Nach dem Explorer ist der neue Capri mit Batterieantrieb das zweite Modell mit Bezug zu einem Ford-Klassiker. Was er kann und was er kostet.
Der neue E-Capri aus KölnFord lässt sein Kult-Auto wieder aufleben
Der Capri ist zurück. Der Kölner Autobauer Ford bezieht sich auch mit seinem zweiten E-Auto klar auf seine historischen Wurzeln. Am Mittwoch wurde der neue E-Capri mit Batterieantrieb im Kölner Werk vor rund 2000 Beschäftigten sowie zeitgleich in London vorgestellt. Ganz im Zeichen der Fußball-Europameisterschaft, hatte Ford den ehemaligen französischen Fußballstar Éric Cantona per Videobotschaft zugeschaltet, um den neuen Hoffnungsträger aus Köln zu enthüllen. Beide seien Legenden mit Ecken und Kanten, heißt es unter dem Beifall der Belegschaft, denen der Stolz auf ihr neues Produkt deutlich anzumerken war.
Christian Weingärtner, geschäftsführender Direktor für Ford Deutschland, Österreich und die Schweiz sowie Geschäftsführer Marketing und Sales, betont, dass man mit dem Bezug auf den Capri ein neues Auto schaffen wollte, „das so nur Ford bauen kann“.
Pate bei der mehr als dreijährigen Entwicklung stand dabei das legendäre Sportcoupé, das zwischen 1968 und 1986 in Deutschland sowie Großbritannien gebaut wurde. Ein Original-Modell in gelb-schwarz aus dem Ford-Museum stand bei der Vorstellung gleich in direkter Nähe zum jungen Nachfolger.
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Rückgriff beim Design auf den Klassiker
Auch der neue Kölner Capri greift wesentliche Gestaltungsmerkmale seines Vorfahren auf. Etwa bei der Fronthaube, vor der sich ein flacher Grill fast über die gesamte Fahrzeugbreite zwischen den Scheinwerfern entlangzieht. „Hundeknochen“ nennt Design-Chef Murat Güler das geschwungene Element. Die Scheinwerfer sind entsprechend der „vier Augen“ des Ur-Capris neu interpretiert. Auch die am hinteren Radhaus abfallende Knickkante auf Höhe der Türgriffe ist an die einstige Formensprache angelehnt, ebenso wie die zum Heck rund auslaufende Scheibe in C-Form.
Insgesamt wirkt das Design sportlich, aber auch minimalistisch - nur auf das Wesentliche fokussiert. Als kleine Extravaganz ist der Capri-Schriftzug am Heck hinter eine gläserne Front gesetzt worden.
„Wir huldigen unserer Tradition und erfinden unsere Zukunft neu – mit einem Fahrzeug, das in dieser Form nur Ford bauen kann. Die Legende ist zurück“, sagt Ford Europa Design Direktor Amko Leenarts.
Sicher, die Zeiten haben sich geändert und auch die technischen und regulatorischen Anforderungen sind mittlerweile andere als zu Beginn der 70er Jahre. „Wir haben uns bei den ersten Entwürfen gefragt, wie wir den Capri in der Jetzt-Zeit entwerfen würden“, sagt Designchef Murat Güler. Ein reines Retro-Auto sollte es auf keinen Fall werden, sondern eine zeitgenössische Neuinterpretation. „Es war nicht einfach, auch, weil das Original weltweit eine große Fangemeinde hat, die wir nicht enttäuschen wollten.“
Varianten mit Heck- und Allradantrieb
Zum Start bietet Ford das Modell ab 51.950 Euro mit Heckantrieb an. Zudem gibt es auch eine Variante mit Allradantrieb sowie die zwei Ausstattungsvarianten Capri und Capri Premium. Preislich rangiert der Capri rund 2.000 Euro oberhalb des Explorer. Vom nächsten Technik-Verwandten bei VW, dem ID.5 Pro trennen ihn nur wenige hundert Euro Aufschlag. Zu den weiteren Konkurrenten zählen Tesla Model Y, Volvo EC40 und Kia EV6.
Mit Blick auf die Technik verspricht das neue Modell mit Heckantrieb eine Reichweite von mehr als 620 Kilometern. Geladen werden kann der Capri per Wechselstrom mit 11 kW an der heimischen Wallbox oder beim Schnellladen mit einer Ladeleistung von bis zu 135 kW an öffentlichen Ladepunkten. Hier braucht die Batterie nur rund 28 Minuten, um von zehn auf 80 Prozent aufzutanken. Etwas schneller, in 26 Minuten, geht es in der Allrad-Variante. Der neue Ford ist 4,6 Meter lang und 1,9 Meter breit.
Auch farblich bezieht sich Ford auf die Ursprünge in den 1970er Jahren. Präsentiert wird das Modell der Öffentlichkeit am Mittwoch in sattem Gelb. Und weitere „Pop-Farben“ sind mit Agate Black Metallic, Frozen White, Magnetic Grey Metallic, Blue My Mind Metallic und Lucid Red Metallic vorgesehen.
Basis kommt aus Wolfsburg
Mit der vollelektrischen Neuinterpretation des Klassikers präsentiert der US-Konzern nun das zweite Elektroauto der neuen Generation, die in Köln vom Band läuft. Erst vor wenigen Wochen war die Produktion des mittelgroßen SUV Explorer für Europa gestartet — nach mehrmonatiger Verzögerung durch die Umstellung auf einen neuen Batteriestandard.
Auch hier setzte der Konzern schon auf klare Bezüge zu dem US-Vorbild, dem großen SUV Explorer. Seit 1990 ist das Fahrzeug auf dem Markt und ein typisches amerikanisches Dickschiff.
Die technische Basis sowohl des Capri als auch seines Kölner Schwestermodells kommt aus Wolfsburg von VW, auf dessen Elektroauto-Baukasten MEB beide gebaut werden. 1,2 Millionen dieser Plattformen kann Ford in sechs Jahren nutzen. Konzipiert wurden die Modelle aber im Ford-Entwicklungszentrum in Köln-Merkenich. Und so treten beide Modelle auch optisch eigenständig auf.
Zwei Milliarden Dollar hat Ford in den Umbau des Werks in das neue Cologne Electric Vehicle Center investiert, in dem künftig ausschließlich die beiden E-Autos vom Band rollen werden. Es ist die größte Investition in der Unternehmensgeschichte des Kölner Ford-Werks.