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Machtkampf bei Kölner MesseAufsichtsrat beriet Kündigung von Geschäftsführerin Hamma

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Katharina C. Hamma

Köln – Bei offiziellen Anlässen ließ man sich nichts anmerken, aber hinter den Kulissen galt die Zusammenarbeit in der Geschäftsführung der Kölner Messe seit geraumer Zeit als sehr angespannt. Innerhalb des Führungstrios von Messechef Gerald Böse und Finanzchef Herbert Marner auf der einen sowie Katharina C. Hamma, die alle Veranstaltungen des Unternehmens operativ leitet, auf der anderen Seite gab es deutlichen Dissens bei zahlreichen Themen.

Dem Vernehmen nach kritisiert Böse bei Hamma unter anderem fehlendes Verhandlungsgeschick. Hamma wiederum beklagt Männernetzwerke innerhalb des Unternehmens und soll sich oftmals nicht ausreichend eingebunden und gut genug informiert gefühlt haben. In einem Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sprach sich die Messe-Managerin jüngst für gemischte Netzwerke aus, die zukunftsfähiger für eine breit aufgestellte Messegesellschaft seien.

Schlechtes Verhältnis zu Gerald Böse und Herbert Marner

Auch mit Finanzchef Herbert Marner soll sich das Verhältnis im Laufe der Zeit deutlich eingetrübt haben. Mittlerweile ist von einer völligen Zerrüttung zwischen Böse und Marner sowie ihrer Mitgeschäftsführerin die Rede.

Hammas Vertrag läuft noch bis zum Jahr 2021. Bei der letzten Vertragsverlängerung war allerdings vereinbart worden, das man zur Hälfte eine Art Haltepunkt einführt, zu dem die Arbeit Hammas bewerten werden sollte. Gestern am Nachmittag nun tagte der Aufsichtsrat der Messe in einer Sondersitzung. Einziger Tagesordnungspunkt: die berufliche Zukunft von Katharina Hamma als Geschäftsführerin der Messe. Für nur 30 Minuten war der Termin des 21-köpfigen Gremiums anberaumt worden.

Im Vorfeld hatten bereits Oberbürgermeisterin und Aufsichtsratschefin Henriette Reker sowie ihre Stellvertreterin Kirsten Jahn, Vorsitzende der Grünen im Rat, versucht, Hamma davon zu überzeugen, einer einvernehmlichen Vertragsauflösung zuzustimmen – ohne Erfolg.

Hamma erfüllte ihre Zielvereinbarung

Hamma unterliegt bei ihrer Arbeit und Vergütung wie die beiden weiteren Geschäftsführer einer Zielvereinbarung – ihr Bonus wird nur bei Zielerreichung in voller Höhe ausgezahlt. Das sei in den vergangenen Jahren stets vollumfänglich der Fall gewesen, heißt es aus Kreisen des Aufsichtsrats, der darüber entscheidet.

Im Vorfeld der gestrigen Sitzung stand die Kündigung der Messegeschäftsführerin im Raum. Die Haltung einiger Aufsichtsratsmitglieder zum Fall Hamma orientierte sich auch an den politischen Trennlinien. Während dem Vernehmen nach Mitglieder der CDU sowie der Grünen eher die Position von Messechef Gerald Böse stützen, gab es von Seiten der SPD-Mitglieder sowie aus Teilen der Arbeitnehmerschaft Unterstützung für Katharina Hamma.

Im Verlauf der Sitzung, in der kontrovers diskutiert wurde, wurde dem Vernehmen nach zwar deutlich, dass eine weitere Zusammenarbeit des Führungstrios nahezu unmöglich sei. Trotzdem entschied sich das Kontrollgremium nach mehr als zweistündiger Beratung dann doch gegen eine Kündigung. Denn dem Vernehmen nach will man eine längere gerichtliche Auseinandersetzung in Folge eines Rausschmisses unbedingt vermeiden.

Parteien sollen sich einvernehmlich einigen

Und so entschied der Aufsichtsrat einstimmig, dass sich die Parteien einvernehmlich zu einigen haben, mit dem Ziel einer Trennung. So soll es erneut Gespräche zwischen der Aufsichtsratschefin Henriette Reker, ihrer Stellvertreterin Kirsten Jahn sowie dem zweiten Stellvertreter Alexander Stary mit Hamma und dem Rest der Geschäftsführung geben.

In der kommenden Woche will sich der Aufsichtsrat dann erneut zu einer Sondersitzung treffen. Weder das Unternehmen noch Mitglieder der Geschäftsführung wollten sich gestern zu den Vorgängen äußern.

Korruptionsvorwürfe gegen Messe-Tochtergesellschaft in China

Die Kölner Messe sieht sich derzeit mit Korruptionsvorwürfen bei ihrer chinesischen Tochtergesellschaft mit Sitz in Peking konfrontiert. Dem Vernehmen nach soll es in der Vergangenheit zur Zahlung von Bestechungsgeldern gekommen sein. Mitarbeiter sollen von chinesischen Unternehmen, die sich für eine Teilnahme an Veranstaltungen der Kölnmesse interessierten, erkleckliche Summen verlangt haben, um sich überhaupt dafür bewerben zu können. Wer nicht bereit gewesen sein soll zu zahlen, habe oft über Jahre nicht auf Kölner Messen ausstellen können, heißt es aus Unternehmenskreisen. Betroffen seien nicht einzelne Veranstaltungen, sondern das gesamte Kölner Messeportfolio zu dem Flaggschiffe wie etwa die Ernährungsmesse Anuga oder die Möbelmesse gehören.

Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigte die Kölner Messe die Vorgänge. „Im Zuge des Geschäftsführerwechsels bei der Tochtergesellschaft in China Mitte 2017 wurde dem Standard der Koelnmesse entsprechend eine Revision durchgeführt, ohne Ergebnis im Zusammenhang mit möglichen Korruptionsvorfällen“, sagt Messesprecher Guido Gudat.

Erst lange nach Abschluss dieser Prüfungen habe es Gerüchte um mögliche Korruptionsvorfälle gegeben. Daraufhin habe die Geschäftsführung der Koelnmesse beschlossen, umgehend eine weitere Revision durchführen zu lassen, die derzeit noch laufe und deren Ergebnisse noch nicht vorlägen. „Sollte dabei etwas zutage kommen, werden wir dem nachgehen und entsprechende Konsequenzen ziehen“, sagte Gudat. (cos)