- Die Dmexco ist eine Kölner Erfolgsgeschichte: 2019 lockte die Messe für digitales Marketing 40.000 Besucherinnen und Besucher in die Kölner Messehallen.
- Dieses Jahr findet die Dmexco nur digital statt. Chefberater Dominik Matyka erklärt, wie sie dennoch funktionieren soll und was die eigens gebaute Event-Plattform kann.
- Der Kölner Messechef Geralde Böse äußert sich unterdessen deutlich zur baldigen Rückkehr physischer Messen in Köln.
Köln – Kerngedanke der Dmexco, sagt deren Chefberater Dominik Matyka, sei es, die wichtigsten Akteure im digitalen Marketing, den Medien und der Technologiewelt zusammenzubringen. Ihnen in wenigen Tagen eine Plattform zu bieten, um Business zu betreiben, von Vordenkern zu lernen und sich ebenso als solche zu positionieren. Am Mittwoch beginnt nun die Messe, doch statt 40.000 Besucher wie im vergangenen Jahr in den Deutzer Hallen zu empfangen, ist sie coronabedingt ein rein digitales Event. Was bedeutet das für die Kölner Erfolgsgeschichte?
„Das Ziel bleibt dasselbe, nur die Umsetzung ändert sich“, sagt Matyka. Seit Anfang Juli, als die Entscheidung getroffen wurde, den physischen Teil abzusagen, haben die Dmexco-Macher eine digitale Event-Plattform programmiert aufgebaut, über die Matyka sagt: „Wir verheiraten Netflix, Zoom und Linkedin“.
Studios in der Kölner Messe
So soll es hoch qualitative inhaltliche Beiträge geben, die von mehr als 800 Rednerinnen und Rednern gestaltet und aus eigens gebauten Studios in den Deutzer Messehallen gesendet werden. Angekündigt sind beispielsweise David Fischer, der bei Facebook für Umsatzströme verantwortlich ist, Twitters Deutschland-Chefin Jolanta Baboulidis, About-You-Gründer Tarek Müller und Otto-Chef Alexander Birken.
Es gehe gleichzeitig aber auch darum, die Teilnehmer sichtbar zu machen, sie nicht bloß passiv konsumieren zu lassen, sondern ihnen und den Ausstellerfirmen ein Gesicht zu geben. Und wo man sonst bei einem Kaffee durch Zufall ins Gespräch kommt und dabei wertvolles Wissen erlangt, soll die Dmexco-Plattform ihre Stärken zeigen: „Das spontane Kaffee-Momentum wollen wir in die digitale Welt übertragen“, sagt Matyka. Funktionieren soll das mit Profilen, in denen Teilnehmer Interessen abstecken können, Netzwerk-Tools, über die man sich beinahe spielerisch durch diese Profile klicken kann – und eben virtuelle Cafés. Das sind Chaträume, in die man sich zu Meetings oder Gesprächsrunden zurückziehen oder einfach auf gut Glück Kontakt zu anderen „Besuchern“ der Dmexco herstellen kann.
Hybride Messen geplant
Selbst wenn es hervorragend laufen sollte für die Dmexco-Macher, soll es im kommenden Jahr wieder das physische Branchentreffen in Köln geben. Künftig sollen Messen hybride Veranstaltungen sein, bei denen die Grenzen zwischen online und offline zunehmend verschwimmen. Dafür reiche es nicht aus, so Matyka, Inhalte, die vor Ort produziert werden, einfach ins Netz zu übertragen. Das sei sowieso Standard, sagt der Messemanager: „Es geht darum, Menschen über geografische und zeitliche Grenzen miteinander zu verbinden“. Für die erste und wohl einzige Dmexco@home rechne er mit bis zu 20.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
„Den Vorsprung, den wir anderen gegenüber haben, wollen wir nutzen“, ergänzt Oliver Frese, der in der Geschäftsführung der Kölner Messegesellschaft für das operative Geschäft verantwortlich ist. Sowohl mit der Dmexco als auch vor einem Monat mit der digitalen Ausgabe der Gamescom habe das Unternehmen „Plattformen entwickelt, die im internationalen Messewesen Maßstäbe setzen.“
Die Einnahmen mit Besuchern und Ausstellern decken laut Frese noch nicht die „signifikanten Beträge“, die in den Aufbau der Plattformen investiert worden seien. Dennoch habe die Messe das bei den Erlösen „angestrebte Ziel für die Erstveranstaltung schon übertreffen können“, so Frese: „Die Marken Dmexco und Gamescom sind so stark, dass wir sie leicht aktivieren konnten.“ Corona habe das Unternehmen nicht gestoppt.
„Unter Auflagen machbar“
Unterdessen bekräftigt der Kölner Messechef Gerald Böse die Rückkehr zu physischen Messen: „In Köln halten wir selbstverständlich weiterhin an unseren Plänen fest, bald wieder Messen auf unserem Gelände zu veranstalten“, sagt Böse nach der Ankündigung der Frankfurter Messe, bis einschließlich März 2021 keine Messen durchzuführen. Der Zeitpunkt dieser Entscheidung sei überraschend, gerade weil sich aktuell der Messemarkt auch in Deutschland wiederbelebe. Die Kölner Pläne seien mit Ausstellern und Besuchern intensiv besprochen und abgestimmt: „Die Branchen wollen wieder an Messen teilnehmen – immer unter der Prämisse der Sicherheit und natürlich der behördlichen Genehmigungen“, sagt Böse.
Die Düsseldorfer Messegesellschaft haben mit dem Caravan-Salon gerade gezeigt, dass Messen unter Auflagen wieder machbar seien, ergänzt Frese: „Wir erwarten nicht, gleich zu Beginn des neuen Jahres wieder die internationalen Dimensionen der Vorveranstaltungen zu erreichen“.
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Bei der Beteiligung an den Messen sollen aber Schwerpunkte gesetzt werden, etwa auf den deutschen Markt bei der Kunstmesse Art Cologne im November und auf den europäischen bei der Möbelmesse IMM im Januar. „Wir bleiben zuversichtlich und freuen uns auf unsere Messen in Köln“, sagt Frese.