Beim Autogipfel im Kanzleramt hat VW-Chef Blume Finanzminister Lindner Medienberichten zufolge beim Thema synthetische Kraftstoffe widersprochen.
E-Fuels„Baden gegangen“ – VW-Chef Blume lässt Lindner bei Autogipfel auflaufen
Am Dienstag haben sich Vertreter der Autoindustrie in Deutschland mit der Bundesregierung getroffen, um über die Zukunft der Branche zu sprechen. Am „Autogipfel“, dem ersten der Regierung Scholz, nahmen die Chefs der Autokonzerne Mercedes, Volkswagen und BMW, Ola Källenius, Oliver Blume und Oliver Zipse teil. Wie Medien berichten, wurden nachträglich auch Vertreter von Tesla eingeladen – mit dem Werk in Grünheide gehört der Elektrofahrzeug-Hersteller auch zu den Autobauern in Deutschland. Ebenso waren die IG Metall, der Thinktank Agora Verkehrswende und der Umweltverband BUND vor Ort. Für die Bundesregierung saßen neben Olaf Scholz Wirtschaftsminister Robert Habeck, Umweltministerin Steffi Lemke, Finanzminister Christian Lindner, Verkehrsminister Volker Wissing und Arbeitsminister Hubertus Heil am Tisch im Kanzleramt.
Ein Thema, das die Industrie bewegt, ist die Verschärfung der Abgaswerte durch die EU. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) hatte schon zuvor beklagt, dass die Abgasnorm Euro 7 durch „technisch kaum erfüllbare Anforderungen“ dazu führen werde, dass Verbrenner deutlich teurer werden, die Preise für Elektrofahrzeuge aber nicht entsprechend sänken. Hier fordern die Unternehmen Nachbesserungen.
FDP ist gegen Tempolimit – mit Verweis auf E-Fuels
Ein anderes Thema waren die synthetischen Kraftstoffe, auch E-Fuels genannt. Auf diese setzt die FDP, um die Mobilitätswende herbeizuführen. Im Programm der Liberalen heißt es: „Durch eine Zulassung synthetischer Kraftstoffe („E-Fuels“) können wir die Luftqualität auch in den Bestandsflotten verbessern.“ Der Einsatz dieser Innovation soll Verbrennungsmotoren umweltfreundlicher machen.
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Mit Hinweis auf technische Neuerungen bei nicht-fossilen Stoffen wie E-Fuels, die zum Klimaschutz eingesetzt werden könnten, sperrt sich die FDP nach wie vor gegen ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen, welches die Grünen und auch die SPD gerne umsetzen würden. Im Koalitionsvertrag der Ampel steht auf Betreiben der FDP die Formulierung: „Wir setzen uns dafür ein, dass nachweisbar nur mit E-Fuels betankbare Fahrzeuge neu zugelassen werden können.“
Ob synthetischer Kraftstoff allerdings das Mittel der Wahl ist, ist sehr umstritten. Zu seiner Herstellung wird viel Strom verbraucht, zudem entstehen bei der Verbrennung große Mengen Stickoxid.
VW-Chef Oliver Blume sieht in E-Fuels keine Zukunftstechnologie
Beim Autogipfel wurden Lindner und Wissing dahingehend in ihrem Einsatz für E-Fuels bestärkt, dass VW- Chef Blume grundsätzlich in synthetischem Kraftstoff eine Chance sieht – allerdings nur bei bereits zugelassenen Wagen, damit der Verbrennungsmotor weiter eine Chance habe.
Eine Alternative zum Elektroantrieb bei Neuwagen sieht Blume in E-Fuels jedoch keinesfalls. Der „Tagesspiegel“ berichtet, Blume sei der Frage Lindners nach dem Antrieb bei Neuwagen zunächst ausgewichen. Dann räumte Blume ein, dass der teure Kraftstoff bei Neuwagen nur eine untergeordnete Rolle spielen werde. Für die Autoindustrie seien synthetische Kraftstoffe nicht Teil ihrer Strategie – weder für Pkw noch Lkw.
Volker Wissing hebt Bedeutung der E-Fuels hervor
„Da ist Lindner baden gegangen“, zitiert die Zeitung Teilnehmer des Autogipfels. Denn wie wichtig der FDP das Thema E-Fuels auch abseits der Bestandsflotte ist, hatte sich im Oktober 2022 gezeigt. Die EU beschloss das Verbrenner-Aus ab 2035, wobei Deutschland auf Druck der FDP darauf beharrte, dass der Antrieb mit synthetischem Kraftstoff erlaubt bleiben solle. „Das ist enorm wichtig, um unsere Klimaziele zu erreichen. Wir müssen dafür auf alle verfügbaren klimafreundlichen Technologien zurückgreifen“, sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing im Oktober.
Da nun aber klar ist, wo die Autoindustrie selber ihre Zukunft sieht, dürfte die FDP in ihrer Position geschwächt sein. Der Fokus bei Politik und Industrie wird deutlich auf der Elekromobilität und dem Ausbau der Lade-Infrastruktur liegen. Zudem dürfte die FDP künftig Schwierigkeiten haben, ihre Argumentationslinie aufrecht zu erhalten und den deutschen Autofahrern auch weiterhin um keinen Preis Zumutungen zu bescheren.