AboAbonnieren

Alternative zu Lkw schaffenDeutsche Bahn baut auch in Köln Güterverkehr aus

Lesezeit 3 Minuten

Bahnhof Köln-Eifeltor: Der Gütertransport soll vermehrt von der Straße auf die Schiene verlagert werden.

  1. Die Deutsche Bahn will ihr Angebot für den Güterverkehr ausbauen und so Großkunden gewinnen.
  2. Die Rechnung: Ein Güterzug ersetzt bis zu 52 Lastkraftwagen auf den Straßen.
  3. Das Vorhaben soll auch das überlastete Straßennetz in Köln entlasten. Dafür hat die Bahn sogar einen Tür-zu-Tür-Service entwickelt.

Köln – Die Deutsche Bahn will dem Lkw im Güterverkehr in den kommenden Jahren Marktanteile abjagen und entdeckt dabei auch Großkunden wieder, die über keinen eigenen Gleisanschluss verfügen. Seit dieser Woche gibt es eine tägliche Shuttle-Verbindung zwischen Köln und Hamburg, bei der Kunden wieder einzelne Wagen buchen können. „Das ist eine schnelle und nachhaltige Alternative zum Lkw“, sagt das für den Güterverkehr verantwortliche Vorstandsmitglied Sigrid Nikutta bei einem Besuch im Container-Terminal Köln-Eifeltor.

Konzipiert für Konsumgüter oder Lebensmittel, die täglich benötigt werden, aber auch für alle anderen Branchen, sei die neue intermodale Verbindung interessant. Das Versprechen der Bahn: Alle Güter werden innerhalb von 24 Stunden von Tür zu Tür gebracht. Der Kunde kann dabei auch einzelne Komplettladungen auf der Schiene transportieren lassen, ein eigener Gleisanschluss ist nicht notwendig. Über das große Einzelwagennetzwerk von DB Cargo seien viele Verbindungen möglich.

Bahn übernimmt Organisation

Die Bahn übernehme die komplette Organisation der Leistung einschließlich der Lkw im Vor- und Nachlauf zum Zug. Das neue Angebot solle schrittweise um weitere Verbindungen ergänzt werden und bis zu neun nationale Standorte verknüpfen. Das Ziel der Bahn bis 2030 sei es, etwa 170 000 Lkw pro Jahr von der Straße auf die Schiene zu holen.

DB-Vorstandsmitglied Sigrid Nikutta ist verantwortlich für den Güterverkehr

„Ich habe im Januar beim meinem Amtsantritt gesagt, dass wir eine Wachstumsstrategie fahren werden“, sagt Nikutta. Die neue Frau an der Spitze der Güterbahn war vom Chefsessel der Berliner Verkehrsbetriebe zur DB gekommen. Neben dem kombinierten Verkehr mit Container-Zügen und den wirtschaftlich besonders interessanten Ganzzug-Verbindungen beispielsweise für die Stahl-, Rohstoff- oder Autoindustrie werde man den Verkehr mit Einzelwagen deutlich forcieren. Die Schiene in Deutschland und Europa sei „ein gigantisches Umwelt-Netzwerk, das wir bisher viel zu wenig genutzt haben.“ Man werbe aktiv um Kunden, die ihre Produkte in unser Einzelwagen-System geben, „weil das der direkte Weg vom Lkw auf die Schiene ist.“

System soll fast komplett CO2 -frei sein

Der Probebetrieb habe begonnen. „Wir fahren im Nachtsprung zwischen Köln und Hamburg und garantieren, dass wir abends die Waren beim Kunden abholen und am nächsten Morgen verlässlich ausliefern“, so Nikutta. Der größte Teil des Weges werde über Nacht auf der Schiene zurückgelegt. Das System sei aufwendiger als der reine Lkw-Transport und „etwas teurer, aber nahezu komplett CO2 -frei.“ Der Effekt liege in der Bündelung. „Wenn ich das mit einem einzelnen Wagen mache, ist das kostenmäßig nicht vergleichbar. Bei einem Zug mit 52 Wagen sieht das schon anders aus.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Bahn biete das den Kunden aktiv an. „Ich bin überzeugt davon, dass Unternehmer auf Dauer immer mehr nach ihrem CO2 -Footprint gucken werden. Das stabile Netz, das wir anbieten werden, kann ein stabiles Netz für unser Wachstum werden. Wir rechnen immer so: Ein Güterzug ersetzt 52 Lkw.“

Marktanteil der Güterbahn stagniert seit Jahren

Der Marktanteil der Güterbahn am Gesamtverkehr stagniert seit Jahren und liegt derzeit bei knapp 19 Prozent. Der Konjunktureinbruch durch die Corona-Pandemie hat die Bahn härter getroffen. Sinkende Dieselpreise und genügend Lkw-Fahrer haben die Preise für den Lkw-Transport sinken lassen. Das sei aber nur ein vorübergehender Effekt, glaubt Nikutta. Durch den Klimawandel und die Klimaschutzziele des Pariser Abkommens gebe es jetzt „ein Druckmoment. Deutschland muss seine CO2 -Werte reduzieren und das ist nur möglich, wenn wir es schaffen, mehr Güter auf die Schiene zu bekommen.“