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Ex-FDP-Generalsekretär Patrick Döring im Interview„Ich versichere auch Kampfhunde“

Lesezeit 8 Minuten
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Ex-FDP-Politiker Patrick Döring sitzt im Vorstand der Agila Haustierversicherung.

  1. Haustierversicherer Patrick Döring sagt, die teuersten Behandlungen würden durch Verkehrsunfälle verursacht.
  2. Mopse litten häufig unter Kurzatmigkeit, andere Rassen unter Allergien oder Taubheit, sagt der Ex-FDP-Generalsekretär.
  3. Döring hat auch eine Erklärung dafür, warum immer mehr Menschen ihre Tiere versichern.

Köln – Einst war Patrick Döring FDP-Generalsekretär, jetzt verkauft er Hundeversicherungen. Im Interview spricht er über die häufigsten und teuersten Behandlungen, Tierhalter, Trends bei Hundenamen und wie Putin mit Hunden psychologische Kriegsführung gegen Angela Merkel betrieben hat.

Wozu braucht man Tierversicherungen?

Die Veterinärmedizin hat sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt und bietet Therapien wie in der Humanmedizin an. Spezialisierte Kliniken führen Chemotherapien bei Krebserkrankungen durch, implantieren neue Hüft- und Kniegelenke. Das ist keineswegs so exotisch, wie es sich für Außenstehende anhört. Mit der Hochleistungsmedizin werden natürlich auch die Tierarztkosten zunehmend zum Kostenfaktor. Wer sich einen Hund zulegt, weiß, dass er für einen längeren Zeitraum Fixkosten hat. Mit dem medizinischen Fortschritt werden auch die Hunde immer älter und müssen länger gepflegt werden.

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In Deutschland leben rund sieben Millionen Hunde. Wie viele sind bei Ihnen versichert?

Wir wollen bis zum Jahresende die Zahl 300.000 erreichen. Bei uns werden vor allem Rassehunde versichert. Davon gibt es pro Jahr etwa 500.000 Welpen.

Wie kommt es dazu, dass Menschen ihren Hund krankenversichern?

Viele Halter legen Wert darauf, dass ihr Hund medizinisch so gut versorgt wird, wie sie selbst. Die emotionale Bindung zwischen Mensch und Tier ist enger geworden. Früher wurden Hunde oft eher funktional gesehen. Aber in der Werbung wird er jetzt immer mehr als Familienmitglied inszeniert. In Deutschland gibt es einen Trend zum Einzelhaushalt. Einsamkeit verstärkt das Bedürfnis nach einem Begleiter. Wohl auch deswegen erleben wir in vielen Städten einen Hundeboom.

Patrick Döring

Ex-FDP-Politiker Patrick Döring sitzt im Vorstand der Agila Haustierversicherung. Döring wurde 1973 in Stade geboren. Von 2012 bis 2013 war er Generalsekretär der Bundes-FDP. Dörings Steckenpferd ist die Verkehrspolitik. Als Abgeordneter half dabei mit, den Start der Fernbusse in Deutschland auf den Weg zu bringen. In der Versicherungswirtschaft ist Döring bereits seit 1999 aktiv, bei Agila seit 2002.

Sind die Hunde bei ihnen – was den Leistungsumfang angeht – eher gesetzlich oder privat versichert?

Wir nennen uns zwar „Krankenkasse für Miau und Wauwau“, aber die Leistungen sind mit einer sehr guten Privatversicherung vergleichbar. Im Gegensatz zu einer privaten Krankenversicherung in der Humanmedizin haben sie bei uns aber keine Probleme mit der Kostenerstattung. Der Kunde muss keine Rechnung selbst begleichen. Die Tierarztpraxis rechnet wenn gewünscht direkt mit uns ab, innerhalb von 48 Stunden werden die Rechnungsbeträge erstattet.

Gibt es eine Praxisbindung?

Nein, wir haben freie Tierarztwahl, bei größeren Operationen erteilen wir aber schon mal Ratschläge und sagen, welche Klinik wir für welche Behandlung besonders empfehlen können.

Was ist die teuerste Erkrankung bei einem Hund?

