Der Deal war offenbar von langer Hand geplant: Die Stadt will mehrere Gebäude auf dem Messegelände von einem US-Investor übernehmen. Was dafür passieren muss.
Schlussstrich unter Messe-SkandalStadt Köln will Nordhallen von Investor kaufen
Die Stadt Köln will nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ die Nordhallen der Kölner Messe kaufen. Damit soll dem Vernehmen nach ein Schlussstrich unter eines der wohl unrühmlichsten Kapitel der jüngeren Kölner Stadt- und Wirtschaftsgeschichte gezogen werden – den Skandal des umstrittenen Baus der Kölner Messehallen ohne Ausschreibung in Zusammenarbeit mit dem Oppenheim-Esch-Fonds. Jahrelang beschäftigte die Causa deutsche Gerichte, die EU-Justiz und vor allem fügte sie der Stadt einen deutlichen Imageschaden als „Köln, die Klüngel-Hauptstadt“ zu.
Kauf kostete 2021 rund 1,1 Milliarden Euro
Nun will die Stadt die Hallen vom derzeitigen Eigentümer, dem US-Investor RFR-Holding mit Deutschlandsitz in Frankfurt übernehmen. Dieser hatte das Areal „Rheinpark-Metropole“ mit dem Sitz des Fernsehsenders RTL und dem Versicherer Talanx sowie eben den Nordhallen der Koelnmesse gerade erst 2021 vom Oppenheim-Esch-Fonds übernommen. RFR kaufte dabei auch die Anteile der Deutschen Bank, die das Bankhaus Oppenheim übernommen hatte, und anderer Investoren. Rund 1,1 Milliarden Euro kostete das gesamte Paket.
Nach Informationen aus Immobilienkreisen leidet RFR wie die gesamte Branche unter dem schwachen Markt und den gestiegenen Zinsen und möchte sich deshalb schon seit einiger Zeit von der Kölner Liegenschaft auf dem Messegelände trennen — zumal offenbar ein Großteil des damaligen Kaufpreises mit Fremdkapital finanziert worden war.
Alles zum Thema Messe Köln
- Kongress in Köln Weltweite Messe-Branche feiert Comeback
- Hotel-Unternehmer Thomas Althoff „Ich glaube, das Warten auf das Dom-Hotel lohnt sich“
- Art Cologne 2024 Zurück von der Strafbank des guten Geschmacks
- Yotam Ottolenghi in Köln Warum der Starkoch kölsche Küche liebt
- Daniel Hug zur Art Cologne „Wir sind nicht mehr der globale Liebling“
- Bewegende Reden, spannende Einblicke 350 Gäste feiern Wirtschaftsnacht Rheinland – Appell von Christian Lindner
- Get-Together in der Kölnmesse Wirtschaftsnacht Rheinland 2024 – die Bilder und Eindrücke des Abends
Stadt setzt sich bei Bieterverfahren durch
In einem öffentlichen Bieterverfahren konnte sich die Stadt Köln nun nach Informationen dieser Zeitung bei den Verhandlungen über die Nordhallen durchsetzen und bekam den Zuschlag.
Am Freitagmorgen kommt deshalb der Aufsichtsrat der Messe, dem Oberbürgermeisterin Henriette Reker vorsitzt, zusammen. Im Anschluss legt die Messe ihre Bilanz für 2023 im Rahmen einer Pressekonferenz vor. Die Messe gehört zu 79,075 Prozent der Stadt, zu 20 Prozent dem Land NRW. Die anderen vier Klein-Anteile verteilen sich auf vier Eigentümer, unter anderem die Kölner Handwerkskammer.
In der kommenden Woche am Donnerstag, den 16. Mai, sind dann ab acht Uhr am Morgen zwei Sondersitzungen politischer Gremien der Stadt angesetzt, bevor am Nachmittag der Stadtrat tagt, der dem Deal zustimmen muss. Vorher treffen sich jeweils der Finanzausschuss und der Betriebsausschuss Veranstaltungszentrum, im nicht-öffentlichen Teil steht auf der Tagesordnung nur: „Immobilienangelegenheit Veranstaltungszentrum“. Dahinter verbergen sich die Messehallen Nord, wie zu erfahren war.
Messe soll Stadt-Kredite mit Miete abzahlen
Geplant ist dem Vernehmen nach, dass die Stadt die Hallen übernimmt und den Kaufpreis kreditfinanziert. Die Messe zahlt dann künftig Miete an die Stadt und trägt das Darlehen damit für sie ab. Bei der derzeitigen vergleichsweisen schwachen Marktlage für Gewerbeimmobilien und dem damit gesunkenen Preisniveau, dürfte der Kaufpreis nach Einschätzung von Immobilienexperten wohl im unteren dreistelligen Millionenbereich liegen.
Der Mietvertrag der Messe mit RFR läuft grundsätzlich bis 2035. Daran ändert auch der Eigentümerwechsel erstmal nichts. Die Miete und eine Erhöhung wurden in der Vergangenheit bereits festgeschrieben. Nach letztem Stand aus dem Jahr 2018 lag sie damals bei jährlich 15,5 Millionen Euro, welche die Messe an den Oppenheim-Esch-Fonds zahlte.
Dass es mit dem Kauf durch die Öffentliche Hand nun wieder Auseinandersetzungen mit der EU wegen rechtswidriger Beihilfe geben könnte, glaubt man dem Vernehmen nach auf Seiten der Stadt offenbar nicht. Die RFR-Holding habe verkaufen wollen, und es habe ein öffentliches Bieterverfahren gegeben, so die Argumentation. Zudem wolle man Planungssicherheit für die Messe und ihre Veranstaltungen, die oftmals schon Jahre im Voraus geplant werden, heißt es. Der nördliche Teil des Messegeländes wäre damit bei der Stadt und die Messe als Mieter nicht auf institutionelle Investoren angewiesen, heißt es aus Kreisen der Stadtverwaltung.