- Der angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof wurde von der Corona-Krise schwer getroffen.
- Das Kartellamt bestätigte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass ein Verkauf von Filialen an einen Investor bereits genehmigt sei.
- Wie viel Geld der Verkauf bringen soll und was hinter den Plänen steckt, hat unsere Autorin analysiert.
Köln – Millionenverluste durch die Corona-Krise haben den Essener Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof in Existenznot gebracht. Anfang April hat sich die Warenhauskette unter ein Schutzschirmverfahren begeben. Eine Klage gegen die Schließung der Läden blieb vor Gericht ohne Erfolg. Dem Vernehmen nach trennt sich Investor Rene Benko nun bereits von 17 Filialen. Ist der Schutzschirm die Rettung oder dient er vor allem als Vorwand, um sich von weiteren Mitarbeitern zu trennen und Häuser in unattraktiven Lagen in großem Umfang zu schließen. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wie war die Ausgangslage?
Die Lage des Handelsriesen mit mehr als 28.000 Mitarbeitern und 170 Filialen hatte sich seit den Warenhausschließungen aufgrund von Corona am 18. März dramatisch verschlechtert. Nur die Lebensmittel- und Drogerieabteilungen in einigen Häusern dürfen weiterhin öffnen. Die Umsätze brachen ein – pro Woche um 80 Millionen Euro. Anfang März rettete sich Galeria Karstadt Kaufhof unter ein Schutzschirmverfahren.
Wie ist der Fahrplan?
Mit dem Schutzschirm hat man sich vor allem Zeit erkauft – drei Monate ist Galeria vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt. Vermieter und Lieferanten können keine Zwangsvollstreckung betreiben. Im Gegensatz zu einem Insolvenzverfahren behält die Unternehmensführung aber die Kontrolle. Unternehmenschef Stephan Fanderl ist bei den Verhandlungen nicht dabei, er befindet sich nach Unternehmensangaben in einer Reha-Maßnahme. Ob er überhaupt zurückkommt, ist unklar.
Was steht am Ende des Verfahrens?
Nach drei Monaten muss ein tragfähiges Konzept vorliegen. Das halten Experten allerdings für ambitioniert. Dass das Unterfangen gelingt, glaubt erwartungsgemäß Sachverwalter Frank Kebekus, der die Geschicke des Unternehmens derzeit lenkt. „Wenn alles planmäßig verläuft (...) könnten wir unter besten Bedingungen bis Oktober mit dem ganzen Verfahren fertig sein und Galeria könnte mit voller Kraft das lebenswichtige Weihnachtsgeschäft beginnen“, sagte er der „FAZ“. Ob der Schutz unter dem Schirm aber tatsächlich ausreicht, um einen stabilen Sanierungsplan zu erstellen, hängt entscheidend davon ab, wie lange die Geschäfte noch geschlossen bleiben. Die Klage gegen für eine Wiedereröffnung im Zuge der Lockerungen blieb in der vergangenen Woche ohne Erfolg.
Wie viele Filialen sind aktuell geöffnet?
Seit Dienstag sind knapp 50 der bundesweit rund 170 Galeria-Filialen wieder geöffnet. Auf den erlaubten 800 Quadratmetern soll eine Auswahl des gesamten Sortiments erhältlich sein. Laut Karstadt Kaufhof sind einzelne Filialen in Berlin, Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein wieder offen – dort ist es im Gegensatz zu NRW erlaubt, Teilbereiche eines Geschäftes zu öffnen.
Will man sich von Filialen trennen?
Branchenkenner befürchten, dass das Kalkül des Konzerns unter dem Schutzschirm darin liegen könnte, unrentable Standorte loszuwerden. Sachverwalter Kebekus betont indes, dass es keinen Kahlschlag geben soll. Offenbar plant Investor Benko aber bereits jetzt den Verkauf von 17 der 170 Filialen an den US-Private-Equity-Investor Apollo, der das Portfolio für fast 700 Millionen Euro erwerben will, wie die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ schreibt. Das Bundeskartellamt bestätigt auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass man die Genehmigung erteilt habe.
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Welche Standorte sind betroffen?
Dazu wollte man sich nicht äußern. Dem Vernehmen nach will sich Signa-Eigentümer Benkos aber aus kleineren Städten zurückzuziehen und auf die sieben Großstadtlagen konzentrieren. Für kleinere und mittlere Städte ist das bitter, sind die Kaufhäuser doch vielerorts der größte Magnet in den ohnehin oft stark vereinheitlichten Fußgängerzonen.