Aus Angst vor hohen Kosten für eine Wärmepumpen-Heizung halten sich die Kunden beim Kauf teurer Möbel zurück. Die Lieferzeiten sind deutlich gesunken. Sonntag startet Kölner Möbelmesse.
MöbelbrancheKaufzurückhaltung wegen Unsicherheit mit Heizung
Im ersten Quartal 2023 lief es noch vergleichsweise rund in der deutschen Möbelbranche. Doch seit April und Mai dieses Jahres spürt der Möbelhandel einen erheblichen Rückgang der Kundenfrequenzen in den Geschäften. „Die Möbelhändler verspüren große Verunsicherung in der aktuellen Situation. Planungssicherheit ist das A und O“, sagte Markus Meyer, Präsident des Handelsverbands Möbel und Küchen (BVDM), am Donnerstag dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Die Frequenz, also die Häufigkeit, in der Kunden mit oder ohne Kaufabsicht ein Möbelhaus aufsuchten, sei im betreffenden Zeitraum April und Mai um 30 bis 40 Prozent zurückgegangen. Die Mentalität der Kunden nach dem Motto „wir gucken mal, und entscheiden dann, ob oder wann wir was kaufen“ sei aktuell drastisch geschwunden. „Wir machen uns ernsthafte Sorgen“, führte Meyer weiter aus.
Dabei belastet die Möbelbranche ein Faktor mehr noch als Inflation und Lieferengpässe. „Überaus schädlich für das Konsumklima unserer Branche sind die langwierigen Diskussionen über das Gebäudeenergiegesetz der Bundesregierung. Seit Beginn der politischen Debatte um den Heizungstausch haben sich die Auftragseingänge bei uns Herstellern spürbar abgeschwächt“, sagt auch Elmar Duffner, Präsident des Verbands der Deutschen Möbelindustrie (VDM).
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Die Kritik der Möbelbranche richtet sich dabei weniger gegen den Plan, neu nur noch klimafreundliche Heizungen zu verbauen, als vielmehr gegen die Planungsunsicherheit und die sehr kurze Frist bis zum Beginn der Einbaupflicht.
Wer früher 15.000 oder 20.000 Euro auf der hohen Kante gehabt habe, für den sei der recht spontane Kauf einer Polstergarnitur für 3000 im Rahmen des Möglichen und Überschaubaren gewesen. „Wenn der gleiche Haushalt aber nicht weiß, ob statt 15.000 für eine neue Heizung in zwei oder drei Jahren 45.000 Euro fällig werden, der behält das Geld lieber sicherheitshalber auf dem Konto und verzichtet auf den Möbelkauf“, sagt Meyer. Die Lage der Branche sei daher weitaus schlimmer als während und nach der Finanzkrise 2008/2009.
Kunden kaufen aktuell lieber Solaranlagen als Möbel
Kritik äußerte er vor allem an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). „Ich möchte ihm zurufen: Machen Sie Ihren Job als Wirtschaftsminister und nicht nur als Energieminister“.
Vor allem in unteren und mittleren Preissegmenten sei die Kaufzurückhaltung groß, sagt VDM-Präsident Duffner. Das größte Segment der Möbelindustrie, die sogenannten sonstigen Möbel (Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel verzeichneten im ersten Quartal einen Umsatzrückgang von 6,4 Prozent. In der Matratzenindustrie wurde sogar ein Umsatzminus von 19,3 Prozent in den ersten drei Monaten des Jahres verbucht. Der Auftragseingang sei bei Polstermöbeln um neun Prozent rückläufig.
„Mit Blick auf das Budget der Verbraucher sieht sich unsere Branche derzeit starker Konkurrenz gegenüber. Ganz oben auf der Prioritätenliste stehen nach unserem Eindruck die Themen Urlaub, Wärmepumpe und Photovoltaik“, sagte Duffner weiter. Ein Viertel der Unternehmen planten in der zweiten Hälfte des Jahres Kurzarbeit zu beantragen.
Eine Insolvenzwelle sehen die Möbelverbandsvertreter dennoch nicht. „Ich bin zuversichtlich, dass die Kunden sofort zurückkehren, wenn sich die Rahmenbedinungen ändern und Planungssicherheit zurückkehrt, wenn der Knoten also platzt“, sagte Meyer. Das sei auch bei Wiederöffnung der Möbelhäuser nach Corona der Fall gewesen.
Am Sonntag beginnt in Köln die Möbelmesse IMM. Die Branche sei froh, dass diese nach den Corona-Einschränkungen endlich wieder stattfinden könne. Die sogenannte IMM Spring Edition ist eine Zusatz- oder Nachholveranstaltung mit kürzerer Laufzeit. Im Januar wolle man zum gewohnten Rhythmus der „normalen“ IMM zurückkehren, sagt der Geschäftsführer der Messe Köln, Oliver Frese. „Die IMM Spring Edition findet 2023 einmalig im Juni mit vier Tagen Laufzeit als reine Fachbesuchermesse statt“, sagt Frese.