst noch gehen kann.“ Für Frank Remagen geht mit der Jubiläumssession seine zehnjährige Amtszeit als Präsident zu Ende.
Er will in die zweite Reihe zurücktreten. „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist“, sagt er. Ein Nachfolger steht noch nicht fest. „Es steht keiner Schlange.“ Nur so viel ist wahrscheinlich: Es wird einer aus echtem kölschen Holz.
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