Tausend Ford-Jobs sollen auch nach der Schließung des Werks erhalten bleiben. Nun steht fest, wie die Fordler eingesetzt werden und welches Großunternehmen auf das Gelände zieht.
Ford in SaarlouisSo geht es im Werk an der Saar für die Beschäftigten weiter
Lange war unklar, wie es für rund 1000 verbleibende Ford-Beschäftigte im zweiten deutschen Werk in Saarlouis weitergehen wird – vor allem, welche Aufgaben sie künftig übernehmen. Das steht nun in Teilen fest. Laut einem internen Schreiben des Betriebsrates, das dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt, geht es dabei um drei Einsatzfelder. Zum einen entsteht ein Service-Center für Antriebsbatterien, zum anderen ein Verteilzentrum für Ersatzteile sowie ein Service-Teile-Center, bei dem die Ersatzteilfertigung in Saarlouis künftig zentralisiert werden soll.
Zum Hintergrund: Vor mehr als zwei Jahren hatte Ford für 2025 das Aus der Focus-Produktion in Saarlouis bekanntgegeben. Einen Nachfolger wird es nicht geben. Nachdem die Investorensuche für das Werk gescheitert war, hatten sich Betriebsrat, die Gewerkschaft IG Metall und der US-Autobauer Ford im Februar dieses Jahres dann auf Regelungen zur Zukunft der 3750 Beschäftigten geeinigt.
Die Vereinbarungen beinhalten unter anderem die Weiterbeschäftigung von 1000 Mitarbeitern mit einem Kündigungsschutz bis Ende 2032, Abfindungen und Prämien, die Bildung einer Transfergesellschaft und Qualifizierungsprogramme. Außerdem soll das ursprünglich für Mai 2025 geplante Ende der Produktion des Ford-Focus auf Ende November 2025 verschoben werden.
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Aktuell noch 3100 Beschäftigte an der Saar
Ursprünglich waren bei Ford im Saarland knapp 4500 Mitarbeiter beschäftigt. Aktuell, so der Betriebsratsvorsitzende Markus Thal, arbeiten noch 3100 Beschäftigte in Saarlouis. Zwischen April und Juni seien bislang 700 Kollegen über Abfindungen ausgeschieden. Die nächsten 380 werden das Unternehmen bis Ende Januar 2025 verlassen.
Die Weiterbeschäftigung wertet der Betriebsrat als „sehr positive Signale“, an denen man auch aufgrund der Perspektive und nach allem, was man als Belegschaft hinter sich habe, sehr gerne mitwirke und gestalte. „Wichtig hierbei ist es zu verstehen, es wird ein neues Werk mit 1000 Ford-Arbeitsplätzen auf Teilen des alten Ford-Geländes entstehen“, betonte Betriebsrat Thal.
Verhandlungen über Transfergesellschaft
In Sachen Transfergesellschaft wird offenbar weiterverhandelt. Deshalb wolle man sich erst noch einmal mit den Juristen und anschließend der Arbeitgeberseite und dem Transferträger über die offenen Punkte austauschen, schreiben die Arbeitnehmervertreter. Man hoffe jedoch sehr, dass man zeitnah eine Betriebsvereinbarung abschließen und über diese dann noch im November bei einer Betriebsversammlung informieren könne.
Wie viele Mitarbeiter in eine Transfergesellschaft wechseln werden, sei noch offen. „Es können 1700 sein. Wie viele gehen, wissen wir noch nicht, das müssen die Kollegen selbst für sich entscheiden“, so Thal. Zuerst müsse dazu eine Betriebsvereinbarung geschlossen werden, dann kläre sich dies bis spätestens Ende Mai 2025.
Pharmaunternehmen zieht auf das Gelände
Mittlerweile steht auch fest, wer sich auf Teilen des Ford-Geländes ansiedeln wird: der weltweit tätige Pharmadienstleister Vetter, gegründet 1950 von Apotheker Helmut Vetter. Der Familienbetrieb ist Spezialist für flüssige und gefriergetrocknete Medikamente, die in Spritzen und andere Injektionssysteme abgefüllt werden.
Im Saarland soll für mehrere hundert Millionen Euro ein Werk für 2000 Beschäftigte errichtet werden. Dafür werden den Angaben zufolge 50 Hektar der bisher unbebauten Ford-Flächen und nach dem Auslaufen der Ford-Focus-Produktion Ende November 2025 der Standort der Endmontage genutzt.
Vetter aus Oberschwaben gilt als Weltmarktführer. Aktuell beschäftigt das Unternehmen mehr als 6300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit. Seit 2016 hat sich der Umsatz verdoppelt, im vergangenen Jahr wurde die Marke von einer Milliarde Euro geknackt.