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Einst stolze Lufthansa ist in GefahrEin Zögern der Gewerkschaft wäre eine Katastrophe

Lesezeit 3 Minuten
Lufthansa am Kölner Flughafen

Langfristig geparkte Lufthansa-Maschinen am Flughafen Köln/Bonn Anfang April 2020

  1. Die stolze Lufthansa ist flügellahm, nur wenige Flüge finden statt.
  2. Wirtschafts-Ressortleiter Thorsten Breitkopf analysiert die Lage des Unternehmens.
  3. Dabei mahnt er die Gewerkschaften, dass ein Querstellen in den Verhandlungen um einen Jobabbau im schlimmsten Fall das Aus der Kranich-Airline bedeuten könnten.

Köln – Die Lufthansa war einst ein stolzer Ritter. Während andere Fluggesellschaften schrumpften und verschwanden, ging die Kranich-Airline unter dem Piloten Carsten Spohr aus jeder Runde als Sieger hervor.

So schluckte man die schwächelnde Austrian Airlines genauso spielerisch wie die Swiss nach der spektakulären Pleite ihrer Vorgängerfirma Swissair. Auch aus dem Absturz des Erzrivalen Air Berlin ging die Lufthansa mit Gewinn hervor. Wichtige Strecken und nicht zuletzt viele Jets gingen an die Blau-Weißen. Das hat sich offenbar auch auf das Bewusstsein vieler Lufthanseaten ausgewirkt. Sie waren lange die wohl stolzeste Belegschaft der Republik.

Lufthansa-Piloten mit Spitzengehältern

Das schlug sich auch in einer wohl gepolsterten Gehaltsstruktur wieder. Lufthansa-Piloten verdienen in der Branche Spitzengehälter, weit mehr als Air Berlin oder die Billigtochter Eurowings oder gar die irische Ryanair.

Jetzt aber ist der stolze Kranich flügellahm. Nur jeder zwanzigste Flug fand seit dem Corona-Shutdown bei der Lufthansa statt. Unverschuldet war die Fluggesellschaft in die schwerste Krise ihrer Geschichte geraten. Genau vor diesem Hintergrund wurde nach zähen Verhandlungen und Torpedierungen durch den neuen Großaktionär Thiele staatliche Hilfen gewährt.

Milliarden für ein Privatunternehmen in Not sind eine zweischneidige Sache. Warum sollen die Steuerzahler aufkommen, das Vermögen von Aktionären und die üppigen Gehälter des Flugpersonals bezahlen? Der Staat entschied sich dennoch für ein Rettungspaket. Und das war die richtige Entscheidung. Nur dass diese viel zu lange Verhandlungen kostete.

Dieser Fehler darf sich nicht bei den Gesprächen mit den Gewerkschaften wiederholen. Denn es ist dem Steuerzahler nicht zu erklären, warum er zahlen soll, die Beschäftigten, um deren Rettung es ja nun einmal geht, aber keinerlei Kompromisse eingehen. Doch bislang zeigt sich das Arbeitnehmerlager in dieser Sache erschreckend stur.

Es gibt eine Blaupause

Dabei gibt es in Deutschland eine historische Blaupause für die aktuelle Debatte. Als die Air Berlin die Düsseldorfer Charterfluglinie LTU übernahm, gelang es dem damaligen Airline-Chef Joachim Hunold nicht, die überzogenen Gehälter der LTU-Piloten an die Struktur des Billigflieger Air Berlin anzupassen. Im Gegenteil, am Ende geschah das Umgekehrte.

Die Folgen sind bekannt. Am 27. Oktober um kurz vor Mitternacht startete der letzte Air-Berlin-Flug ab Düsseldorf. Sicherlich war das nicht der einzige Grund für den Untergang, aber kein unwesentlicher.

Die Arbeitnehmervertreter sollten sich nun zusammenraufen und ihren Beitrag zur immer noch möglichen Rettung der Lufthansa erbringen. Eine Alternative dazu wäre fatal. Denn trotz Staatsgeld ist die Lufthansa ja kein unzerstörbares Staatsunternehmen. Die größte Airline Europas ist in akuter Gefahr. Ein weiteres Zögern bei den Verhandlungen wäre mit Blick auf alle Jobs eine Katastrophe.