Die Reden der rheinischen Neujahrsempfänge sind geprägt von trüben Wirtschaftsaussichten und der Sorge vor wachsender Stagnation. Die Banker rufen zu dringenden Reformen auf.
Deutsche BankNeujahrsempfänge in unsicheren Zeiten
Die traditionellen Neujahrsempfänge im Januar in der rheinischen Wirtschaft sind auch ein Spiegelbild der konjunkturellen Lage Nordrhein-Westfalens. Die Deutsche Bank lud am Dienstag in Köln und Düsseldorf ihre Kunden und Vertreter der Stadtgesellschaften zum Jahresauftakt. Die Reden der Banker spiegeln dabei die Sorge um die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.
„Die Welt steht Anfang des Jahres 2025 vor enormen Herausforderungen – Herausforderungen, die im vergangenen Jahr sogar noch zugenommen haben: Spannungen und Konflikte prägen nicht nur die Geopolitik, sondern zunehmend auch die Wirtschaft. Verwerfungen im Handelsgefüge und technologische Umwälzungen erschüttern viele Branchen“, sagte Stefan Simon, Vorstandsmitglied der Deutschen Bank beim Neujahrsempfang in der Kölner Flora.
Mit besonderer Sorge erfülle den für das US-Geschäft zuständigen Vorstand die bevorstehende zweite Amtszeit von Donald Trump als US-Präsident. „Die Entwicklungen in den USA und in China sind große Herausforderungen für Deutschland und Europa – sie bedrohen letztlich unseren Wohlstand“, sagte Simon vor mehreren Hundert geladenen Gästen.
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Bestimmende in Themen in den Reden der Empfänge war vor allem die bevorstehende vorgezogene Bundestagswahl im Februar. „Wenn wir uns in dieser veränderten Welt behaupten wollen, müssen wir in Deutschland und Europa Souveränität gewinnen, müssen die Abhängigkeiten verringern, die uns in zu vielen Bereichen schwächen: in der Verteidigung, in der Energieversorgung, auch in Bereichen wie der Medikamentenversorgung und ganz besonders im Technologiebereich, wo wir von Chips aus Asien und KI-Modellen aus den USA abhängig sind“, sagte der Deutsche-Bank-Vorstand in Köln am Dienstagabend. Der gebürtige Kölner Simon hat seinen Arbeitsplatz eigentlich in der New Yorker Niederlassung der Deutschen Bank und war für den Neujahrsempfang in seine Heimatstadt geflogen.
„‚Einfuhrzölle‘ oder eine Wirtschaftspolitik, die konsequent auf ‚America First‘ ausgerichtet ist, sind hier nur einige Themen, die wir zu erwarten haben“, ergänzte Sigrid Bowenkamp, die gemeinsam mit dem Düsseldorfer Deutsche-Bank-Chef Thomas Buschmann das Geschäftsgebiet des größten deutschen Kreditinstituts in Nordrhein-Westfalen verantwortet.
Köln Oberbürgermeisterin Henriette Reker verteidigte ihre eigene Wirtschaftspolitik für Köln. „Die Lage ist in Wahrheit nicht so aussichtslos. Die Stadt kommt besser durch die Polykrise unserer Tage, als viele wahrhaben wollen“, sagte Reker. Köln komme laut Smart-City-Index des Branchenverbandes Bitcom bei der Digitalisierung direkt nach München und Hamburg. Das umfassendste Schulbauprogramm der Kölner Stadtgeschichte laufe nach Plan. Köln habe sich zum Spitzenstandort für Start-ups entwickelt – über 70 neue Start-ups in 2024 sind ein stattliches und landesweit das beste Ergebnis. „Wir haben mit dem Bau des Confex der Kölnmesse den Kongressstandort gestärkt“, so Reker.
Beim Empfang der Bank in Düsseldorf, der traditionell morgens im Museum Kunstpalast stattfand, war Deutsche-Bank-Vorstand John von Moltke der Festredner. Dieser richtete seinen Fokus auf die Europapolitik der künftigen Bundesregierung. „Mario Draghi fordert in seinem Bericht zur Zukunft der EU jährlich 800 Milliarden Euro, um die Wettbewerbsfähigkeit der Union zu erhalten. Für Deutschland hat das Institut der Deutschen Wirtschaft einen zusätzlichen Investitionsbedarf von 600 Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren ausgemacht. Das sind über 100 Milliarden Euro mehr als der für 2025 vorgesehene Bundeshaushalt“, sagte von Moltke vor ebenfalls mehreren Hundert Gästen.
Thomas Buschmann, der auch Präsident des Bundesverbands deutscher Banken in NRW ist, betonte die Rolle des Bundeslandes für die Deutsche Bank. „Ein Drittel unserer inländischen Erträge generieren wir hier in Nordrhein-Westfalen“, so der Chef der Deutsche-Bank-Region West. Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) lobte das Engagement der Bank für die Region und insbesondere der soziale Einsatz ihrer Mitarbeiter in Düsseldorf. „Die Deutsche Bank ist ein zentraler Partner für die Unternehmen und Bürger dieser Stadt und spielt eine entscheidende Rolle hier am Wirtschafts- und Finanzplatz Düsseldorf“, sagte Keller.