Köln – „1094 Tage sind seit der letzten Gamescom in Präsenz vergangen“, sagt Gerald Böse, Chef der Messe Köln, bei der Wirtschaftspressekonferenz zur weltweit größten Videospielmesse. Denn in den vergangenen beiden Jahren musste die Gamescom coronabedingt rein digital stattfinden. Dieses Jahr wird sie hybrid, also sowohl digital als auch vor Ort in den Kölner Messehallen. „Die Rückkehr ist im ersten Halbjahr bei großen Fachmessen gelungen – nun wollen wir zeigen, dass sie auch bei großen Publikumsmessen funktioniert.“
Etwa 1100 Ausstellerinnen und Aussteller aus 53 Ländern werden dieses Jahr ihre Hardware, Spiele und Zubehör präsentieren – das sind nur knapp 50 weniger als im Rekord- und Vorkrisenjahr 2019. 75 Prozent von ihnen kommen aus dem Ausland, zudem wird es 25 Länderpavillons geben.
Verzögerungen bei Spielen
Unter den Ausstellern befinden sich 2K (Bioshock, NBA 2K), Bandai Namco (Elden Ring, Tekken), Sega (Sonic-Reihe), THQ Nordic (Darksiders, Destroy all Humans), Ubisoft (Assassin's Creed, Far Cry), Warner Bros. (Harry Potter, Lego), der Kölner E-Sports-Veranstalter ESL und die Microsoft-Konsolenmarke Xbox. Mit Sony und Nintendo bleiben aber auch zwei Branchengewichte der Messe in diesem Jahr fern.
Felix Falk, Geschäftsführer von Game - Verband der deutschen Games-Branche, erklärt sich das mit Folgen der Corona-Pandemie. Die Entwicklung neuer Spiele, die durchschnittlich rund drei Jahre benötige, gehe im Homeoffice einfach weniger schnell und effizient voran – viele Spieletitel würden sich dadurch verzögern und können entweder nur teilweise oder noch gar nicht präsentiert werden.
„Wir können uns glücklich schätzen“
Dabei waren die Folgen der Pandemie für den Games-Markt eigentlich zunächst positiv: Im ersten Halbjahr 2020 wuchs der Markt um 27 Prozent an, im selben Zeitraum 2021 um 22 Prozent. „Das stärkere Wachstum hatte mit den wachsenden Spielzeiten zu tun“, sagt Falk mit Blick auf die Lockdowns. Dieses Halbjahr dann die Ernüchterung: Nur um rund zwei Prozent wuchs der Markt.
„Trotzdem ist das Wachstum 2022 größer als von Analysten erwartet“, sagt Falk. Positiven Einfluss haben viele der während der Pandemie neu hinzugekommenen Spielerinnen und Spieler, die den Videospielen treu geblieben wären. Sorgen machten hingegen Lieferengpässe: „Konsolen sind deutlich stärker nachgefragt als geliefert werden können.“ Falk ist dennoch zuversichtlich: „Wir können uns als Branche glücklich schätzen im Vergleich zu anderen Branchen, die deutlich stärker durch langfristige Effekte der Pandemie getroffen werden.“
Samstag ausverkauft
Eröffnet wird die Gamescom in diesem Jahr durch den Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck (Grüne) und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU). Für Besucherinnen und Besucher öffnet die reguläre Messe zwischen dem 25. und 28. August. Es wird keine Tageskasse geben, Tickets müssen im Voraus über den Gamescom-Onlineshop erworben werden. Sowohl Tages- als auch Abendtickets für den Samstag sind bereits ausverkauft. Ab Freitag wird parallel wieder das Gamescom City Festival stattfinden, auftreten werden zwischen Friesen- und Rudolfplatz unter anderem Zoe Wees, Elif und Mariybu.
Wie viele Besucherinnen und Besucher für die Gamescom erwartet werden – 2019 waren es rund 373.0000 – oder wie der Ticketverkauf ansonsten läuft, darüber halten sich die Veranstalter bedeckt. „Wir haben dieses Jahr eine besondere Situation, die mit 2019 nicht vergleichbar ist“, sagt Messechef Böse. „Wir sind aber auf dem sehr guten Weg, eine Besucherzahl zu erreichen, die wir uns intern als Ziel gesetzt haben.“
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Aus Sicherheits- und Hygienegründen wurde allerdings das Ticketkontingent reduziert. „Das haben wir bereits sehr früh im Jahr kommuniziert“, sagt Falk. Trotzdem sei man zuversichtlich, das weltgrößte Game-Event zu bleiben. Als Schutzmaßnahmen wurden zudem die Gänge verbreitert, es gibt ein digitales Einlassmanagement und Desinfektionsspender und regelmäßige Reinigungen der Flächen.
„Die Gamescom ist eines unserer Flaggschiff-Events mit der mit Abstand höchsten Besucherzahl und auch in Sachen medialer Reichweite“, sagt Böse. Über die Gamescom werde weltweit gesprochen, die digitalen Formate in den letzten beiden Jahren hätten in Sachen Markenbildung die Messe noch weiter nach vorne gebracht. „Als Messechef muss ich jede Messe gleich lieb haben – wie ein Familienvater – deswegen kann ich nur sagen: Die Gamescom gehört absolut zu unseren Top-Events.“