Nach den schwierigen und verlustreichen Corona-Jahren läuft das Messegeschäft seit vergangenem Jahr wieder, und das Unternehmen ist auch dank Stützung durch die öffentliche Hand wieder auf Kurs.
Zum 100. GeburtstagKölner Messe macht 42 Millionen Gewinn
Auf den Tag genau vor 100 Jahren, am 11. Mai 1924, wurde in Köln die allererste Messe eröffnet. Der damalige Oberbürgermeister der Stadt und spätere deutsche Kanzler, Konrad Adenauer, begrüßte Aussteller und Besucher zur ersten Mustermesse für Haushalts- und Eisenwaren, Textilien und Möbeln in den Rheinhallen. Dort, wo heute die Fernsehsender RTL und NTV ihren Sitz haben. Der Andrang war groß: Von 13.000 Anmeldungen konnten damals nur 3000 berücksichtigt werden. Seit ihren Anfängen hat sich die Kölner Messe zu einer der größten Messegesellschaften weltweit entwickelt und rangiert dort unter den Top Ten. In Deutschland ist Köln die Nummer zwei.
„In den 100 Jahren ihres Bestehens hatte die Messe oft auch schwierige Zeiten zu überstehen, die Nazi-Diktatur oder jüngst die Corona-Pandemie“, sagte die Aufsichtsratsvorsitzende und Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Die Gesellschafter hätten die Kölner Messe während der schwierigen Pandemiejahre unterstützt. „Ich war immer überzeugt, dass das Messegeschäft den persönlichen Kontakt braucht. Die Entwicklung der Zahlen bestätigt dies“, so Reker.
Dank an Gesellschafter Stadt und Land
Messechef Gerald Böse bedankte sich bei den Gesellschaftern, dem Land NRW aber vor allem dem größten Anteilseigner, der Stadt Köln, für die Unterstützung in der Krise. Die Messe hatte hohe Verluste, teilweise in dreistelliger Millionenhöhe, verkraften müssen. Die Gesellschafter mussten dem Unternehmen in der Folge finanziell unter die Arme greifen, unter anderem mit Kapitalspritze in Höhe von 120 Millionen Euro. Damit sollte unter anderem sichergestellt werden, dass das neue Kongresszentrum Confex fertiggestellt werden kann.
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„Wir haben Schulden gemacht in der Corona-Zeit. Davor hatten wir keinen einzigen Euro Schulden und genau da wollen wir wieder hin“, sagte Böse. Aufbau des Eigenkapitals und Abbau der Schulden seien ein zentrales Ziel, nachdem das Geschäft nach Einschränkungen der Pandemie nun wieder deutlich angezogen habe.
Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen einen Rekordumsatz von vorläufig 416 Millionen Euro. Das ist ein Plus von 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2022, das noch stark durch Corona geprägt war. Zudem sind turnusgemäß die ungeraden Jahre die stärkeren.
2019 konnte die Messe erstmals einen Umsatz jenseits der 400 Millionen-Euro-Grenze erreichen. Danach ging es bergab, auf 94,3 Millionen in 2020. Nur langsam ging die Erholung seitdem voran, auf zunächst 134,2 Millionen Euro (2021) und 240 Millionen Euro (2022) — verbunden mit zum Teil hohen Verlusten. In 2023 schreibt die Messe nun einen Gewinn nach Steuern in Höhe von 42 Millionen Euro.
Erfolg im Auslandsgeschäft
Weltweit 67 Veranstaltungen fanden in 2023 statt, an denen über 37.800 ausstellende Unternehmen aus 126 Ländern und mehr als 1,7 Millionen Besucherinnen und Besucher aus 217 Ländern teilnahmen. Die für das Gastveranstaltungs-, Kongress- und Eventgeschäft verantwortliche Tochtergesellschaft Koelncongress lieferte dabei ein Ergebnis in Höhe von voraussichtlich sieben Millionen Euro.
Auch das Auslandsgeschäft konnte zulegen. Insgesamt fanden 24 Messen jenseits der Grenzen statt, darunter die Thaifex – Anuga Asia in Bangkok. Die im Ausland erwirtschafteten Umsätze beliefen sich 2023 auf 45,2 Millionen Euro.
Kleiner Gewinn in 2024 erwartet
Für das laufende Jahr ist die Messe optimistisch. „Nach einem starken Comeback der ausländischen Aussteller kommen nun auch deutsche Aussteller mit einem Buchungsplus von teilweise 15 bis 30 Prozent zurück“, sagt Messegeschäftsführer Oliver Frese. Man rechne 2024 im turnusbedingt schwächeren Jahr mit einem Umsatz von 369,5 Millionen Euro und einem Ergebnis im einstelligen positiven Millionen-Bereich.
Zu den Plänen der Stadt, die Nordhallen auf dem Messegelände von einem US-Investor zu kaufen (der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete) sagte Gerald Böse: „Die Messe begrüßt den Ankauf der Nordhallen durch die Stadt Köln außerordentlich.“ Damit sei das gesamte Messegelände wieder in städtischem Besitz und eröffne in Zukunft neue Entwicklungsoptionen. „Gleichzeitig sichert die Fortführung und Verlängerung des Mietvertrages zu bestehenden Konditionen eine maximale Planungssicherheit des Veranstaltungskalenders für Eigen-, Gastmessen und Event, sagte Böse.