Mit großen Ankündigungen war der E-Motorenhersteller Marelli in Köln gestartet. Nun folgt das Aus – die Probleme sind vielschichtig.

Kommentar zum Aus bei MarelliBittere Nachricht für den Auto-Standort Köln

Besuch des damaligen NRW-Wirtschaftsministers Andreas Pinkwart 2021 bei der Eröffnung des Marelli-Elektromotorenwerks in Köln.
Copyright: Marelli/Friedrich Stark
Es ist bitter für den Wirtschaftsstandort und vor allem für die Beschäftigten, dass Marelli, einer der weltweit größten Autozulieferer, sein gerade erst 2021 eröffnetes Werk in Köln nach so kurzer Zeit wieder schließt. Groß waren die Ankündigungen, als das Unternehmen auf das Ford-Gelände ins ehemalige Getriebewerk zog. Man wolle wachsen, deutlich mehr Mitarbeiter einstellen und vor allem neue Kunden gewinnen.
Marelli in Köln: Schwierige Gemengelage
Auch wenn Marelli sich nicht zu den konkreten Gründen äußern möchte, so scheint es doch, dass vor allem Letzteres nicht gelungen ist. Gespräche mit anderen deutschen Herstellern, vielleicht auch mit dem direkten Nachbarn Ford, verliefen offenbar nicht erfolgreich. Und so blieb Porsche mit seinem ersten vollelektrischen Modell Taycan wohl der einzige Abnehmer der E-Motoren aus Köln.
Die Abhängigkeit von einem Autobauer ist grundsätzlich ein Risiko. Verschärft wurde die gesamte Situation zusätzlich durch die Verwerfungen der Corona-Pandemie. Lieferketten rissen, über lange Monate fehlten Chips und andere elektronische Komponenten. Infolgedessen standen in Deutschland, aber auch weltweit viele Bänder still. Die Folge: Fast alle Zulieferer hatten mit niedrigeren Abrufzahlen der Kunden zu kämpfen.
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Die Gemengelage zwischen der Transformation auf E-Mobilität, Corona-Lockdowns, Lieferengpässen, Inflation und steigenden Energiepreisen ist denkbar schwierig für die gesamte Branche. Und wird es auch vorerst auch bleiben, denn die Industrie entlang der Lieferkette befindet sich im tiefgreifendsten Wandel seit ihren Anfängen.
Pleitewelle blieb aus
Die Umstellung auf E-Mobilität kostet viel Geld und bindet Kapazitäten. Hinzu kommt auch eine wachsende und recht wettbewerbsfähige Konkurrenz aus China auf die weltweiten Märkte, die den Druck weiter erhöht. Trotz prominenter Pleiten in der Zulieferindustrie blieb aber eine Pleitewelle bislang glücklicherweise aus. Denn die deutschen Mittelständler haben sich, auch dank Kurzarbeit, vergleichsweise gut durch die Krisen gekämpft. Nun ist zu hoffen, dass es vielleicht doch noch eine Nachfolge oder Neuansiedlungen in den Marelli-Hallen in Niehl geben wird und jemand anderes vom Standort Köln aus sein Glück versucht.