AboAbonnieren

wünschdirwasKölner Verein erfüllt schwerkranken Teenagerin einen Traum

Lesezeit 5 Minuten
Die Teenagerin Franziska steht mit einer Trophäe ihrer Kölner Lieblingsband am Bahngleis des Deutzer Bahnhofs.

Der Verein „wünsch dir was“ ermöglichte Franziska nach einer Hirnblutung ein Treffen mit ihrer Kölner Lieblingsband.

Der Kölner Verein „wünschdirwas“ erfüllte einer schwerkranken 17-Jährigen ihren größten Wunsch: Ihre Lieblingsmusiker zu treffen.

„Ich hatte mit 17 Jahren eine Hirnblutung und konnte von heute auf morgen nicht mehr sprechen, lesen, schreiben und verstehen. Die Ärzte diagnostizierten eine Aphasie, man kennt diese Symptome eher bei Menschen mit einem Schlaganfall, bei mir kam später noch eine Sehbehinderung hinzu“, sagt die heute 20-jährige Franziska.

Damals, vor drei Jahren, brach für die Teenagerin, die kurz vor dem Abitur stand, eine Welt zusammen. Franziskas Gehirn war so stark geschädigt, dass sie mit ihrer Umwelt nicht mehr kommunizieren konnte, viel Zeit in Kliniken verbrachte, drei Jahre lang unzählige Sprachtherapien mitmachen musste, um täglich hart daran zu arbeiten, wieder sprechen zu lernen.

Die Musik der Paveier gab mir damals Kraft und Hoffnung. Ihre Lieder waren trotz Aphasie immer noch präsent. Sobald ein Lied erklang, habe ich sofort mitgesungen - obwohl ich noch nicht mal meinen Namen aussprechen konnte
Franziska, 20

„Die Musik der Paveier gab mir damals Kraft und Hoffnung. Ihre Lieder, ihre Texte waren trotz Aphasie immer noch präsent. Sobald ein Lied erklang, besonders mein Lieblingslied: Heimat es jo nit bloß e Woot nur…, habe ich sofort mitgesungen und das, obwohl ich noch nicht mal meinen Namen aussprechen konnte“, sagt Franziska, die schon als kleines Mädchen im Kinderchor mit den Paveiern bei der „Kölschen Weihnacht“ auf der Bühne gestanden hatte. Aber eben nur als eine unter vielen.

Alles zum Thema Paveier

Kölner Verein kooperiert bundesweit mit mehr als 100 Kliniken

In der Rehaklinik entstand bei Franziska der Wunsch, die Paveier persönlich zu treffen. Gewünscht, getan: Der Verein „wünschdirwas“, der bundesweit in enger Kooperation mit über 100 Krankenhäusern, Arztpraxen und Hospizen versucht, die sehnlichsten Wünsche kranker Menschen zu erfüllen, ermöglichte der jungen Frau dieses Treffen. Sie wurde nach Köln ins Tonstudio der Band eingeladen und durfte ihre Lieblingsmusiker hautnah erleben.

Seit 34 Jahren Wunscherfüller von schwerkranken Kindern

„wünschdirwas“ erfüllt seit mehr als 34 Jahren schwerkranken Kindern und Jugendlichen zwischen drei und 18 Jahren Herzenswünsche. Die Bandbreite reicht von einem Stofftier, das sich die Eltern nicht leisten können, über das Füttern von Giraffen, den Besuch bei einer Polizeihundestaffel, bis hin zu einem Treffen mit einem Prominenten — oder der Lieblingsband. Je nach Umfang kann die Wunscherfüllung schnell gehen oder auch lange dauern.

Es gibt Wünsche, die käuflich zu erwerben sind, wie ein Besuch im Zoo. Wenn die Eltern des schwerkranken Kindes dafür kein Geld haben, finanziert der Verein die Tickets für die gesamte Familie. Bei dem Wunsch, einmal einen Parabelflug zu machen, im Cockpit eines Jumbos neben einem echten Flugkapitän zu sitzen oder einen Promi zu treffen, wird es schon mal kompliziert — und langwierig.

Wir möchten den Kindern während der langen Behandlung Hoffnung und Mut machen. Allein die Wartezeit zwischen der Wunschäußerung und dem Tag, an dem der Wunsch erfüllt wird, hat eine positive Auswirkung auf den Heilungsprozess
Nina Saure, Vorstandsvorsitzende von „wünschdirwas e.V.“

„Im schnellsten Fall dauert es zwei Wochen von der Wunschäußerung bis zu seiner Erfüllung. In komplizierten Fällen leider auch mal Jahre. Ich habe einen Wunsch seit sechs Jahren auf dem Schreibtisch, aber er ist nicht vergessen. Ein damals 18-jähriger Patient hat sich ein Treffen mit einem bekannten Tennisstar gewünscht. Das Wunschkind ist inzwischen 25, aber leider hat es bislang nicht geklappt, denn sein Tennisidol ist permanent weltweit unterwegs und während der Pandemie ging ja ohnehin gar nichts. Ich bleibe aber dran“, versichert Nina Saure. Die ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende von „wünschdirwas“ zeigt sich optimistisch, auch hierbei am Ende erfolgreich zu sein.

