- Der von vielen befürchtete Kahlschlag beim Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof nimmt Konturen an.
- Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ werden 62 Filialen geschlossen und Tausende Arbeitsplätze abgebaut.
- Wir erläutern die Hintergründe der Entscheidung.
Köln – Die Zerschlagung des größten deutschen Warenhauskonzerns, Galeria Karstadt Kaufhof, ist offenbar vom Tisch. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus dem Unternehmensumfeld erfuhr, haben sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite am Donnerstag auf einen verbindlichen Sozialplan geeinigt. Dieser ist der weitreichendste Einschnitt in der Geschichte der beiden tradierten Warenhausketten.
Einem Insider zufolge werden im Rahmen dieses Sozialplans 62 der noch verblieben 172 Niederlassungen von Galeria in Deutschland geschlossen. Vor wenigen Wochen stand noch die Zahl von 80 zu schließenden Warenhäusern im Raum. Noch nicht bekannt ist, welche Standorte es betrifft. Konkret sollen demnach etwa 6000 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren. Die Zahl bezieht sich auf Menschen, nicht auf Vollzeitstellen. Galeria hat einen hohen Anteil an Teilzeitkräften in der Mitarbeiterschaft.
Auch Reisebüros schließen
Noch härter trifft es die neu gegründete Tochter Atrys, die die Reisebüros von Galeria betreibt. Aus dem Gewerkschaftsumfeld war zu hören, dass 100 der 130 Reisebüros schließen. Am morgigen Freitag sollen die Mitarbeiter über die Einigung intern informiert werden. Einen nennenswerten aber nicht bezifferten Stellenabbau soll es insbesondere in der Essener Zentrale der Kaufhauskette geben.
Ausstehend ist aber noch die Zustimmung des Gläubigerausschuss zu den Sanierungsplänen. Das Gremium berät dazu in einer Sitzung am Montag. Die Zustimmung gilt aber als wahrscheinlich, weil wesentliche Auflagen der Gläubiger bei diesem Sanierungsplan berücksichtigt wurden. Teilnehmer diverser Sitzungen der vergangenen Tage zwischen Gewerkschaften, Betriebsrat und Management zeigten sich zuversichtlich über die gefundene Lösung.
„Zerschlagung verhindert“
„Galeria bleibt zum größten Teil erhalten, die meisten Stellen auch. Die Zerschlagung wurde verhindert. Wir sind froh, dass wir nun kein zweites Schlecker haben“, sagte ein mit der Sache Vertrauter. Seit Anfang April will sich der Warenhauskonzern in einem Schutzschirm-Verfahren sanieren. Das schützt in die Krise geratene Unternehmen vor dem Zugriff der Gläubiger.
In einem Appell an die Führung und den Verwalter der Kaufhof-Karstadt-Gruppe forderte der Rat der Stadt Köln den Erhalt der Kaufhäuser. Die Landesregierung und Oberbürgermeisterin Henriette Reker sollen der Firmenleitung kurzfristig Unterstützung und Hilfe anbieten, heißt es in der von einer breiten Mehrheit beschlossenen Resolution. Die Warenhäuser hätten in Köln ebenso wie andernorts „eine Ankerfunktion für attraktive Einkaufsstraßen in den Innenstädten“
„Signal an die Belegschaft“
Im Fall einer Geschäftsaufgabe würden nicht nur viele Arbeitsplätze im Einzelhandel vernichtet, sondern auch die Bedeutung der Innenstadt als Einkaufszentrum „massiv beschädigt werden“. SPD-Fraktionsvorsitzender Christian Joisten: „Es kann nicht sein, dass die Beschäftigten für die Ideenlosigkeit und die Fehlentscheidungen des Managements“ büßen müssen. CDU-Fraktionschef bezeichnete den Ratsbeschluss als „Signal an die Belegschaft“.
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Die fusionierten Unternehmen haben bereits eine wechselvolle Geschichte mit Sanierungen und der Insolvenz von Karstadt hinter sich. Diese Pläne sind aber die bislang weitreichendsten. Dennoch – eine Zerschlagung des gesamten Unternehmens wird es nicht geben. Man geht davon aus, heißt es aus Verhandlungskreisen, Galeria damit langfristig erfolgreich sanieren und damit erhalten zu können.