Köln – Mit der Eröffnung der weltweit größten Ernährungsmesse Anuga am morgigen Samstag ist endgültig Schluss mit der pandemiebedingten Stille in den Hallen der Kölner Messe. Der Re-Start des Kölner Messebetriebs zeigte sich schon Tage zuvor in rar gewordenen Hotelzimmern, die nur noch zu teils horrenden Preisen zu bekommen waren und in dem Verkehrschaos in Deutz, als die rund 4600 Aussteller aus 97 Ländern anreisten, um ihre Messestände in Betrieb zu nehmen. Von den schwer von der Corona-Pandemie gebeutelten Branchen, wie der Messe selbst, aber auch der Hotellerie und Gastronomie, wird die Anuga mit ihren erwarteten 60.000 bis 80.000 Besuchern dringend benötigt.
Nachhaltigkeit bleibt zentral
Die Anuga versteht sich als „Trendbarometer und Impulsgeber“ der Lebensmittel- und Getränkebranche, wie Anne Schumacher, Geschäftsbereichsleiterin Ernährung und Ernährungstechnologie der Koelnmesse, erklärt. „Die diesjährigen Produkteneuheiten zeigen vor allem eins: Nachhaltigkeit, Gesundheit und Convenience prägen die Innovationen der Anuga 2021.“
Öffnungszeiten und Preise
Die Anuga 2021 findet vom 9. - 13. Oktober in Köln statt. Insgesamt werden 4600 Aussteller gegliedert in zehn Fachmessen in den Hallen der Kölner Messe zu finden sein. Erwartet werden 60.000-80.000 Fachbesucher und -besucherinnen.
Zudem wird die Messe mit der Anuga @home erstmals durch ein digitales Angebot ergänzt. Sie startet am 11. Oktober, drei Tage nach dem Start der Präsenzmesse.
Öffnungszeiten:
Samstag bis Dienstag: 8 - 20 Uhr
Mittwoch: 8 - 19 Uhr
Preise:
Tageskarte: 50 Euro
Tageskarte für Fachstudierende: 19 Euro
Anuga @home: 50 Euro
Sie sind also vielmehr die konsequente Weiterentwicklung der Trends der vorherigen Jahre. Wie Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands Deutschland, betont, sei vor allem im Bereich der Nachhaltigkeit „Trend“ der falsche Begriff, denn er signalisiere Vergänglichkeit. „Wir sind mitten in einer Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit“, sagt Minhoff. Dementsprechend lautet das Leitthema der diesjährigen Messe „Transform“. Der Nachhaltigkeitsgedanke spiegelt sich somit in allen wichtigen Trends der Anuga 2021 wider. Ein Überblick:
1. Pflanzenbasierte Lebensmittel
Kein wirklich neuer Trend, sondern vielmehr im Mainstream angekommen, sind rein pflanzliche Lebensmittel. So konstatiert man bei der internationalen Leitmesse für Ernährung: „Der Trend hin zu pflanzlichem Eiweiß hat 2020 einen großen Durchbruch verzeichnet.“
Auf der Anuga finden sich dieses Jahr deshalb weiterhin zahlreiche Produktneuheiten auf Basis von pflanzlichen Proteinen. Etwa „Fischsalat“, nur ohne Fisch und stattdessen mit Erbsen und Linsen, Knäckebrot aus Kichererbsen oder Chicken Wings, bei denen nicht Hühnchen, sondern Brokkoli oder Blumenkohl in der Panade steckt.
2. Fleischersatzprodukte
„Fleischersatz ist einer der Food-Trends der Zukunft“, betont die Ernährungsexpertin der Koelnmesse, Anne Schumacher. Wenngleich sich einer aktuellen Studie von Innova Market Insights zufolge, 2020 nur fünf Prozent der Deutschen vegan und acht Prozent vegetarisch ernährt haben, steigt seit einigen Jahren die Zahl der Flexitarier stetig an. 27 Prozent der Befragten geben demnach an, häufiger bewusst auf Fleisch oder andere tierische Produkte zu verzichten. Der häufigste Grund: „25 Prozent der Deutschen sagen: das ist besser für den Planeten“, erklärt Nicole Jansen von Innova Market Insights. Ein weiterer entscheidender Punkt sei zudem, der zunehmende Wunsch nach mehr Tierwohl.
Mittlerweile habe der Markt im Bereich der Fleischersatzprodukte mehr zu bieten als Gemüseburger, wie sich auch auf Messe zeigt. Zu den neuen Alternativen zählt zum Beispiel Laborfleisch oder zellbasiertes Fleisch. Auch Insektenbasierte Produkte sind hier zu finden.
3. Clean Labelling
Die dritte große Kategorie bilden Produkte mit gesundheitlichen Zusatznutzen aus natürlichen Inhaltsstoffen. Auch hier zeigt sich der zunehmende Wunsch der Verbraucher und Verbraucherinnen nach Transparenz entlang der gesamten Lieferkette. Anstelle von unlesbaren Zusatzstoffen, soll die Inhaltsliste möglichst kurz und natürlich sein. Der Trend wird auch Clean Labelling genannt, zu Deutsch etwa: saubere Etikettierung. Wichtig bei Produkten mit Clean Label sind auch ethische und ökologische Produktionsbedingungen.
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Und: Was „sauber“ produziert wurde, soll demnach auch gesünder sein. Unter dieser Kategorie finden sich daher Trendfoods wie Kombucha, ein fermentiertes Teegetränk, dem diverse gesundheitliche Nutzen nachgesagt werden. Auch zu finden auf der Anuga 2021: Türkischer Kaffee versetzt mit Kollagen. Das solle, so heißt es bei der Produktvorstellung, „den klassischen Effekten von Kaffee wie Verengung von Gefäßen und Faltenbildung entgegenwirken.“
4. Convenience und Verpackung
Weiter wichtig sind außerdem zwei erst einmal gegensätzliche Trends: Der Wunsch vieler Konsumenten nach möglichst schnellen und einfachen Mahlzeiten, sogenanntem Convenience Food. Und dem anhaltenden Bewusstsein für die Umweltverschmutzung durch Plastikmüll – auf den die Fertigprodukte jedoch angewiesen sind.
Zwei Wünsche, die zunächst unvereinbar miteinander scheinen. „Unsere Branche besteht hauptsächlich aus Zielkonflikten“, räumt der Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands Deutschland, Christoph Minhoff, ein. Doch „die Unternehmen suchen nach nachhaltigen Lösungen“, verspricht er. Darunter seien etwa faserbasierte Produkte oder zunehmend mehr Papierverpackungen. Unverpackte Lebensmittel hingegen seien keine Lösung, findet Minhoff. Das sei einfach zu unpraktisch, inconvenient eben.