Die teuersten Behandlungen werden meist durch Verkehrsunfälle verursacht. Dabei können die Tiere schwerste Verletzungen an den Organen und Knochenbrüche erleiden. Die teuerste Behandlung, die wir je bezahlt haben, war die für einen Neufundländer, der in Berlin am Kurfürstendamm von einem Balkon gefallen war. Da konnte der Halter froh sein, dass das Tier niemandem auf den Kopf gefallen war. Am Ende betrug die Tierarztrechnung 12.000 Euro. Aber auch die Behandlung der Kurzköpfigkeit bei Französischer Bulldogge und Mops kann kostspielig werden, wenn die Nase und die Atemwege gerichtet werden müssen. Das kostet dann rund 3000 Euro. Neue Hüft- und Kniegelenke liegen in einer ähnlichen Größenordnung.

Wie weit geht das Leistungsspektrum?

Nach der Operation empfehlen die Tierärzte oft eine Physiotherapie im Unterwasserlaufbecken an. Die Tierbesitzer trauen sich die Unfallnachsorge oft nicht selbst zu. Schönheitsoperationen erstatten wir aber nicht, auch Organtransplantationen hat es noch nicht gegeben.

Werden die Hunde untersucht, bevor Sie den Versicherungsschutz gewähren?

Nein, es gibt keine Voruntersuchung. Die Tierhalter unterschreiben aber, dass der Hund gesund ist. Die meisten sind ohnehin Neukunden mit Welpen, die keine lange Krankenakte haben können.

Was kostet eine Hundeversicherung?

Wir haben unterschiedliche Tarife. Eine Vollversicherung kostet rund 50 Euro im Monat, aber wenn der Tierhalter nur das OP-Risiko abdecken will, liegt der Beitrag bei 15 Euro im Monat. Der Kunde entscheidet.

Welche Typen von Hundehalter kommen zu Ihnen?

Da sind auf der einen Seite die vorsichtigen Neueinsteiger. Viele Leute, die einen Hund kaufen, sind schon überrascht über die hohen Erstausstattungskosten. Die wissen gar nicht, was eine Tierarztbehandlung kostet und wollen auf Nummer sicher gehen. Man will ja seinen Kindern nur ungern erklären, dass der Skiurlaub ausfällt weil der Hund krank geworden ist. Auf der anderen Seite haben wir die Leute, die schon mal eine OP mit hohen Kosten aus eigener Tasche gezahlt haben und das nicht wieder erleben wollen.

Über Schäferhundkrankheiten wie Dysplasie wird heute nur noch selten diskutiert…

Ja, das liegt vielleicht daran, dass Schäferhunde fast keine Rolle mehr in der Rassestatistik spielen. Die Hüft- und Ellbogendysplasie tritt aber leider auch beim Labrador-Retriever auf.

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Welche Hundekrankheiten sind heut weit verbreitet?

Mopse leiden zum Beispiel stark unter Kurzatmigkeit. Das Schnarchen belastet das Herz und geht manchen Tierhaltern auch auf die Nerven, dann muss der Hund operiert werden. Bei weißfelligen Hunden wie Dalmatinern und Westhighland Terriern sind Hautallergien sehr verbreitet. Auch Taubheit kommt bei ihnen häufiger vor. Viele Halter meinen, ihr Tier sei nur unerzogen und kommen oft erst spät dahinter, dass der Hund sie akustisch schlecht hören kann. Große Hunde bekommen bei zu hastigem Fressen zuweilen Magendrehungen. Älteren Hunden macht die Hitze mehr zu schaffen. Viele Halter suchen in Hitzeperioden häufiger den Tierarzt auf als sonst.

Sie sammeln seit 25 Jahre Daten von Hunden. Lassen sich daraus Trends ablesen?

Der kleine Hund liegt insgesamt im Trend, auch als Urbanes Accessories. Und wir stellen fest, dass der Dackel ein Comeback erlebt.Warum ist der Schäferhund nicht mehr so beliebt wie früher?Die Entwicklung hält schon länger an. Der Hund ist einfach nicht mehr populär.

Versichern Sie auch Kampfhunde?

