Bislang gibt es in den harten Verhandlungen keinen Erfolg. Nun könnte der Weg frei sein für längere Arbeitsniederlegungen.
„Ohne Druckmittel kein gutes Ergebnis“Bei Ford in Köln drohen jetzt unbefristete Streiks

Bei Ford in Köln spitzt sich die Lage zu.
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Die Fronten bei Ford in der Auseinandersetzung zwischen Gewerkschaft, Betriebsrat und Unternehmensführung bleiben weiter verhärtet. In den Verhandlungen um den in Köln geplanten Abbau von 2900 Stellen zeichnet sich nach mehreren Verhandlungsrunden auch über die Ostertage keine Einigung ab. Im Gegenteil – die Positionen beider Seiten liegen weiterhin deutlich auseinander.
Aufhebung des Kündigungsschutzes gefordert
„Wir konnten in zehn Verhandlungsterminen zwar einen groben Rahmen für die Restrukturierung abstecken, aber in den wichtigsten Eckpunkten zu einem tragfähigen Zukunftskonzept, möglichen Betriebsübergängen, Insolvenzschutz und Abfindungskonditionen liegen wir für eine Gesamtlösung noch viel zu weit auseinander“, sagte Benjamin Gruschka, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates. Hinzu komme, dass der Arbeitgeber vom Betriebsrat eine Aufgabe des betriebsbedingten Kündigungsschutzes bis 2032 fordere.
„Auch wenn der Kündigungsschutz durch eine in den kommenden Jahren mögliche Insolvenz bereits unternehmensseitig infrage gestellt wurde, sind wir dazu nicht ohne weiteres bereit. Im Rahmen der 'Ford-Future-Abbauprogramme' hat die Belegschaft dafür einen hohen Preis bezahlt“, so Gruschka.
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Der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen war im Februar 2023 zusammen mit einem Arbeitsplatzabbau vereinbart worden. 3800 Stellen will Ford in Europa bis Ende dieses Jahres streichen, darunter 2300 in Köln. Der größte Teil entfällt erneut mit 1700 Stellen auf das Entwicklungszentrum in Köln-Merkenich. Nun beantragt die Kommission, die einen Sozialtarifvertrag mit dem Management verhandelt, beim IG-Metall-Vorstand eine Urabstimmung über befristete und unbefristete Streiks bei dem Autobauer.
„Wir werden nun die Geschwindigkeit aus den Verhandlungen herausnehmen und den Druck auf die Arbeitgeberseite erhöhen müssen“, fügt Kerstin Klein, erste Bevollmächtigte der IG Metall Köln-Leverkusen hinzu. „In der Vorstandssitzung der IG Metall am Dienstag wird die Entscheidung darüber fallen, ob wir zu diesem Zwecke die Kölner Ford Belegschaft zu einer Urabstimmung über befristete und unbefristete Streiks aufrufen dürfen. Das Streikrecht ist ein hohes Gut und wir setzen es als IG Metall mit viel Augenmaß ein. An diesem Punkt der Auseinandersetzung wird es aber ohne dieses Druckmittel kein gutes Ergebnis geben.“
Bislang nur Warnstreiks bei Ford in Köln
Bislang hat es an sechs Tagen Warnstreiks für jeweils etwa zwei Stunden gegeben. Gebe der IG Metall-Vorstand die Zustimmung, soll die Urabstimmung kurzfristig erfolgen. „Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet und vertrauen darauf, dass die Belegschaft bereit ist zu kämpfen“, so IG-Metall-Vertrauenskörperleiter David Lüdtke. Von Seiten Fords heißt es dazu: „Wir bitten um Verständnis, dass wir während der aktuell stattfindenden Gespräche mit unseren Sozialpartnern keine Statements zur Transformation geben können“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage dieser Zeitung.