- Die Unternehmen des Mittelstands vor dem Coronavirus schützen – Das hat sich die „Mittelstandsinitiative Covid-19“ zum Ziel gemacht.
- Die Initiatoren erhielten für ihr Vorhaben eine hohe Resonanz.
- Doch das Bündnis ist kein karitativer Klub.
- Es gibt wie bei Unternehmen üblich auch handfeste wirtschaftliche Interessen.
Köln – Ein Bündnis meist mittelständischer Unternehmen will die Zahl der Tests auf das Covid-19-Virus deutlich in die Höhe schrauben. Gut ein halbes Dutzend Firmeninhaber haben dazu im März die „Mittelstandsinitiative Covid-19“ ins Leben gerufen. Ihr Ziel: in Deutschland binnen kürzester Zeit Kapazitäten für großflächige Tests schaffen sowie Schutzmasken und Beatmungsgeräte bereitstellen.
So schalteten sie Anfang April Anzeigen in deutschen Tageszeitungen, die sich an mittelständische Unternehmen wandten, die bei der Herstellung und Beschaffung helfen können. In den Anzeigen wurde spezifiziert, was man brauche, um binnen kürzester Zeit die Kapazitäten für flächendeckende Tests in Deutschland und im Idealfall in ganz Europa zu schaffen. Die Tests seien elementar, um die Infektionen einzudämmen, da das Virus bei zahlreichen Trägern eine lange Inkubationszeit haben könne und bei einem hohen Prozentsatz ganz ohne Symptome bleibe. Die Mitinitiatoren erhielten nach eigenen Angaben eine hohe Resonanz.
„Da dürfen wir nicht zögern“
„Als ich die Anfrage auf den Tisch bekam, war mir sofort klar, da dürfen wir nicht zögern“, sagt Patrick Adenauer, geschäftsführender Gesellschafter der Kölner Baufirma Bauwens. Mehr als 500 Unternehmen seien seither dem Aufruf gefolgt und stellten „in kürzester Zeit Wissen und Technologien für eine kollektive Lösung zusammen“, sagt der Mitinitiator aus Köln. Viele der Unterstützer kommen aus den Reihen des Mittelstandsverbands „Die Familienunternehmer“.
Einer der Mitinitiatoren ist Arndt Rolfs, Arzt und Unternehmer. „Um Hochrisikogruppen wie Altenpfleger, Pflegekräfte, Ärzte und Insassen in Alten- und Seniorenheimen zu schützen, muss viel mehr, präventiv und regelmäßig auf das Vorliegen einer Sars-CoV-2-Infektion getestet werden“, sagt Rolfs.
NRW-Wirtschaftsministerium äußert sich
Doch ist das Bündnis kein karitativer Klub. Es gibt wie bei Unternehmen üblich auch handfeste wirtschaftliche Interessen. Diese sind nicht nur darauf beschränkt, möglichst schnell wieder die Produktion in voller Breite und in allen Branchen hochzufahren. Es geht vermutlich auch konkret um Aufträge. Rolfs selbst ist Gründer und Vorstandschef der Rostocker Biotechnologiefirma Centogene. Diese ist spezialisiert auf die genetische Diagnose seltener Erbkrankheiten. Ziemlich ähnlich funktioniert der Corona-Test. Er sucht genetische Sequenzen des Sars-CoV-2 in Proben aus Nase und Rachenraum. Rolfs arbeitete selbst lange als Neurologe an der Uni-Klinik in Rostock, bevor er die Firma 2006 gründete.
Vom NRW-Wirtschaftsministerium heißt es auf Nachfrage: „Im Hinblick auf den Schutz der Bevölkerung vor Infektionen mit Covid-19 ist ein effektiver und zielgerichteter Einsatz der knappen zur Verfügung stehenden Testkapazitäten erforderlich. Der Einsatz jedes einzelnen Tests ist genau abzuwägen.“ Das Robert Koch-Institut (RKI) änderte am Freitag seine Empfehlungen. Es empfiehlt inzwischen die generelle Testung aller Atemwegserkrankungen auf eine mögliche Corona-Infektion. Tests seien nicht mehr an die Bedingung geknüpft, dass es ausreichend Kapazitäten gebe, sagte RKI-Vizepräsident Lars Schaade in der Pressekonferenz des Instituts zur epidemischen Lage.
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Eine Testpflicht für Mitarbeiter etwa lehnt die Industrie aber strikt ab. „Das würde die Masse der Unternehmen im Land eindeutig überfordern“, sagte NRW-Unternehmerpräsident Arndt G. Kirchhoff. „Zielführender wäre statt einer Testpflicht eine funktionsfähige Corona-App.“