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MelissengeistMit 13 Kräutern von Köln aus an die Spitze

Lesezeit 3 Minuten

Der Kölner Unternehmenssitz nahe des Doms.

Vor knapp 200 Jahren erfand die Ordensschwester Maria Clementine Martin den Klosterfrau Melissengeist und legte damit den Grundstein für einen der größten Gesundheitskonzerne Deutschlands.

Sie zählt bis heute zu Deutschlands bekanntesten Marken und ist unter dem Logo mit den drei Nonnen im gotischen Spitzbogen seit ihrer Gründung vor 198 Jahren fest in Köln verankert. In unmittelbarer Nähe zum Dom, in der Gereonsmühlengasse, hat der Gesundheitskonzern Klosterfrau bis heute seinen Sitz. Das bekannteste Präparat im Sortiment ist der Klosterfrau Melissengeist.

Elixier aus 13 Heilpflanzen

Die Ordensschwester Maria Clementine Martin hatte bereits mehrere Jahre mit Heilpflanzen experimentiert, bis sie schließlich auf eine Mixtur aus 13 Kräutern stieß, die destilliert beruhigend und ausgleichend auf das Nervensystem wirkt, aber auch bei Erkältung oder Muskelzerrung hilft. Das war die Geburtsstunde des Klosterfrau Melissengeists.

Martin verbrachte viele Jahre in der Krankenpflege, auch bei der Schlacht von Waterloo im Jahr 1815 war sie dabei. In Folge der Säkularisation, als viele Klöster ihren Besitz verstaatlichen und abgeben mussten, wurde die Nonne arbeitslos - und gründete 1826 im Alter von 51 Jahren am Dom ihr Unternehmen für die Herstellung von „Carmeliter-Melissenwasser“. Damit legte sie den Grundstein für einen der heute größten deutschen Gesundheitskonzerne.

60 Marken unter dem Konzerndach

Klosterfrau musste in der fast zweihundertjährigen Geschichte schon zahlreiche Krisen und Kriege überstehen, ebenso wie Inflation und jüngst die Corona-Pandemie. Mitte der 1970 Jahre begann das Unternehmen deutlich zu wachsen, kaufte kräftig zu und öffnete sich für Kooperationen. Zuvor hatte Klosterfrau gerade mal fünf Produkte.

Heute firmieren rund 60 Marken und mehr als 200 Produkte unter dem Dach der international tätigen Klosterfrau Healthcare Group, darunter Arzneien und Vitaminpräparate wie Taxofit, Nasic Nasenspray, Bronchicum oder Neo-Angin. Insgesamt 1400 Mitarbeiter beschäftigt die Konzerngruppe an 17 Standorten – davon 1100 in Deutschland. Im Ranking der Hersteller von nichtverschreibungspflichtigen Medikamenten rangiert das Unternehmen in den Top Ten.

Diskretion gilt hinter den altehrwürdigen Mauern am Stammsitz im Gereonsviertel auch heute noch als hohes Gut. Und so veröffentlicht das Unternehmen kein Geschäftszahlen. Branchenexperten schätzen den Umsatz auf einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag, der größte Teil entfällt dabei auf den Standort Deutschland.

Jüngst wurde bekannt, dass sich die Gruppe von einem kleineren Unternehmensteil getrennt hat. Hermes Süssstoff, bekannt für Marken wie Assugrin und SteviaSweet, wurde von der Krüger Group mit Sitz in Bergisch Gladbach übernommen, zu der unter anderem Marken wie Kaba, Fritt, Schogetten und Edle Tropfen in Nuss gehören. Zu den Details machten die Beteiligten keine Angaben.

Bildnummer: 50668143  Datum: 20.08.2004  Copyright: imago/Uwe Steinert
Mitarbeiterin der Produktionsstätte von Klosterfrau Melissengeist in Berlin, Personen , Objekte; 2004, Berlin, Produktion, Herstellung, Arzneimittel, Medizin, Arzneimittelproduktion, Arzneimittelherstellung, , , Flasche, Flaschen, Mitarbeiter, Schriftzug; , hoch, Kbdig, Totale, , Wirtschaft, Logo, Logos, Deutschland, Arbeitswelten, Gesellschaft,  , Gesundheit / Naturheilmittel, Frau; Aufnahmedatum geschätzt
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Flaschen Melissengeist in der Produktion.

Familienstiftung in der Schweiz

Außer Diskretion gilt Unabhängigkeit als einer der wichtigsten Unternehmenswerte. Und so wollte sich der letzte Inhaber von Klosterfrau, Wilhelm Doerenkamp, nicht bei Banken verschulden und das Unternehmen stemmte sein Wachstum im Laufe der Jahre aus eigener Kraft.

Damit Klosterfrau auch künftig erhalten bleibt und nicht verkauft wird, verfügte Doerenkamp, der 1972 verstarb und keinen Nachfolger in seiner Familie fand, dass die Firma in das Eigentum einer Familienstiftung mit Sitz in der Schweiz übergeht. Ihr gehören alle Markenrechte, die Kölner zahlen dafür Lizenzgebühren und können die Gewinne weiter in das Unternehmen investieren.

In zwei Jahren feiert das Kölner Unternehmen sein 200-jähriges Bestehen. Die Vorbereitungen für das Jubiläum laufen bereits. Die Ordensschwester Maria Clementine Martin sei aus heutiger Sicht eine „Gründerin“ und zu Klosterfrau würde man wohl Start-up sagen, so Stefan Koch, CEO der Kölner Klosterfrau Group.