Die krisenerprobten Mitarbeiter in Köln trifft es diesmal besonders hart – Vieles steht zu Disposition
Jobabbau in KölnHistorischer Tiefpunkt bei Ford
Es ist ein erneut ein bitterer Tag für Ford in Köln. Und in der Reihe der bitteren Tage des Kölner Autobauers in diesem Jahr dürfte der 20. November sicher noch mal einen besonderen Tiefpunkt darstellen.
Über Jahre laufender Stellenabbau, monatelange Verspätung des Hoffnungsträgers Explorer für den Start in die E-Mobilität, der Abgang von Ford-Chef Martin Sander und dessen Rückkehr in den VW-Konzern, Entmachtung der Geschäftsführung und schließlich Kurzarbeit und nun jetzt erneuter Stellenabbau. Das ist selbst für eine krisenerprobte und eingeschworene Mannschaft wie die in Köln sehr viel.
2900 Jobs sollen nun im Traditionswerk am Rhein abgebaut werden – in Summe 4000 in ganz Europa. Für die noch rund 12000 Kölner Beschäftigte heißt es nun Bangen um die berufliche Zukunft. Denn im Gegensatz zu den früheren Sparprogrammen seit 2018 legt sich das Management diesmal noch nicht fest, welche Bereiche es hart treffen wird. Das heißt Unsicherheit für alle vor Weihnachten und vielleicht auch darüber hinaus.
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Deutsche Führung entmachtet
Seit dem Sommer stand im Raum, dass die bislang erfolgten Einschnitte nicht reichen werden. Blickt man nur auf Deutschland, wurden in der ersten Runde ab 2018 vor allem Stellen in der Produktion gestrichen. In der nächsten Runde dann vor allem in der Kölner Produktentwicklung, wo über Jahrzehnte die Autos für Europa, Deutschland und manchmal auch die Welt entworfen wurden. Nun steht vieles zur Disposition.
Dem Vernehmen nach sollen Führungsstrukturen verschlankt werden. Das ist mit der De-facto-Entmachtung der deutschen Geschäftsführung wohl in Teilen schon geschehen. Auch bei Marketing, Vertrieb, Finanzen, Dienstleistungen und erneut Produktion und Entwicklung könnte es Beschäftigte treffen. Bereiche wie Werkschutz könnten ausgelagert werden. Noch ist das alles nicht klar.
Der Ton ist rauer geworden
Was allerdings auffällt im Vergleich zur Vergangenheit, ist die Art des Umgangs. Er ist jetzt deutlich härter geworden. Die Beschäftigten werden per Rundmail informiert, die Ansprache der Geschäftsführung dauert nach Angaben aus Ford-Kreisen elf Minuten. Der Betriebsrat wird nur kurzfristig ins Bild gesetzt.
Sicher, Ford macht mit der Elektrosparte Verluste weltweit und hat hohe Investitionen. Das gilt für die gesamte Branche. Und sicher, die deutsche Schlüsselindustrie hat Fehler gemacht und hofft nun auf Hilfe von Staat. Das alles bleibt eine schwierige Gemengelage und hat mit dem Ende der Koalition und anstehenden Neuwahlen auch noch mal ein wirklich schlechtes Timing.
Aber aller Vorbehalte zum Trotz: Sich auszumalen, wie ein Niedergang der Branche in diesem Land – auch mit Blick auf mögliche Wahlentscheidungen der Betroffenen – aussehen könnte, sollte man sich vor Augen führen.