- Die Kölner Fitnessmesse Fibo ist eine Erfolgsgeschichte – vergangenes Jahr investierten die 145.000 Besucherinnen und Besucher rund zwei Milliarden Euro auf der Branchenschau.
- In diesem Jahr ist alles anders. Wegen Corona findet die Messe nur digital statt, erst zwei Tage für Fachbesucher, dann einen Tag für private Sportbegeisterte.
- Während der Corona-Pandemie haben digitale Sportangebote einen großen Schub erfahren, Betreiber von Fitnessstudios stellen sich immer stärker darauf ein – und bilden selber Influencer aus.
Köln – Die Kölner Fitnessmesse Fibo war in den vergangenen Jahren ein großer Erfolg: 145.000 Besucherinnen und Besucher kamen 2019 zur Messe. 84.000 Fachleute unter ihnen investierten in den Deutzer Messehallen im Schnitt 77.000 Euro in Fitness- und Gesundheitsprodukte. Auf der weltgrößten und wichtigsten Schau der Fitnessbranche wurden nach Angaben der Veranstalter mehr als zwei Milliarden Euro ausgegeben. Eigentlich sollte die Erfolgsgeschichte schon im April fortgeschrieben werden, aber Corona machte der Fibo einen Strich durch die Rechnung. Am heutigen Donnerstag beginnt die Messe nun doch, aber die Kölner Hallen bleiben leer.
Stattdessen haben sich die Veranstalter in einem Düsseldorfer TV-Studio eingemietet und bieten Fachbesuchern zwei Tage lang die Möglichkeit, sich virtuell zu vernetzen, Geschäfte anzubahnen und sich über Trends und Entwicklungen auszutauschen.
Nachfrage nach Jogging-Apps stieg an
Die Digitalisierung der Fitnessbranche bildet dabei einen eigenen Themenstrang. Diese aber bloß als Trend zu bezeichnen, wäre untertrieben. Als im März bundesweit alle fast 10.000 Fitnessstudios geschlossen wurden, schoss die Zahl der Internetsuchen nach Heimtrainings und Sportvideos in die Höhe, ebenso stieg die Nachfrage nach Jogging-Apps, die die Leistung ihrer Nutzer messen, und Fitnessgeräten wie Hanteln stark an, zeigen Google-Statistiken.
Die prominente Influencerin Pamela Reif verdoppelte laut „Gründerszene“ im März die Zahl der Aufrufe ihrer Trainingsvideos, die sie kostenlos auf Youtube veröffentlicht. Auf der Video-Plattform folgen ihr inzwischen fast 4,8 Millionen Menschen, auf Instagram sind es 6,4 Millionen. Sind Fitnessstudios in einer Zeit, in der Sportangebote nur ein paar Klicks entfernt sind, also überflüssig?
Nein, sagt Frank Böhme, Geschäftsführer der Frechener Studiokette Just Fit, die in der Region 22 Standorte betreibt. 2022, spätestens 2023, wenn die Lage wieder normal sei, werde die Branche einen Hype erleben, sagt Böhme. Schließlich sei der Wert von Wohlbefinden und Gesundheit vielen Menschen in diesem Jahr richtig klar geworden. „Digitale Technologien sind auf dem Vormarsch, aber sie werden uns nicht ersetzen, sondern flankieren“, sagt Böhme.
„Niemand überprüft, wie effektiv das ist“
Silke Frank, Event-Direktorin der Fibo, pflichtet dem Unternehmer bei: „Wer nur zu Hause mit Videos trainiert, hat nie eine Korrektur. Niemand überprüft, ob eine Bewegung effektiv ausgeführt wird und sie überhaupt die richtige Wahl ist“, sagt sie. Es werde auch künftig immer das Bedürfnis geben, das, was man zu Hause alleine trainiert, mit dem Sport im Studio zu kombinieren, so Frank.
Just-Fit-Chef Böhme berichtet unterdessen, dass vom 1. Januar bis 1. September lediglich 7,2 Prozent seiner Kunden über das übliche Maß hinaus gekündigt hätten. Bei Wettbewerbern liege die Quote deutlich höher. Einen Grund für die Loyalität sieht er in der Kooperation mit jenen Sportlerinnen und Sportlern, die seiner Branche die Kunden wegzunehmen drohen: „Wir bauen seit zwei Jahren ein Influencer-Netzwerk auf“, sagt Böhme: „Wir helfen sportlichen Menschen, die das Potenzial dafür mitbringen, ihre sozialen Kanäle aufzubauen. Dafür veröffentlichen sie Beiträge über uns und informieren ihre Follower über unsere Angebote. Das ist mittlerweile ein wichtiger Markenkanal für Just Fit.“
Fibo experimentiert
Und auch die Fibo experimentiert mit sozialen Netzwerken. Am Samstag, 3. Oktober, senden die Veranstalter der Fitnessmesse auf ihrem Instagram-Kanal den ganzen Tag Workouts, Interviews und Ernährungstipps mit bekannten Bodybuildern und Trainerinnen.
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Im nächsten Jahr soll dann wieder Live-Training in der Kölner Messe auf dem Programm stehen. Gehen die Hygienekonzepte der Veranstalter auf, trifft sich die Branche 2021 vom 8. bis 11. April wieder in Deutz. Streaming- und andere digitale Angebote sollen aber auch künftig fester Teil des Messepakets bleiben.