Tausende Industriejobs sind bedroht. Ist die Mitgift teurer als die reine Schließung, ist die Entscheidung klar, schreibt unsere Autorin.
Kommentar zu geplatzten VerhandlungenEin Arbeitskampf könnte Ford schwächen – aber es besteht Hoffnung


Ein Aufkleber „ohne Saarlouis mein letzter Ford“ klebt auf dem Ford-Logo eines Autos im Werk in Saarlouis.
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Mehr als 15 Monate hat die Ford-Belegschaft in Saarlouis in Ungewissheit gelebt, wie es am Standort weitergeht. Nun gibt es bittere Gewissheit: Der Investor, der seit Sommer als Hoffnungsträger für eine Übernahme des Werkes und seiner 4400 Beschäftigten galt, ist abgesprungen. Das ist zutiefst traurig für die Betroffenen und ihre Familien.
Über die Gründe für das abrupte Abbrechen der Gespräche seitens des dem Vernehmen nach chinesischen Investors kann nur spekuliert werden. Denn offenbar hat der Verhandlungspartner seine Beweggründe bislang überhaupt nicht geäußert. Dazu soll es nun weitere Gespräche geben — immerhin, der Faden reißt nicht ab.
Mögliche Verhandlungen mit zweitem Standort in Osteuropa
Sollte es sich um einen rein verhandlungstaktischen Zug handeln, gibt es vielleicht noch Hoffnung. Dabei muss dann allerdings das Paket von Seiten des Landes und Ford wohl noch üppiger ausfallen. Bislang zeigt sich das Saarland wohl erwartungsgemäß spendabler als Ford. Denn hier zählt, was sich rechnet. Ist die Mitgift teurer als die reine Schließung, ist die Entscheidung klar.
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Durchaus denkbar ist, dass der Investor noch mit einem zweiten Standort im Osten Europas verhandelt. Wie unterschiedlich Regierungen im vereinten Europa trotz eigentlich strenger Beihilferichtlinien großzügige Subventionen für Ansiedlungen verteilen, hat sich in der Vergangenheit schon mehrfach gezeigt.
Wie viel Spiel auch immer noch drin sein mag, Fakt nach derzeitigem Stand ist: Wieder sind tausende Industriearbeitsplätze auch bei den umliegenden Zulieferbetrieben bedroht und eine Werksschließung schwächt den Automobil- und Industriestandort Deutschland. Die IG Metall zeigt schon Kampfbereitschaft und könnte in den Verhandlungen über einen Sozialplan gute Karten haben. Denn in Saarlouis wird derzeit mit dem auslaufenden Focus das einzige Auto von Ford in Deutschland gebaut. Der Kölner Fiesta ist Geschichte, der neue E-Explorer aus Köln verzögert sich bei der Markteinführung. Ein Arbeitskampf könnte Ford Deutschland also empfindlich treffen und weiter schwächen.