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Deutsche BahnFahrplan-Chaos erreicht neue Dimensionen – Preisschock droht

Lesezeit 2 Minuten
Ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn (DB) steht neben einem ICE-Zug an einem Gleis im Hauptbahnhof Hannover.

Die Fahrpläne der Deutschen Bahn mussten dieses Jahr zwischen zwei und drei Millionen Mal geändert werden. (Symbolbild)

Ein Hauptproblem der Deutschen Bahn ist das überlastete und veraltete Streckennetz.

Die Deutsche Bahn steht vor gravierenden Problemen, die den geordneten Ablauf des Zugverkehrs massiv beeinträchtigen. Nach Recherchen der „Süddeutschen Zeitung“ haben Signalstörungen, Stellwerksausfälle und defekte Weichen zu chaotischen Zuständen geführt, die allein in diesem Jahr bis zu drei Millionen Fahrplanänderungen erforderlich machten.

Die Planung der Zugfahrten gleicht zunehmend einem „Lotteriespiel“, ein Aufsichtsrat spricht von einem „Riesenproblem“ und einem „Kontrollverlust“. Zwar sei die Sicherheit des Zugverkehrs nicht gefährdet, die Auswirkungen auf die Zuverlässigkeit seien jedoch katastrophal.

Chaos bei der Deutschen Bahn: Aufsichtsrat spricht von Kontrollverlust

Im vergangenen Juli lag die Pünktlichkeitsquote der Fernzüge nur noch bei 62 Prozent, nachdem sie im Juni wegen schwerer Unwetter und Hochwasserschäden sogar auf 53 Prozent gesunken war. Damit hatte mehr als jeder dritte ICE und IC mindestens sechs Minuten Verspätung. Ganz ausgefallene Züge sind in dieser Statistik allerdings nicht enthalten.

Um die Verspätungen zu reduzieren, hält die Bahn zunehmend ältere Züge in Reserve, die einspringen, wenn fahrplanmäßige Züge so verspätet sind, dass die nächste Fahrt nicht mehr stattfinden kann. Diese Maßnahme ist jedoch teuer und auf Dauer kaum finanzierbar.

Deutsche Bahn: Streckennetz überlastet und veraltet

Ein Hauptproblem der Deutschen Bahn ist das überlastete und veraltete Streckennetz, das durch zahlreiche Baustellen zusätzlich gebremst wird. Um dem entgegenzuwirken, hat die Bahn ihr Baustellenmanagement umgestellt und plant, Bauarbeiten künftig in festgelegten Zeitfenstern zu bündeln.

Ziel sei es, die zusätzlichen Fahrplanänderungen bis 2026 zu halbieren. Die Bahn betont, dass die Sanierung des Bestandsnetzes im Vordergrund steht und mit steigendem Bauvolumen auch die Zahl der Baustellenfahrpläne zunimmt. Bei Großbaustellen wie zwischen Hamburg und Berlin müssen tausende Zugfahrten neu geplant werden, was zu den insgesamt drei Millionen Fahrplanänderungen beiträgt.

Deutsche Bahn: Massive Preiserhöhungen drohen

Die veraltete Infrastruktur stellt ein zentrales Problem dar: Deutschland verfügt über die älteste Stellwerkslandschaft in Westeuropa, in der oft noch museumsreife Schaltpulte verwendet werden. Laut Philipp Nagl, Vorstandschef der DB Infrago, habe die Bahn in den letzten Jahrzehnten zu wenig in die Erneuerung investiert. Um die Überalterung der Infrastruktur zu stoppen und eine Trendwende einzuleiten, plant die Bahn, in diesem Jahr rund 16 Milliarden Euro in die Sanierung und Modernisierung des Schienennetzes zu investieren. Nagl ist zuversichtlich, dass 2024 erstmals Fortschritte erzielt werden können.

Sollte es so weit kommen, dann drohen ab 2026 kräftige Preiserhöhungen. Die Trassenpreise bei Fernzügen könnten um zehn Prozent, bei Güterzügen um 15 Prozent und bei S-Bahnen sowie im Regionalverkehr sogar um 23 Prozent (gerundet) steigen. (mbr)