Der Schlag, den die Weltwirtschaft von der Corona-Pandemie verpasst bekam, zeigt sich auch in den Kursstürzen der NRW-Aktien.
Die Wirtschaftsredaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat die Entwicklung der Unternehmen seit Beginn des Jahres analysiert.
Es zeigt sich, dass manche Aktien sich noch lange nicht erholt haben und weiterhin im Keller sind. Andere haben mit Kursrallys bereits ihr Vor-Corona-Niveau zurückerobert.
Köln – Die Börsen haben selten turbulente Zeiten hinter sich, und noch ist der Spuk nicht vorbei. Bereits bevor Corona Deutschland im großen Umfang erfasste, rauschte der Dax von 13.000 auf unter 12.000 runter. Dann gab es eine kurze Erholung, gefolgt von einem harten Einbruch auf 8500 Punkte Mitte März. Und dann: Wie ein Wunder kletterte der Dax im Zickzackkurs auf weit über 12.000 Punkte. Europhorie und Panik wechseln seitdem einander ab. Ein Überblick über die Entwicklungen ausgewählter börsennotierter Unternehmen aus NRW.
RWE
RWE scheffelt einen Milliardenüberschuss. 2019 konnte der Versorger den Gewinn von 581 Millionen auf 1,2 Milliarden Euro erhöhen, wie man im März verkündete. Auch der Verkauf von Innogy an den Konkurrenten Eon lief sauber über die Bühne.
Weil die Dividende den Anlegern zu niedrig war, rauschte der Kurs als Zugabe zu Corona tief in den Keller, der Börsenwert schrumpfe um ein Drittel. All das wurde aber binnen drei Monaten wieder wettgemacht.
Der Kölner Motorenbauer ist schwer getroffen. Im ersten Quartal machte Deutz operativ fast zwölf Millionen Euro Verlust. Schon vor der Corona-Pandemie machte sich die schwache Konjunktur bemerkbar.
Eine Dividende will Deutz dieses Jahr nicht zahlen, ein Sparprogramm wird erarbeitet. Die Aktie liegt weiter unter Vor-Corona-Niveau.
Lanxess
50 bis 100 Millionen Euro Umsatz kostet den Kölner Spezialchemiekonzern die Corona-Krise. Lanxess wagte diese Aussage schon Anfang März vor dem Lockdown. Der Aktienkurs halbierte sich zwischen Jahresanfang und Mitte März auf 30 Euro, erholte sich aber wieder auf gut 47 Euro.
Henkel
Die Corona-Krise stellt den Konsumgüterkonzern Henkel auch im zweiten Quartal vor Herausforderungen. Das Geschäft mit Pflegeprodukten für Friseure werde durch die anhaltenden Hygienevorschriften weiter belastet und auch das Industriegeschäft ist herausfordernd, sagte Finanzchef Marco Swoboda im Rahmen der Online-Hauptversammlung am Mittwoch in Düsseldorf. Die Vorzugsaktie liegt mit 85 Euro gut zehn Euro unter Februar.
Deutsche Telekom
Die Deutsche Telekom schlägt sich in der Corona-Krise wacker und bleibt auf Wachstumskurs. Die geschlossenen Läden werden durch das bessere Telefongeschäft ausgeglichen.
Deshalb hält die Prognose. Im laufenden Jahr soll ein Gewinn von 25,5 Milliarden Euro erzielt werden. Die Aktie ist nach einem Einbruch wieder auf dem Niveau von Februar (circa 15 Euro).
Thyssenkrupp
Der Stahlgigant wird weiter schrumpfen. Im Stahlgeschäft könnte es zu einer innerdeutschen Fusion kommen, spekulieren Analysten. Geflirtet werde mit Salzgitter. Den Werkstoffhandel sowie das Geschäft mit Industrie- und Automobilkomponenten will der Konzern behalten. Für den Marineschiffbau und die Stahlsparte prüft man mehrere Optionen.
Ceconomy
Bei der Mutter von Saturn und Media-Markt blieb die Erholung bislang aus. Von über fünf Euro segelte der Kurs im März auf unter 2,50 Euro und blieb lange im Keller. Auch ein Staatskredit über 1,7 Milliarden Euro brachte die kriselnde Kette nicht richtig in Schwung. Bei knapp über drei Euro dümpelt das Papier aktuell.
Deutsche Post
Der Gewinn stieg um ein Drittel auf 4,1 Milliarden Euro. Auch die Dividende des Bonner Logistikers wurde überraschend erhöht. Gegen Corona half das alles nicht. Talfahrt von 32 auf unter 20 Euro. Doch das Versandgeschäft boomt in diesen Zeiten. Das honorierten die Anleger, aktuell kostet die Aktie wieder 31 Euro.
Eon
Ähnlicher Kursverlauf wie beim auch aus Essen stammenden Konkurrenten RWE, von dem man Innogy übernahm. Der Aktienkurs fiel von elf auf acht Euro und stieg wieder auf über zehn. Langfristig profitierte Eon vom steigenden Strompreis. Dieser kletterte von 18 Cent vor 15 Jahren auf mittlerweile mehr als 31 Cent.
Covestro
Der Leverkusener Kunststoffkonzern will nur die Hälfte der ursprünglich geplanten Dividende auszahlen.
Produktionsausfälle und ein hoher Wettbewerbsdruck machten Covestro im ersten Quartal zu schaffen, der Gewinn brach ein. Um Liquidität zu sichern, hat der Konzern ein Sparprogramm aufgelegt und Investitionen verschoben.
Metro
Der Großhändler aus Düsseldorf ist an der Börse der große Verlierer. Trotz Real-Verkauf fiel die Aktie schon vor Corona und konnte seit dem Tief auch nur zwei Euro auf einen Kurs von neun Euro aufholen.
Der Grund: Metro leidet unter fehlenden Einkäufen der lange geschlossenen Gastronomie.
Bayer
Die Aussicht auf eine Einigung im US-Rechtsstreit um Glyphosat und gute Geschäfte mit Pharma und Agrarchemie verschafften der Bayer-Aktie im Februar ein Zwischenhoch von gut 78 Euro.
Obwohl die Nachfrage nach Bayers Produkten zu Beginn der Krise stieg, ging die Aktie in den Sinkflug. Vom 47,50-Euro-Tief im März hat sie sich jedoch erholt und notiert aktuell bei etwa 69 Euro.