Im zweiten Rezessionsjahr stagniert das Handwerk im Kammerbezirk Köln. Mehr als jeder dritte Betrieb vermeldet offene, unbesetzte Stellen. Die Hälfte der Betriebe will die Preise erhöhen.
Kölner KammerWenig Zuversicht im Handwerk
Ein konjunktureller Aufschwung im Handwerk des Kammerbezirks Köln ist aktuell nicht zu erwarten. Der Geschäftsklimaindex der Handwerkskammer Köln ist im Herbst gegenüber dem Frühjahr 2024 leicht von 110,5 auf 110,9 Punkte gestiegen - oder anders gesagt: Er stagniert auf niedrigem Niveau. Das ist das Ergebnis der Herbstumfrage unter 1150 Mitgliedsbetrieben, die am Donnerstag in Köln vorgestellt wurde.
32 Prozent der Unternehmen geben einen sinkenden Umsatz an, nur 25 berichten von steigenden Einnahmen. Auch der Auftragsbestand der Handwerksbetriebe ist der Umfrage zufolge gesunken, jedes dritte Unternehmen berichtet von weniger Aufträgen im Herbst 2024.
Für Handwerker zwar bedauerlich, für deren Kunden eher eine gute Nachricht: Die Wartezeit auf Handwerker hat sich gegenüber den Vorjahren erheblich verkürzt. Über alle Gewerke hinweg liegt der durchschnittliche Auftragsbestand bei 6,1Wochen pro Betrieb, gleichbedeutend mit einem Minus von 1,4 Wochen im Vergleich zum Herbst des Jahres 2023 (7,5 Wochen).
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Wartezeiten im Baugewerbe sinken deutlich
Allerdings unterscheiden sich die Auftragsreichweiten je nach Gewerk erheblich. Im schwächelnden Bauhauptgewerbe sank die Wartezeit von fast 14 Wochen im Vorjahr auf elf Wochen. Im Ausbaugewerbe sank die Auftragsreichweite von etwas mehr als acht auf gut sechs Wochen. In den Bereichen Lebensmittelgewerbe und personenbezogene Dienstleistungen hingegen ist die Auftragsreichweite sogar leicht gestiegen, allerdings auf sehr niedrigem Niveau.
Deutliche Kritik übte Kammerpräsident Hans Peter Wollseifer an der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung, angesichts des zweiten Jahrs der Rezession, bei der aktuell „kein Ende in Sicht“ sei. Wollseifer sprach von „Bürokratiewahnsinn“. Der begonnene Bürokratieabbau sei viel zu zögerlich oder erreiche das Handwerk nicht. „Wenn die Aufbewahrungsfristen für Dokumente von zehn auf acht Jahre gesenkt werden, dann ist das kein Bürokratieabbau der im Handwerk ankommt, weil unsere Betriebe ohnehin alles digital speichern und diese Fristsenkung keinerlei Erleichterung bringt“, sagte Wollseifer.
Das Handwerk habe das Vertrauen in die Politik verloren. „Der Bundeskanzler muss die Gesamtwirtschaft im Blick haben und sich nicht nur demonstrativ bei handverlesenen Großkonzernen blicken lassen“, so der Kölner Handwerkskammerpräsident weiter. „Das Handwerk braucht keine neuen Subventionen, sondern einen Standort, an dem sich Arbeit wieder lohnt“, sagte Wollseifer.
Für Verbraucher und andere Handwerkskunden könnte es in naher Zukunft trotz gesunkener Inflation deutlich teurer werden. 44 Prozent der befragten Betriebe gaben in der Umfrage an, höhere Kosten an ihre Kunden weitergegeben zu haben. Nur jeder zehnte Betrieb sieht Potenzial für eine Preissenkung. Im Zuge sinkender Energiepreise sei jedoch ein abnehmender Preisdruck zu verzeichnen. In Gewerken mit schwacher Konjunkturlage dürfte zudem der steigende Wettbewerbsdruck dämpfend auf die Preisentwicklung einwirken.
Weniger Personal durch Fachkräftemangel
Die Beschäftigungsentwicklung des vergangenen Halbjahres ist moderat rückläufig. Jeder fünfte Betrieb gab einen gesunkenen und nur 16 Prozent einen gestiegenen Personalstamm an. Die Ursachen lägen aber weniger in der schwachen Konjunktur als vielmehr im Fachkräftemangel und dem demografischen Wandel. Mehr als jeder dritte Betrieb (36 Prozent) hat aktuell offene Stellen zu besetzen. Dramatischer ist die Lage in größeren Betrieben. Bei Handwerksfirmen mit mehr als vier Beschäftigten berichtet jede zweite, Stellen aktuell nicht besetzen zu können.
Auf dem Bau ging es zuletzt entgegen der allgemeinen Entwicklung wieder moderat aufwärts. Die Betriebe aus dem Bauhauptgewerbe haben ihre Geschäftslage nach konjunkturellen Dämpfern im Vorjahr erstmals wieder positiver bewertet. In der jüngsten Herbstumfrage bezeichneten 51 Prozent der Unternehmen ihre Lage als „gut“, 37 Prozent als „befriedigend“ und nur jedes achte als „schlecht“. Unter diesen Geschäftszweig fallen Dachdecker, Gerüstbauer, Maurer und Betonbauer, Straßenbauer sowie Zimmerer.
Trotz deutlich gesunkener Autoverkaufszahlen insbesondere beim Diesel ist die Stimmung im Kraftfahrzeuggewerbe im Kammerbezirk Köln überwiegend befriedigend. So berichten fast 24n Prozent der Befragten von einer guten, 61 Prozent von einer zufriedenstellenden und nur 15 Prozent von einer schlechten Geschäftslage. In den vergangenen sechs Monaten ist der Personalbestand im Kfz-Gewerbemoderat gestiegen. Jeder dritte Betrieb im Großraum Köln hat neu eingestellt. 43 Prozent der Befragten gaben an, offene Stellen zu haben.