Gute Nachrichten: Wasser ist in Köln so günstig wie kaum irgendwo sonst in Nordrhein-Westfalen. Woran das liegt und wie sich die Preise künftig entwickeln.
NRW-PreisvergleichSo günstig ist Trinkwasser in Köln
In Zeiten, in denen nahezu alles teurer wird, ist es durchaus eine Nachricht wert, wenn ein Preis stabil bleibt. Und wenn es dann noch ein Gut ist, dass wir alle täglich nutzen und das künftig knapper wird, ist die Nachricht noch einmal besser. Trinkwasser ist in Köln deutlich günstiger als im Rest des Landes - und das schon seit vielen Jahren. Zwar hat die Rhein-Energie die Wasserpreise im vergangenen Jahr angehoben, doch im Vergleich der zehn größte Städte in NRW kommen die Kölner mit am günstigsten weg. Ein Haushalt im Einfamilienhaus, das 110 Kubikmeter Wasser im Jahr verbraucht, zahlt rund 345 Euro.
Wie setzt sich der Trinkwasserpreis zusammen?
Wir zahlen für Trinkwasser einen festen Grundpreis pro Jahr. Dieser Betrag deckt die Fixkosten ab, denn Betrieb, Wartung und Instandhaltung der Trinkwassernetze kosten Geld - und das, ob wir zu Hause den Wasserhahn aufdrehen oder nicht. Die Grundpreise können unterschiedlich sein, je nach Anzahl der Wohneinheiten in einem Gebäude. Ein Einfamilienhaus zahlt in Köln aktuell einen Fixpreis von 218,62 Euro brutto. Hinzu kommt der eigene Wasserverbrauch, der pro Kubikmeter abgerechnet wird. Ein Kubikmeter entspricht tausend Litern Wasser. Damit kann man 440 Töpfe voll Spaghetti kochen oder 5555 Tassen Kaffee kochen. Ein Kubikmeter Wasser kostet in Köln aktuell 1,15 Euro.
Warum ist der Trinkwasserpreis überall unterschiedlich?
Der Wohnort beeinflusst die Wasserkosten: Hier spielt unter anderem mit rein, wie aufwendig es ist, Wasser zu gewinnen und bereitzustellen. In hügeligen Gegenden wie im Bergischen Land beispielsweise ist es im Vergleich zum flachen Köln deutlich schwieriger, Wasser bis in die Haushalte zu bringen. Auch die Siedlungsstruktur beeinflusst den Wasserpreis: Hier greift der klassische Mengeneffekt. Je mehr Leute das Wasser nutzen, desto günstiger wird es für den Einzelnen.
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Der Kölner Wasserversorger Rhein-Energie erklärt auf seiner Website, warum die Kölner Bucht besonders günstige Voraussetzungen für die Wassergewinnung bietet: Ein stetiger Grundwasserstrom, gespeist von versickertem Niederschlag und Oberflächenwasser, durchzieht den Untergrund. Während es durch den Boden mit seinen Kies- und Sandablagerungen sickert, wird das Wasser auf natürliche Weise gefiltert. Dieser Grundwasserstrom fließt langsam unterirdisch auf den Rhein zu und damit auch auf die Brunnen der Wasserwerke. Die transportieren das Wasser aus dem Untergrund nach oben. Die Rhein-Energie fördert eigenen Angaben zufolge nur so viel Grundwasser, dass sich die Menge jährlich erneuert. Selbst in trockenen Zeiten komme es daher nicht zu Engpässen bei der Trinkwasserversorgung.
Wie steht Köln landesweit da?
