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Registrierung bald möglichSo wird die digitale Gamescom ablaufen

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Spiele gibt es bei der Gamescom in diesem Jahr nur auf dem Bildschirm zu Hause

Köln – So eine Pandemie, stellt Messechef Gerald Böse zu Beginn der Pressekonferenz zur diesjährigen Gamescom fest, sei eigentlich ein ideales Setting für ein Computerspiel. Die Isolation, der Feind, der bekämpft werden müsse, eine Geschichte mit steigender Dramatik, die die Spieler viele Stunden, Tage und Wochen in Atem hielte. „Nun finden wir uns seit einigen Wochen und Monaten in genau so einem Setting leider wieder.“

Und diese Situation, wiederum, verändert nun auch die Welt der Spiele: Bei der diesjährigen Gamescom wird in diesem Jahr vieles anders sein als sonst. Die Spielemesse, die zu den größten ihrer Art weltweit zählt, findet vom 27. bis 30. August vollständig digital statt. Während in den vergangenen Jahren rund 370 000 Teilnehmer durch die Hallen in Deutz strömten, werden die Besucher das Programm in diesem Jahr zu Hause vor dem Computer verfolgen. Anstatt etwa 1000 Ausstellern gibt es nun rund als 300 Partner, darunter zum Beispiel Electronic Arts, Bethesda und Activision Blizzard.

Zufrieden mit den Zahlen

Für die Koelnmesse und den Branchenverband Games, die die Messe veranstalten, sind das angesichts der besonderen Situation „hervorragende“ Zahlen. Rund die Hälfte der Partner seien im Vergleich zum Vorjahr neu dazugekommen. Es gebe kaum eine Messe, die besser für den Schritt ins Digitale geeignet sei, sagte Böse. „Viele Neuerungen werden in den kommenden Jahren Teil der Gamescom bleiben.“

Gamescom und Koelnmesse

Die Gamescom ist die besucherstärkste Messe in Köln und gemessen an Zuschauern auch die größte Computerspielmesse der Welt. Seit 2009 findet sie in Köln statt. Das diesjährige rein virtuelle Format startet am 27. August um 19.30 Uhr mit dem Vorprogramm zur großen Live-Eröffnungsshow. Besucher können sich ab dem 20. August kostenlos auf der Plattform „Gamescom Now“ registrieren. Am Sonntag, 30. August, endet die Gamescom mit einer großen Abschluss-Show.

Die Koelnmesse rechnet in Folge der Pandemie mit einem Ergebnis im dreistelligen Millionenminus. Auf das Rekordjahr 2019 droht damit das schlechteste Jahr der Unternehmensgeschichte zu folgen. Messechef Böse erwartet, dass die Veranstaltungsbranche die Folgen der Corona-Krise noch bis ins Jahr 2024 hinein spüren könnte. (elb)

Die Neuerungen sehen dabei wie folgt aus: Alle Angebote und Programmpunkte der Gamescom werden auf der Internetplattform „Gamescom Now“ gebündelt. Es gibt fünf Gamescom-Shows und weitere Live-Formate, zum Beispiel Interviews, Analysen und Live-Demos. Wichtig wird in diesem Jahr unter anderem die Vorstellung der neuen Konsolengenerationen Playstation 5 von Sony und Xbox Series X von Microsoft, die Ende des Jahres auf den Markt kommen. Sony ist dabei Stand jetzt allerdings noch kein Partner der Gamescom.

Lernspiele und E-Sports-Turniere

Darüber hinaus stehen Lernspiele, die in der Corona-Krise im Unterricht von zu Hause an Bedeutung gewonnen haben, im Fokus. Aber auch für Cosplayer, die sich als Videospiel- oder Filmfiguren verkleiden, und Fans kleiner unabhängiger Spieleanbieter gibt es besondere Angebote. Im Rahmen der Gamescom werden außerdem E-Sports-Turniere ausgetragen, zum Beispiel die ESL One Cologne, die sonst mit ihren Counter-Strike-Turnieren die Lanxess-Arena füllt.

Eröffnet wird die Gamescom wie im vergangenen Jahr mit einer „Opening Night“, nur dass diese wie alles andere ausschließlich digital stattfindet. Dort sollen „20 heiß erwartete Spiele mit News und Bildmaterial“ vorgestellt werden. Aus der Politik vertreten ist dieses Mal neben Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, der Digitalbeauftragten im Bund, Dorothee Bär, und Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker auch Außenminister Heiko Maas.

Spiele im Netz testen

Das digitale Format wird das bunte Treiben auf dem Messegelände, das Stöbern und Ausprobieren nicht ersetzen können. „Der größte Verlust sind die Begegnungen vor Ort, die dieses Jahr nicht möglich sein werden“, sagt Game-Geschäftsführer Felix Falk. So ganz aufs Testen verzichten sollen die Besucher aber nicht. Bei einigen Partnern können Spiele direkt ausprobiert werden, zum Beispiel über Demos, die zum Herunterladen bereitstehen, oder Spiele in der Cloud. Außerdem gibt es Gutscheinaktionen. Der Fokus werde aber stärker auf Video-Angeboten liegen, sagt Falk. Für ihn zählt in diesem Jahr, dass „wir so viele Menschen wie möglich erreichen“.

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Denn das weltweite Streaming-Angebot ermöglicht es der Gamescom, auch ganz neue Zielgruppen außerhalb von Europa in den Blick zu nehmen. Im vergangenen Jahr schauten sich in der Woche nach der Gamescom rund 50 Millionen Zuschauer die „Opening Night“ an, was sie zu einem der Top 3 Digital-Events 2019 machte. „Wir gehen davon aus, dass wir diese Zahl locker verdoppeln können“, sagte Böse am Mittwoch. Eine Aktion mit der Content-Plattform Tik Tok, die in diesem Jahr Partner ist, bescherte der Gamescom bereits rund 90 Millionen Aufrufe auf die dazugehörigen Videos, die Nutzer selbst online stellten.

Programm ist kostenlos

Zahlen müssen die Besucher der digitalen Gamescom nichts. Ab dem 20. August können sie sich kostenlos registrieren. Geld kommt in diesem Jahr über die Partner herein – und über Werbeslots, die bereits allesamt verkauft sind.

Für die Gaming-Branche insgesamt sieht Falk „Licht und Schatten“ in der Corona-Krise. Auf der einen Seite erreichten Streaming-Seiten Rekord-Besucherzahlen, Sport-Vereine entdeckten E-Sports für sich, es wurde insgesamt mehr gespielt als sonst. Auf der anderen Seite fielen E-Sport-Turniere aus, was bei den Veranstaltern zu Umsatzeinbußen führte. Auch die Zeitpläne bei der Entwicklung von Spielen seien in der Krise durcheinandergeraten.