365 Wünsche pro Jahr für 550.000 Euro

Der in Köln ansässige Verein erhält keine öffentlichen Gelder, er finanziert sich ausschließlich aus Spenden. Das jährliche Budget liegt bei rund 550.000 Euro, davon werden im Schnitt pro Jahr 365 Wünsche erfüllt. Ziel ist es, zum Wohle der schwerkranken Kinder und Jugendlichen, alle Wünsche zu ermöglichen. Die müssen aber im finanziell machbaren Rahmen bleiben; der Parabelflug etwa ist mit 12.000 Euro zu teuer und bleibt deshalb leider unerfüllt. Ein Einzelfall.

„Bei der Wunscherfüllung erleben wir auch seitens der Personen, die sie vor Ort organisieren, fantastische Ideen. Ein kleiner Junge wünschte sich, dem Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei bei der Arbeit zuzuschauen. Da so etwas viel zu gefährlich ist, hat die Kölner SEK-Abteilung eine Geiselnahme fingiert. Der Junge wurde in eine kugelsichere Montur gesteckt und hat dann gemeinsam mit dem SEK-Polizisten einen Teddy aus der Geiselhaft befreit. So strahlende Kinderaugen habe ich selten gesehen“, sagt Nina Saure.

Wunscherfüllung als Hilfe im Heilungsprozess

„Die Kinder, deren Wünsche wir erfüllen, müssen schwer krank sein, aber nicht sterbenskrank. Das klingt befremdlich, steht aber in unseren Statuten. Wir sagen auch ganz deutlich, dass es bei uns nicht um einen letzten Wunsch geht. Im Gegenteil: wir möchten den Kindern und Jugendlichen während der oft langen ärztlichen Behandlung Hoffnung und Mut machen. Allein die Wartezeit zwischen der Wunschäußerung und dem Tag, an dem der Wunsch erfüllt wird, hat eine positive Auswirkung auf den Heilungsprozess“, sagt Nina Saure.

Wissenschaftliche Studien geben ihr Recht: Demnach kann ein einziger Tag, an dem etwas besonders Schönes passiert, und an dem in Folge viele Glückshormone ausgeschüttet werden, eine nachhaltig positive Wirkung auf die Gesundung der Patientinnen und Patienten haben.„wünschdirwas“ arbeitet bewusst mit Krankenhäusern, Arztpraxen und Hospizdiensten zusammen, um zu gewährleisten, dass die ärztliche Diagnose, die bei der Wunschäußerung mit angegeben werden muss, auch korrekt ist. Betroffene Kinder haben onkologische oder kardiologische Erkrankungen. Sie sind blind oder gehörlos. Leiden unter psychischen Störungen oder haben andere Handicaps, die ihr Alltagsleben schwer einschränken.

10.000 Herzenswünsche in mehr als 34 Jahren erfüllt

Seit der Gründung des Vereins im März 1989 ermöglichten die inzwischen vier festangestellten und rund 80 ehrenamtlichen „wünschdirwas“-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter bundesweit schwerkranken Kindern und Jugendlichen unzählige Glücksmomente – und erfüllten in den über 34 Jahren mehr als 10.000 Herzenswünsche. „Ich persönlich wünsche mir viele Menschen, die den Verein auch in Zukunft unterstützen, damit wir den Kindern mit unseren Aktionen Kraft geben, ihre Krankheiten gut zu meistern“, sagt Nina Saure.

„Dieser Verein ist toll, er hat es geschafft, dass ich an dem einem Tag all meine Sorgen vergessen konnte. Der Tag der Wunscherfüllung war ein Tag voller Freude und Glück. Ich konnte wieder Hoffnung schöpfen. Es hat mich damals total gepusht und auch im Nachhinein habe ich tolle Erinnerungen an die Begegnung mit den Paveiern“, sagt Franziska, die ihre schwere Sprachstörung fast überwunden hat und im nächsten Jahr endlich ihr Abitur machen möchte.


So können Sie helfen

  1. Mit unserer neuen Jahresaktion „wir helfen: weil jedes Kind wertvoll ist" bitten wir um Spenden für Projekte und Initiativen in Köln und der Region, die Kindern und Jugendlichen eine gute körperliche und geistige Entwicklung ermöglichen. Damit jeder junge Mensch einen Platz findet, an dem er gesund, sicher und glücklich aufwachsen kann.
  2. Die Spendenkonten lauten: „wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“
  3. Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 3705 0299 0000 1621 55
  4. Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 3705 0198 0022 2522 25
  5. Wünschen Sie eine Spendenquittung, notieren Sie bitte +S+ im Verwendungszweck. Wollen Sie nicht in der Spenderliste genannt werden, vermerken Sie bitte ein +A+. Legen Sie auf beides wert, schreiben Sie +AS+. Bitte geben Sie auch Ihre Adresse an, damit eine Spendenquittung ausgestellt werden kann. Danke!
  6. Kontakt: „wir helfen e.V.“, Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln, Telefon: 0221-2242789 (Allgemeines, Anträge), 0221-224-2130 (Redaktion) 0221-224-2840 (Spenden) wirhelfen@kstamedien.de
  7. Mehr Infos gibt's auf unserer Vereinshomepage