Berlins Wirtschaftssenatorin Giffey wirbt aggressiv um die Computerspielemesse. Aber Köln kontert.
ComputerspielmesseFranziska Giffey will die Gamescom nach Berlin holen – so reagiert Köln
Dass der Wettbewerb zwischen den Messeplätzen weltweit hart ist und es immer wieder Abwerbeversuche lukrativer Veranstaltungen gibt, ist grundsätzlich nicht neu. Die Corona-Pandemie, die den Messegesellschaften schwer zu schaffen gemacht hat, dürfte dabei den Konkurrenzdruck noch erhöht haben. So unverhohlen und angriffslustig wie es nun aber Berlins neue Wirtschaftssenatorin beim Kölner Computerspiele-Flaggschiff Gamescom versucht, ist das bislang doch eher selten.
Berlin soll Nummer eins werden
Franziska Giffey (SPD) kündigte in einem Interview mit dem RBB an, Leitmessen anderer Städte nach Berlin holen zu wollen. Im Fokus steht dabei vor allem die Gamescom, die jährlich im Sommer in Köln stattfindet. Im Markt für Computer- und Konsolenspiele sei Berlin bislang die Nummer zwei, so Giffey gegenüber dem RBB. „Aber ich möchte, dass Berlin die Games-Hauptstadt Nummer eins wird.“
Die Branche entwickle sich rasant und man müsse prüfen, ob bestimmte Messen, die derzeit anderswo stattfinden, „besser in Berlin aufgehoben wären“, so die SPD-Politikerin. CDU und SPD hatten in ihrem Koalitionsvertrag bereits festgeschrieben, in Berlin eine Leitveranstaltung für die Computerspiele-Branche etablieren zu wollen.
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Seit 2009 findet die Gamescom in Köln statt. Die Kölner Messe hatte die Veranstaltung zuvor aus Leipzig abgeworben, wo sie ihre Anfänge hatte. In Folge des rasanten Wachstums gab es dann aber in Leipzig unter anderem Platzprobleme. Mittlerweile ist die Gamescom eine der größten Messen für Computer- und Videospiele weltweit und gemessen an den Besucherzahlen die größte Veranstaltung der Kölner Messe. Vor der Pandemie kamen mehr als 350.000 Menschen zum Spielen auf das Deutzer Gelände. Nach Corona und rein digitalen Formaten waren es im vergangenen Sommer immerhin noch 265.000 Besucher. Parallel dazu findet das Gamescom City-Festival mit Konzerten und anderen Events statt.
Messechef betont Standort-Stärken
Bei der Kölner Messe dürfte man also wenig begeistert sein über den unfreundlichen Akt. „Gemeinsam mit unserem Partner, dem Game-Verband, haben wir die Gamescom – selbst durch herausfordernde Phasen wie die Corona-Pandemie hindurch – zum weltweit größten Games-Event gemacht“, sagt Messechef Gerald Böse dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Dieser Erfolg basiere nicht nur auf der harten Arbeit aller Beteiligten, sondern auch auf den exzellenten Voraussetzungen des Standorts Köln sowie der Region NRW, dem Wirtschaftsballungsraum mit höchster Bevölkerungsdichte und weltoffenem, legendärem Flair im Herzen Europas. „Wir freuen uns schon jetzt darauf, gemeinsam mit dem Game-Verband auch in den kommenden Jahren das jährliche Highlight der weltweiten Gaming-Community hier in Köln zu veranstalten“, so Böse.
Seitenhieb vom Dezernenten
Auch im Kölner Wirtschaftsdezernat hat man den Lockruf aus Berlin gehört. „Ich freue mich darüber, dass meine Kollegin in Berlin offenbar neidvoll auf unsere Kölner Gamescom blickt“, schreibt Dezernent Andree Haack im sozialen Netzwerk Linkedin.
Man blicke mit dem Branchenverband und der Messe nicht nur auf eine lange und erfolgreiche Geschichte zurück, sondern biete hier einen hervorragenden Standort. „Ein Messegelände, was direkt an die Innenstadt grenzt und daher zur Gamescom mit dem parallel stattfindenden Gamesfestival zu einem riesigen Stadtevent wird. Das kann nur Köln“, schreibt Haack.
Rückendeckung vom Game-Verband
Rückendeckung gab es dann auch vom veranstaltenden Branchenverband Game. „Die Gamescom ist nicht nur das weltgrößte Games-Event, sondern auch insgesamt eine der aufmerksamkeitsstärksten Veranstaltungen weltweit. Das macht sie für Viele attraktiv“, sagt Felix Falk, Geschäftsführer des Verbands der deutschen Games-Branche auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Hinzu komme die Digital-Strategie, mit der immer wieder neue Benchmarks bei den internationalen Online-Reichweiten gesetzt würden und die für viele andere Messeformate Pioniercharakter hätte, so Falk. Weiter gab es Lob für Köln: „Diese großartige Entwicklung der Gamescom haben wir in Zusammenarbeit mit unserem starken Partner der Koelnmesse erzielt, mit dem wir gemeinsam mit aller Kraft auf die Gamescom 2023 hinarbeiten. Gleichzeitig freuen wir uns über zahlreiche regionale Games-Events, mit denen die verschiedenen Games-Standorte in Deutschland von sich reden machen können.“
Wie lange die Verträge zwischen dem Verband und der Messe noch laufen, dazu machten beide Seiten keine Angaben. Die Gamescom wurde allerdings nach ihrem Kölner Start 2009 in den Jahren 2014 sowie 2019 verlängert, also alle fünf Jahre. Der Zeitpunkt für den Berliner Vorstoß ist also nicht zufällig gewählt.