Düsseldorf – Sechs Städte und Regionen hatte das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium Ende 2016 mit Digital-Hubs ausgestattet. „Damit NRW zum Digitalland Nummer Eins werden kann“, so der damalige Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD), sollten die Zentren Industrie, Mittelstand und Start-ups miteinander verbinden. Ein Schwerpunkt in der Arbeit ist die Identifizierung und Förderung zukunftsträchtiger Gründungsideen. Welche Städte und Regionen dabei besonders erfolgreich sind, sollte am Dienstagabend in Düsseldorf erstmals geklärt werden.
„Wo sitzt das spannendste digitale Start-up in Nordrhein-Westfalen?“, ist die Leitfrage beim NRW Hub-Battle im Tanzhaus NRW. Die Hubs aus Aachen, Bonn, Düsseldorf, Köln, dem Münsterland und dem Ruhrgebiet werden von der Start-up-Region Ostwestfalen-Lippe ergänzt. Sie schicken je zwei Start-ups in den Wettstreit, um die vierköpfige Jury aus Investoren und Gründer-Experten in einem dreiminütigen Pitch, einem Verkaufsgespräch, von ihrem Geschäftsmodell zu überzeugen. Aus den Städten sind Fangruppen angereist, die auf den Rängen vor der Bühne für ihre Start-ups Lärm machen. Die Bonner haben Hupen und Fahnen mitgebracht und sind die lautesten, während die Kölner die kleinste Gruppe bilden. 300 Menschen sitzen im Theatersaal: Beobachter der Gründerszene, Innovationsmanager aus dem Energiesektor und Risikokapitalgeber.
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Der Auftrag für die Hubs bestehe darin, den Mittelstand, Großunternehmen, Start-ups und Wissenschaftler in einen Raum zu bekommen, „damit wir mehr digitale Produkte aus NRW sehen“, sagt Peter Hornik, der den Wettstreit moderiert und Hub-Manager in Düsseldorf ist. „Unser Wunsch ist, dass einige unserer Start-ups im Anschluss eine Finanzierung bekommen.“
Jury hakt bei jedem Gründer nach
Der Abend gerät kurzweilig, auch weil die 14 Start-ups Ideen vortragen, die tatsächlich das Leben in einer digitalisierten Welt erleichtern könnten. Appointer aus dem Münsterland tritt mit einer Software an, die die lästige Terminfindung erleichtern und dabei 95 Prozent Zeitersparnis bringen soll. Die Kölner von Readymade vermieten Designmöbel an Geschäftsleute. Das Aachener Start-up So Nah entwickelt Sensoren, die die Parkplatz-Suche effizienter gestalten sollen. Persomatch aus Bielefeld schaltet Stellenanzeigen in der Google-Suche. Hunderte Schlagworte helfen, die Suchanfragen ganz oben in den Ergebnissen zu platzieren.
Die Jury hakt bei den Gründern nach: Was macht Ihr besser als Wettbewerber? Wie überprüft Ihr den Erfolg? Wie schnell wollt Ihr wachsen? Welche Bezahlmodelle bietet Ihr an? Und bei besonders ambitionierten Projekten auch: Ist euch klar, wie viele dicke Bretter Ihr noch bohren müsst? Diese Frage müssen die Gründer von City Base aus Bonn beantworten. Sie planen, offen zugängliche Daten von Gemeinden in eine App einzubinden, die Bürger mit Informationen versorgt, die sonst mühsam zusammengetragen werden müssen. Die Stadt Bonn sei an der Umsetzung bereits interessiert, sagen die Jungunternehmer.
Digital-Hubs NRW
2016 wurden Aachen, Bonn, Köln, Düsseldorf, das Ruhrgebiet und das Münsterland vom NRW-Wirtschaftsministerium als Standorte für Digital-Hubs ausgewählt. 2017 begannen sie ihre Arbeit. Primäres Ziel ist die Vernetzung innovativer Start-ups mit etablierten Unternehmen. Zudem begleiten sie den Mittelstand und Konzerne bei der Entwicklung von digitalen Geschäftsmodellen und Produkten.
Bis 2019 unterstützt das Land die Digital-Hubs mit bis zu 12,5 Millionen Euro. Jeder Hub kann in diesen drei Jahren bis zu 1,5 Millionen Euro erhalten. Der Digital Hub Cologne wird von der Stadt Köln, der Kölner Universität und der IHK Köln getragen. (hge)
Jury und Zuschauer geben nach 14 Pitches dem Bielefelder Start-up Zahnarzt-Helden die volle Punktzahl. Das sechsköpfige Team hilft Zahnärzten bei der Investition in teure Geräte. „32 Stunden verbringen Zahnärzte mit der Suche nach den richtigen Geräten“, sagt Carsten Janetzky, der den Pitch vorträgt. „In dieser Zeit könnte er 10.000 Euro umsetzen.“
Zahnarzt-Helden will den Auswahlprozess erheblich vereinfachen. Wettbewerber gebe es nicht, sagt Janetzky. Er überzeugt mit seinem selbstbewussten Auftritt und längst vorhandenen Umsätzen. Bislang nimmt sein Unternehmen zwei Prozent Provision für die erfolgreiche Vermittlung von Kunden an Gerätehändler. Dass Zahnärzte auch mal 60.000 Euro auf einmal in ihre Praxis investieren, ist keine Seltenheit.
„Geiler Pitch“, ist die spontane Reaktion eines Jury-Mitglieds. 5000 Euro Preisgeld überreicht NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart. Die an diesem Abend geknüpften Kontakte dürften noch deutlich wertvoller sein.