Rund 1600 Unternehmen aus aller Welt präsentieren auf der Möbelzulieferermesse ihre Neuheiten.
Neue Materialien für MöbelLeder aus Orangen, Glas aus Knochen – Kölner Messe zeigt Wohnideen
Wie werden wir morgen wohnen, welche neue Materialien setzen Einrichtungstrends und sind dabei vor allem ressourcenschonend und umweltbewusst? Auf der Möbelzulieferermesse Interzum, die am Dienstag in Köln eröffnet wurde und für Fachbesucher bis Freitag geöffnet ist, sind die Möbelinnovationen von morgen zu sehen.
Rund 1.600 Unternehmen aus aller Welt präsentieren auf dem Messegelände ihre Neuheiten. Leitthema der Messe ist in diesem Jahr Neo-Ökologie. „Der Fokus liegt dabei auf Produktideen und Konzepten zu den Kernthemen Nachhaltigkeit, Ressourcenschutz und Kreislaufwirtschaft“, sagte Jan Kurth, Hauptgeschäftsführer beim Verband der deutschen Möbelindustrie.
Interzum in Köln: Leder aus Orangenhaut im Trend
Den weitesten Blick in die Zukunft gibt es auf dem Trendforum in der Halle 6. Dass etwa die Orange nicht nur eine essbare Frucht ist, sondern sich aus ihr auch eine lederähnliche Textur gewinnen lässt, die sich weich anfühlt, kann hier ebenso erfahren werden, wie das Gleiches auch aus dem Holz der Birke gelingt. Dass es auch längst keine Tierhaut mehr braucht, um einen Sessel oder ein Sofakissen zu beziehen, zeigt die Firma Schorn und Groh. Das Material Nuo ist aus Holz gefertigt und verbindet die Weichheit von Leder und die Geschmeidigkeit von Stoff. Auch als schallschluckender Vorhang ist das Material einsetzbar. Jede organische Form sei denkbar – auch ein Armaturenbrett im Auto, heißt es vom Unternehmen.
Ebenfalls interessant in Sachen Materialvielfalt ist ein Waschbecken der finnischen Firma Woodio, das sich keramisch anfühlt, aber gleichsam auf verarbeitetem Holz basiert. Für manchen vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, die Vorstellung, dass auch Tierknochen-Abfälle neuen Verwendungen zugeführt werden können, etwa so, dass aus ihnen gläserne Vasen entstehen, wie bei Ella Einhell.
Kreislaufwirtschaft steht auch im Zentrum beim Aussteller Bekaert Deslee, der aus Plastikmüll aus den Meeren in einem aufwendigen Verfahren Matrazenschoner fertigt. Gleiches gilt für den deutschen Dekorspezialisten Schattdecor, der neue umweltfreundliche Möbeloberflächen zeigt. Je nach Ausführung und Farbgebung besteht die Oberfläche aus bis zu 80 Prozent recyceltem PET, das aus Europa stammt. Beim österreichischen Holzwerkstoff-Konzern Fritz Egger werden matt lackierte Oberflächenvariante auf einem Spanträger mit insgesamt 71 Prozent Holzanteil aus der Kreislaufwirtschaft gezeigt. Am Ende ihres Lebenszyklus kann das Material hundertprozentig verwertet und für die Produktion neuer Platten eingesetzt werden.
Kölner Möbelmesse im Sommer
Neben Materialität und Nachhaltigkeit finden sich auf der Messe auch Ideen für das urbane Leben heute – was oftmals ganz profan heißt: hohe Mieten, wenig Platz. Bei der Firma Hettich verschwindet das Homeoffice mit höhenverstellbarem Schreibtisch deshalb abends im Wandschrank – Tür zu, Ordnung, Feierabend. Auch in der Küche kann man zwischen offener Gestaltung und geschlossenen Schränken wählen. Die Module lassen sich komplett um die eigene Achse drehen – so zeigen oder verbergen sich Gläser oder Küchenutensilien je nach Bedarf. Wer in Schubläden etwas sucht, kann künftig auf neue Lichtquellen an den Seiten setzen. Eine halbe Minute wird das Innenleben beleuchtet, der Akku hält rund ein Jahr, bevor er geladen werden muss.
Inwieweit die vielen Innovationen schon Einzug in die Wohnungswelt von heute gefunden haben, können Interessierte auf der Kölner Möbelmesse, die einmalig im Sommer vom 4. - 7. Juni 2023 stattfindet, sehen.