Das Statistische Landesamt IT.NRW weist die Wasserpreise detailliert aus, getrennt in Grundpreis und verbrauchsabhängigen Kubikmeterpreis, und das für alle Kommunen in NRW. Schaut man nur auf den variablen Preis, steht Köln sehr gut da. Zwischen 2012 und 2022 ist der verbrauchsabhängige Preis für Trinkwasser um rund 38 Prozent gesunken. Im Jahr 2022 lag der bei einem Euro pro Kubikmeter, landesweit bei 1,66 Euro. Betrachtet man nur den Grundpreis, sieht es schlechter aus. Köln kommt hier auf 192,60 Euro, Gesamt-NRW auf 152,45 Euro.
Für sich allein genommen, sind beide Werte nicht landesweit vergleichbar. Denn die Wasserversorger gewichten die beiden Preisbestandteile unterschiedlich. Bis Ende 2017 hat der Grundpreis bei der Rhein-Energie beispielsweise 20 Prozent der Gesamtkosten ausgemacht, 80 Prozent entfielen auf den Verbrauch. „Das hat dazu geführt, dass Verbraucher mit höherem Bedarf, etwa Familien mit Kindern, überproportional mehr bezahlt haben, weil sie eben mehr verbrauchen“, sagt ein Sprecher. Deshalb hat die Rhein-Energie den Grundpreis erhöht und im Gegenzug die Verbrauchskosten deutlich gesenkt. Beide tragen jetzt ungefähr die Hälfte zur Wasserrechnung bei. Singlehaushalte mit geringerem Verbrauch zahlen geringfügig mehr gegenüber dem alten Modell, Familien mit höherem Verbrauch werden gegenüber früher leicht entlastet.
Trinkwasser wird in Deutschland immer teurer. Gilt das auch für Köln?
Jein. Nachdem der Trinkwasserpreis zehn Jahre lange stabil geblieben war, hat die Rhein-Energie zum April 2023 ihre Preise für Köln erhöht. Ein Musterhaushalt mit 150 Kubikmetern Jahresverbrauch im Einfamilienhaus zahlt monatlich rund vier Euro mehr, das entspricht einem Preisanstieg von etwa 14 Prozent. Das liegt daran, dass auch in der Wasserversorgung alles teurer wird: Baukosten, Material und Löhne sind gestiegen, hinzu kommen Investitionen in Sanierung und Erneuerung. Neue gesetzliche Anforderungen lassen die Kosten zusätzlich steigen: Das Wassernetz zählt zur kritischen Infrastruktur und muss daher besonders geschützt werden, etwa gegen Stromausfälle oder Cyberangriffe. Der Klimawandel stellt zudem neue Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Anlagen, die Wasser gewinnen und verteilen.
Wieso zahlen wir überhaupt etwas für Wasser?
Wasser ist ein Allgemeingut - es gehört also uns allen. Dennoch braucht es jemanden, der entscheidet, wer wie viel davon bekommt. Das sind in Deutschland die Behörden, so steht es im Gesetz. Damit Wasser aus der Leitung kommt, muss jemand dafür sorgen, dass es vom Berg oder der Talsperre bis zu den einzelnen Haushalten kommt. Irgendjemand muss also Wasserwerke bauen, Brunnen ausheben, Pumpen installieren, Leitungen verlegen und stetig prüfen, ob das Wasser auch trinkbar ist - und das kostet Geld.
Der entscheidende Punkt ist allerdings: Wem gehört das Wassernetz? Einer Kommune oder einem privaten Unternehmen? In Köln versorgt die städtische Tochter Rhein-Energie die Menschen mit Wasser. Das Wassernetz ist also, wenn man es einfach sagen will, in der Hand der Bürger. In Stuttgart beispielsweise sieht das anders aus: Die Landeshauptstadt hat ihre Wasserversorgung an die Aktiengesellschaft EnBW verkauft. Seither macht Stuttgart immer wieder Schlagzeilen mit steigenden Wasserpreisen und Bürgerinitiativen, die fordern, dass das Trinkwasser wieder in kommunale Hand zurückwandert. Auch Berlin hatte Teile seines Wassernetzes veräußert, unter anderem an den Energiekonzern RWE, es später aber wieder komplett zurückgekauft.