Ja, mit Freude. Ich habe die Kampfhunddebatte in NRW kritisch gesehen. Bei der Haftpflichtversicherung haben wir einen Tarif für alle Rassen. Wenn ein Kampfhund einen Schaden anrichtet sind sie Verletzungen bisweilen schwerer. Aber eine höhere Schadenhäufigkeit ist bei Kampfhunden nicht zu erkennen. Nicht die Rasse per se ist das Problem, sondern meist der Mensch am anderen Ende der Leine.

Haben sich die Hundenamen im Laufe der Zeit stark verändert?

Wir beobachten, dass es einen Zusammenhang zwischen beliebten Kindernamen und Hundenamen gibt. Auffällig ist, dass viele Hundenamen mit „B“ anfangen. „Buddy“ ist unter Labradorhaltern zum Beispiel ein sehr populärer Name.

Bevor Sie anfingen, Tierversicherungen zu verkaufen, waren Sie in der Bundespolitik aktiv, zuletzt als Generalsekretär der FDP.

Das stimmt so nicht. Ich bin schon seit 20 Jahren in dem Unternehmen tätig und habe auch während der Zeit in der Politik für die Tierversicherung gearbeitet. Mandat und Beruf geht, wenn man will.

Gibt es Parallelen zwischen der Politik und ihrem derzeitigen Geschäftsfeld?

In beiden Bereichen braucht man Mut, Entscheidungsfreude und Hartnäckigkeit. Wir arbeiten als Tierkrankenversicherer in einem Nischenbereich und müssen uns durchbeißen. Sicher wäre es gut, wenn sich mehr Manager aus der Wirtschaft in der Politik engagieren würden. Aber viele lassen sich davon abschrecken, dass die Entscheidungsprozesse in der Politik oft so langwierig sind. Anderseits können Manager auch von der Politik lernen. Ich habe durch meine acht Jahre im Bundestag zum Beispiel viel Geduld und Verhandlungsgeschick gewonnen.

Was halten sie von der Theorie, dass sich Hundehalter und Hunde optisch ähnlich sehen?

Naja, dafür gibt es aber auch bei Eheleuten Beispiele. Die Grundentscheidung, welchen Hund man aussucht, hängt vor allem mit den Lebensumständen zusammen. Eine ältere Dame wird sich zum Beispiel kaum ein Tier zulegen, dass sie nicht halten oder tragen kann.

Wenn Sie ein Hund wären, welcher Hund wären Sie?

Ich persönlich halte mich für ein ausgeglichenes Wesen, obwohl ich als Generalsekretär eher als Bulldogge wahrgenommen wurde (lacht). Wenn Sie unbedingt eine Antwort haben wollen: Ich kann mich mit der Lebensweise eines Labrador-Retrievers ganz gut anfreunden.

Welcher Hund wäre Bundeskanzlerin Angela Merkel?

Sie wäre gar keiner. Frau Merkel hat ja Angst vor Hunden. Erinnern Sie sich noch an die Bilder von ihrem Antrittsbesuch bei Putin? Der ließ seine Dobermänner ins Büro kommen, als Merkel bei ihm saß. Das war psychologische Kriegsführung.

Wäre es gut, wenn mehr Politiker einen Hund hätten?

Wenn das dazu führen würde, dass sie durch einen Hund wieder häufiger Zuhause im Wahlkreis wären, dann ja. Berlin ist schließlich nicht die Bundesrepublik. Deswegen ist es gut, nicht auch noch das Wochenende mit anderen Politikern und Journalisten in Berlin zu verbringen.

Kann es sein, dass Sie irgendwann in die Politik zurückkehren?

Mein Fokus liegt derzeit auf der Tätigkeit im Unternehmen. Man kann ja auch politisch bleiben, ohne ein Mandat zu haben. Ich war sehr gerne Parlamentarier. Mein Faible ist und bleibt die Verkehrspolitik. Ich habe damals dabei mitgeholfen, den Start der Fernbusse in Deutschland auf den Weg zu bringen. Heute sind die Herausforderungen der urbanen Mobilität das Megathema. Das beschäftigt mich als Ratsherrn in Hannover kommunalpolitisch sehr.

Haben Sie einen Hund?

Nein, ich arbeite zu viel und könnte mich nicht ausreichend kümmern. Aber ich bin umgeben von tollen Bürohunden.

Wenn Sie Zeit hätten – was würden Sie für einen Hund haben wollen?

Ich glaube einen Rauhaardackel.