Die Stadt-Tochter HGK schafft die ersten vollelektrischen Trucks von Volvo an. Was sie leisten können und wofür sie eingesetzt werden sollen.
LogistikKölner HGK setzt auf vollelektrische LKW
Die Hafen und Güterverkehr Köln (HGK) hat die ersten vollelektrischen Zugmaschinen in Betrieb genommen. Am Freitag wurden die Fahrzeuge im Niehler Hafen der Presse vorgestellt. Ein Überblick darüber, was die Trucks leisten können, wo ihre Grenzen liegen und wo sie eingesetzt werden.
Was leisten die elektrischen LKW?
Die ersten beiden Fahrzeuge vom Typ Volvo FH Electric haben eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern. Die Fahrzeuge können inklusive ihres Eigengewichts bis zu 40 Tonnen wiegen. Die Volvos haben 735 PS. Sie werden aus sechs Batterien gespeist.
Wie werden die Fahrzeuge geladen?
Anders als elektrische PKW werden die Trucks mit einem Powercharger mit 63 Ampere geladen. Wenn die Batterien noch zu zehn Prozent voll sind, können sie an den speziellen Ladepunkten in nur 2,5 Stunden wieder zu 100 Prozent vollgeladen werden. Am Standort in Niehl gibt es noch keine entsprechende Infrastruktur, um die elektrischen Volvos zu laden.
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Wo werden die Fahrzeuge eingesetzt?
Sie werden später im sogenannten Shuttleverkehr am Standort Ladenburg in Baden-Württemberg in der Nähe von Mannheim für einen Kunden aus der pharmazeutischen Industrie eingesetzt. Den Namen des Kunden wollte die HGK noch nicht nennen, er möchte anonym bleiben. Laut Markus Krämer, Chef der HGK-Tochter „HGK Logistics and Intermodal“ sollen sie dort etwa 150 Fahrten pro Monat absolvieren. Das entspricht einer monatlichen Strecke von 3300 Kilometern, also einer Jahresleistung von knapp 40.000 Kilometern.
Wie ist die Ökobilanz der Elektro-Trucks?
Die saubere Öko-Bilanz werde dadurch abgerundet, dass der Strom für die beiden Lkw aus einer eigenen Photovoltaikanlage stammt, die dort gemeinsam mit der Rhein-Energie im Jahr 2022 auf den Dächern von drei Hallen der „HGK Logistics and Intermodal“ errichtet wurde. Die Anlage produziert jährlich bis zu 3,6 Gigawattstunden Öko-Strom.
„Die Stadt Köln soll bis 2035 klimaneutral werden. Das ist eine große Herausforderung, der wir uns als Unternehmen verpflichtet fühlen“, sagt Markus Krämer. „Die Inbetriebnahme der E-Lkw ist daher ein weiterer Schritt hin zu mehr grüner Logistik. Bei der Umsetzung ist es wichtig, dass unsere Kunden eng mit uns kooperieren, um nachhaltige Verkehre zu etablieren. Darüber hinaus bedarf es der Produktion von erneuerbaren Energien an unseren Standorten.“
Die HGK-Tochter setzt bei der Anschaffung der Fahrzeuge auf eine enge Kooperation mit dem Stadtwerke-Schwesterunternehmen Rhein-Energie. Das Projekt soll jährlich 40 Tonnen CO2 im Shuttleverkehr einsparen und Vorbildcharakter für die anderen Standorte des Logistikdienstleisters haben. Im Fokus steht unter anderem, rund 90.000 Lkw-Transporte im Containertransport auf der so genannten letzten Meile mit alternativ angetriebenen Trucks durchzuführen und damit jährlich über 4.350 Tonnen CO2 vermeiden.
Wie wurden die Fahrzeuge finanziert?
Zur Absenkung des CO2- und Schadstoffemissionsniveaus bei Nutzfahrzeugen gab es ein Förderprogramm des Bundes. Darüber wurde sowohl die Anschaffung der beiden Schwerlaster als auch Investitionen in neue Infrastruktur mit insgesamt 394.000 Euro gefördert. „In Kombination mit dem Engagement der Kunden – deren eigene Öko-Bilanzen sich dadurch verbessern – und dem Einsatz von Photovoltaikanlagen können Anschaffung und Betrieb von E-Trucks wirtschaftlich dargestellt werden“, sagte Markus Krämer.
Was kosten die beiden Fahrzeuge?
Rund 400.000 Euro kostet der neuen Volvo FH laut Preisliste des Herstellers. „Das ist etwa der dreifache Preis, der für vergleichbare Dieselmodelle aufgerufen wird“, sagt Krämer. Dennoch sei der Kauf attraktiv, denn bis zu 80 Prozent des Mehrpreises übernimmt ja das Bundesamt für Logistik und Mobilität.
Welche Nachteile haben E-LKW?
Neben dem genannten dreifachen Preises gegenüber einem herkömmlichen Diesel-LKW gibt es weitere Nachteile. So ist der Elektro-Volvo mit zehn Tonnen etwa zwei Tonnen schwerer als eine vergleichbare Zugmaschine mit Diesel-Aggregat. Das schränkt die Nutzlast eines 40 Tonners entsprechend um fünf Prozent ein. Außerdem ist selbstverständlich die Reichweite wesentlich geringer, das „Tanken“ des E-LKW dauert auch deutlich länger.
Welche Vorteile bieten die elektrischen Zugmaschinen?
Das Manko des längeren Ladens kann kompensiert werden, wenn der Ladevorgang etwa parallel zu anderen Be- und Endladevorgängen stattfindet, der Lastwagen also ohnehin grade geparkt ist. Hauptargument für den Elektro-Truck ist sicher, dass er, Ökostrom vorausgesetzt, im Grunde CO2-neutral unterwegs ist. „Wir betrachten die Indienstnahme der beiden ersten E-Lkw als einen Schritt auf dem Weg in die Klimaneutralität. Dabei sammeln wir Erfahrungen, von denen unsere Kunden profitieren werden. Unsere kombinierten Verkehre gelten schon heute als emissionsarm. In Kombination mit E-Trucks auf der letzten Meile werden diese Verkehre noch nachhaltiger. Davon wollen wir nun unsere Kunden überzeugen“, sagt Krämer.
Ein zweiter Vorteil ist, dass der 40-Tonner fast lautlos unterwegs ist. Das einzige vernehmbare Geräusch kommt von der luftdruck-getriebenen Bremsanlage. Im Innenraum bei der Fahrt hört man davon gar nichts. Diese Geräuscharmut fordert aber auch den Fahrer, der einkalkulieren muss, dass Fahrradfahrer oder Fußgänger den Schwerlaster akkustisch nicht wahrnehmen, ein Problem, dass auch alle E-Auto-Fahrer kennen.