Köln – Wenn die Süßwarenmesse ISM und die daran angeschlossene Pro Sweets Ende Januar in Köln für Fachbesucher öffnen, werden sie damit zwei der wenigen Veranstaltungen ihrer Art sein, die derzeit stattfinden.
„Wir sind uns natürlich gerade auch als öffentlich-rechtliches Unternehmen der gesellschaftlichen und sozialen Verantwortung bewusst“, sagte Messechef Gerald Böse am Dienstag. „Wenn wir nicht überzeugt wären, dass wir durch unser Hygiene- und Sicherheitskonzept das Menschenmögliche tun, um die Gesundheit unserer Besucher und Aussteller zu schützen, hätten wir diese Entscheidung nicht getroffen.“
Viele andere Messen abgesagt
Andere Messen hatten zuletzt zahlreiche Januar- und Februar-Veranstaltungen abgesagt: Betroffen war zum Beispiel die Düsseldorfer Messe Boot, die als Publikumsveranstaltung nicht stattfinden darf. Auch die Kölner Messe selbst verschob Veranstaltungen oder sagte sie ganz ab, darunter die Möbelmesse IMM, zu der sich lediglich 20 Prozent der üblicherweise vertretenen Aussteller angemeldet hatten.
Bei der Süßwarenmesse sei die Situation nun aber eine andere, so Böse: Fast 87 Prozent der Aussteller kämen mit Gruppenorganisationen aus dem Ausland, der Anteil großer, individueller Stände sei verhältnismäßig gering. Das reduziere den organisatorischen Aufwand. Im Ausland fänden derzeit außerdem „Messen im Umfeld deutlich höherer Inzidenzen statt als hier in Deutschland“.
1085 Aussteller angemeldet
Zur ISM angemeldet haben sich 1085 Aussteller, 2020 waren es noch 1750 gewesen. Die Besucheranmeldungen lägen derzeit bei etwa 50 bis 60 Prozent des damaligen Niveaus. „Wenn wir zwischen 17.000 und 20.000 Besuchern rauskommen, wäre das ein riesiger Erfolg“, sagte Böse.
Vorhersagen seien schwierig – bei der Lebensmittelmesse Anuga, die im Herbst vergangenen Jahres unter Pandemie-Bedingungen stattfand, habe es in der Woche vor der Messe allerdings noch einmal einen Schub bei den Anmeldungen gegeben. Die Messe bietet in diesem Jahr auch ein hybrides Angebot mit digitalen Showrooms der Unternehmen und Fachvorträgen im Netz an. Teilnehmen dürfen Besucher unter 3G-Bedingungen, die Gänge sind im Vergleich zu früher deutlich verbreitert worden.
„Enorme Kostensteigerungen“
Die Süßwarenindustrie blickt derweil auf ein schwieriges Jahr 2021 zurück: Die statistische Datenlage – eine um 1,3 Prozent gestiegene Produktionsmenge und ein Umsatzplus von 2,2 Prozent – verstelle den Blick auf die wirtschaftlich angespannte Situation, sagte Carsten Bernoth, Hauptgeschäftsführer des Interessenverbandes BDSI.
„Derzeit erleben die Unternehmen an allen Stellen enorme Kostensteigerungen. Dies betrifft die Kosten für Rohstoffe, Verpackungen, Logistik, Energie, aber auch für Arbeitsschutz und Personal.“ Die Belastungen seien in dieser Form „einmalig“. Der Markt für Rohstoffe sei leergefegt, Lieferketten funktionierten nicht mehr.
Personalengpässe erwartet
Als Beispiele nannte Bernoth den im vergangenen Jahr um 50 Prozent gestiegenen Weizenpreis, den verdoppelten Strompreis und die Vervierfachung der Preise für den Transport eines Standard-Containers. Durch die Ausbreitung der Omikron-Variante drohten außerdem Personalengpässe in der Produktion.
Das könnte Sie auch interessieren:
Im Handel war die Lage dagegen durchwachsen: Geschäfte, die nicht vom Lockdown betroffen waren, verzeichneten Umsatzsteigerungen. „Die von Geschäftsschließungen betroffenen Unternehmen, Kaufhäuser und kleinere Shops, aber auch Tankstellen und Duty-Free-Geschäfte hatten dagegen mit Umsatzverlusten zu kämpfen“, sagte Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands.
Gegen Ende des Jahres hätten außerdem Lieferengpässe den Verkauf belastet. Leere Regale seien allerdings nicht zu befürchten: „Die Versorgungsstruktur ist absolut sichergestellt“, sagte Genth. Es könne aber sein, dass einzelne Produkte bestimmter Anbieter zwischenzeitlich nicht verfügbar seien.