„Wir kommen gestärkt aus der Krise“Der Rotbach richtete in Lövenich große Schäden an
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Zülpich-Lövenich – Einmal, erzählt Matthias Berg, sei der Rotbach in Lövenich über sein Ufer getreten. 1961 – nach der Schneeschmelze. Aber seitdem? Nie wieder. Bis zum 14. Juli. Gegen 22.15 Uhr sei eine regelrechte Flutwelle durch den kleinen Ort bei Zülpich geschwappt, erzählt Matthias Berg, der seit Lebzeiten einen Steinwurf vom Rotbach entfernt wohnt.
Flut hinterließ eine Schneise der Verwüstung
Wie in vielen anderen Orten, die einem Bach oder Fluss liegen, hinterließ auch der Rotbach eine Schneise der Verwüstung, drang in Häuser und Wohnungen ein. „Ich habe in den vergangenen Wochen viele Tränen gesehen“, sagt Franz-Josef Glasmacher. Der Ortsvorsteher schiebt hinterher: „Ich nehme aber auch Positives aus der schlimmen Nacht mit. Der Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft unter den Bewohnern sind unglaublich.“
Am Montag verteilt Glasmacher Tankgutscheine unter den Bewohnern. Unter ihnen ist auch Anita Mroß. Sie ist in den vergangenen täglich in Lövenich, weil sie sich mit ihrem Bruder um die kranke Mutter kümmert. Als das Wasser kam, rettete der Bruder seine Mutter aus dem Erdgeschoss die Treppe hinauf in den ersten Stock. „Das sie jetzt in der ersten Etage lebt, ist kein Dauerzustand. Das geht schon allein wegen ihres Gesundheitszustands nicht“, sagt Mroß. Sobald es möglich ist, muss die Senioren das Haus an der Prälat-Franken-Straße aber verlassen.
Der Grund: Es müssen wie vielerorts die Fließen und der Estrich rausgeschlagen werden. „Wenn ich denn irgendwann mal Handwerker bekomme. Die sind derzeit ja heiß begehrt“, sagt Mroß. Matthias Berg ist einen Schritt weiter. Fließen und Boden sind bereits raus. Die Bautrockner laufen auf Hochtouren. „Das Rauschen des Rotbachs habe ich laut und deutlich gehört. Und werde es wohl nie vergessen“, berichtet er.
„Wir kommen gestärkt aus der Krise heraus.“
Glasmacher hört zu, versucht zu helfen, wo es nur geht. „Wir haben versucht, alle Probleme gemeinsam zu lösen“, sagt er. Eine Ein-Mann-Show sei das nie gewesen. Die Hilfe von den städtischen Mitarbeitern und den Landwirten sei enorm gewesen. Viele Lövenicher hätten bei der Feuerwehr geduscht, weil es dort warmes Wasser gab. „Ich hatte das Gefühl, dass vor der Katastrophe jeder sein eigenes Süppchen kocht. Das ist jetzt anders“, sagt Glasmacher.
Dass die Kirche gesperrt ist, habe nichts mit dem Hochwasser zu tun, so der Ortsvorsteher. Zwar habe das Wasser auch Schäden auf dem Friedhof angerichtet. Das Betretungsverbot für das Gotteshaus habe mit der Grundwasserabsenkung durch das RWE zu tun, weil daraufhin der Chor abgesackt sei, so Glasmacher: „Wir kommen gestärkt aus der Krise heraus.“