Das Messegelände ist komplett ausgebucht. Gezeigt wird, was bald im Supermarktregal steht.
AnugaDie weltweit größte Messe für Lebensmittel startet in Köln mit Rekord

Die Kölner Ernährungsmesse Anuga lockt die globale Lebensmittelbranche nach Köln. (Archivbild)
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In den kommenden fünf Tagen wird Köln ganz im Zeichen der Ernährung stehen, denn am Samstag eröffnet die Anuga, die weltweit größte Messe für Lebensmittel. Insgesamt 7800 Aussteller aus 118 Ländern werden auf dem komplett ausgebuchten Kölner Messegelände ihre Neuheiten zeigen.
Nach Angaben der Messe ist die Veranstaltung, die ausschließlich für Fachbesucher zugänglich ist, die größte und die internationalste Anuga aller Zeiten. So kommen in diesem Jahr 94 Prozent der Aussteller aus dem Ausland – mit den größten Länderbeteiligungen aus Belgien, China, Frankreich, Griechenland, Italien, Spanien, der Türkei und den USA.
Verbraucher stellen Ernährung langsam um
Zu den großen Trends gehören wie schon in den vergangenen Jahren unter anderem vegane Ernährung, aber auch Bio und Halal. Zu sehen und zu probieren gibt es an den Messeständen also besonders viel Pflanzliches. „Alternative Proteine, Clean-Label-Produkte sowie Produkte mit gesundheitlichem Zusatznutzen stehen im Fokus“, sagte Bastian Mingers, Leiter des Geschäftsbereichs Ernährung der Messe. Denn die Verbraucher ändern – langsam, aber stetig – ihre Ernährungsgewohnheiten.
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Dieser Eiersalat wurde mit einem Eiweißersatz aus Sonnenblumenöl und Sojaproteinen hergestellt.
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41 Prozent zählen sich zu den Flexitariern
Das belegt auch eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des Handelsverbands Lebensmittel (BVLH). Es wachse bei den Verbrauchern das Bewusstsein, dass die Art der Ernährung Auswirkungen auf Umwelt, Artenvielfalt und Gesundheit habe. Insgesamt 41 Prozent der Befragten gaben an, sogenannte Flexitarier zu sein – also nur gelegentlich Fleisch zu essen. Neun Prozent ernähren sich demnach vegetarisch und drei Prozent vegan.
Und so gibt es auf der Messe Suppen aus Hülsenfrüchten, Mineralien und Proteinen und nur natürlichen Zutaten, mit veganem Ei- oder Eiweißersatz. Im Bereich der alternativen Proteinprodukte stehen Fischalternativen im Vordergrund. Ob alternative Krabbenbratlinge, Meeresfrüchte oder Fisch – die Produzenten setzen auf pflanzliche Proteine sowie Ballaststoffen.
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Eine Dose Thunfischersatz, hergestellt aus Meeresalgen und pflanzlichen Proteinen.
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Auch neue Joghurtalternativen aus Aprikosenkernen oder Haferdressing gibt es zu probieren. Im Bereich der Getränke stehen funktionelle Inhaltsstoffe und natürliche, pflanzliche Zutaten aus nachhaltigem Anbau im Fokus.
Die Ernährungsindustrie sieht sich durch die Politik gegängelt
Besonders die deutschen Teilnehmer hoffen auf frische Impulse durch die Anuga. Denn die Halbjahresbilanz der Branche ist verhalten ausgefallen. Nominal stieg der Umsatz in den ersten sechs Monaten 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwar um 12,8 Prozent auf 116,6 Milliarden Euro, wie die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) mitteilte. Real – also preisbereinigt – gab es jedoch nur ein leichtes Wachstum von 0,3 Prozent. Knapp 35 Prozent des Umsatzes wurden im Ausland erwirtschaftet. Die Unternehmen sehen sich nach Angaben der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) durch anhaltend hohe Kosten belastet, vor allem bei Energie und Rohstoffen.
Deshalb hätten sich deutsche Unternehmen mit Investitionen und Innovationen zuletzt zurückgehalten, sagte Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der BVE. 2022 sei die Zahl der Markteinführungen im Vergleich zum Vorjahr um 13,6 Prozent gesunken. Bezogen auf den Zeitraum von 2018 bis 2022 gebe es bei der Einführung neuer Produkte einen durchschnittlichen jährlichen Rückgang von minus 2,5 Prozent – während global das jährliche Wachstum bei 4,3 liege.
Kritik am Staat
Minhoff kritisierte eine zunehmende Einflussnahme des Staates. Diese bremse die Ernährungsbranche aus. So sorge das geplante Werbeverbot für Lebensmittel mit hohen Zucker- und Fettanteilen für große Verunsicherung. „Die Politik muss Abstand davon nehmen, den Herstellern Vorgaben bis ins kleinste Detail ihrer Produkte machen zu wollen“, sagte Minhoff.
Für die Messe ist die Anuga ein Format, das mittlerweile global aufgestellt ist. Im kommenden Jahr wird die Anuga 100 Jahre alt. 1924 zählte sie in Köln gerade mal 360 Aussteller und 40.000 Besucher auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern. Heute gibt es sieben weitere „Anugas“ weltweit, darunter in Ländern wie China, Indien, Japan oder Thailand.