Während der Corona-Pandemie galten sie schon fast als Auslaufmodell und virtuell ersetzbar. Nun feiern die deutschen Messeplätze wie auch in Köln Bestmarken.
Rekorde bei Umsatz und GewinnDas unerwartete Comeback der Messen
Es ist wohl eins der überraschendsten Comebacks: Deutschlands Messeplätze, die als einer der großen Verlierer der Corona-Pandemie galten, sind wieder zurück und setzen neue Bestmarken. Erwartet haben das nur die wenigsten. Während der Pandemie mussten sie monatelang pausieren, wichtige und umsatzstarke Veranstaltungen, etwa die Möbelmesse in Köln, wurden gleich mehrfach abgesagt. Die Gelände verwaisten streckenweise, die Veranstalter ersonnen aufwendige Hygiene- und Registrierungskonzepte, um wenigstens in den Viren-ärmeren Sommermonaten Veranstaltungen in Präsenz stattfinden zu lassen.
Mehr als elf Millionen Messebesucher in 2023
Gleichzeitig setzten die Messeunternehmen bundesweit auf neue digitale Formate, um Kontakt und Austausch zumindest virtuell möglich zu machen. Mancher fragte sich dabei, ob es jemals wieder große Massenveranstaltungen geben werde. In Zeiten von Videokonferenzen, Homeoffice und knapperen Reisebudgets der Unternehmen sahen einige, dass das klassische Messegeschäft wohl auch langfristig deutliche Einbußen hinnehmen werden müsse oder das ganze Format sogar überholt sei.
Sie wurden eines Besseren belehrt, wie die Messebilanz des Branchenverbandes Auma (Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft) zeigt. Im Jahr 2023 zählte der Verband rund 183.000 Aussteller und 11,4 Millionen Besucher auf knapp 300 Branchenschauen hierzulande. Das sind 30 Prozent mehr Unternehmen und 50 Prozent mehr Gäste als im Vorjahr. Die Zahlen sind allerdings nur bedingt vergleichbar, da das Messejahr 2022 erst im Mai in ganz Deutschland begonnen hatte, nachdem alle Restriktionen aufgehoben wurden. 2023 war das erste Jahr mit einem vollständigen Messekalender von Januar bis Dezember seit Ende der Corona-Pandemie. Dennoch zeigen sie, dass die Zweifel an dem Format wohl unberechtigt waren.
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Auch die internationalen Gäste kehren wieder vermehrt an den Messeplatz Deutschland zurück. 96.000 ausstellende Unternehmen kamen aus dem Ausland; 2022 war es noch ein gutes Drittel weniger. China hat mit einem Anteil von über 15 Prozent seine Top-Position unter den Ausstellernationen von 2019 (14 Prozent) wieder erreicht, nach den coronabedingten Verschiebungen der beiden Vorjahre. Zweitstärkstes Ausstellerland ist Italien (12 Prozent) vor der Türkei (5,2 Prozent), die erstmals in der Spitzengruppe ist.
Kölner Messe mit Umsatzrekord
Viele deutschen Messeplätze erzielen daher wieder gute wirtschaftliche Ergebnisse. So meldete die Kölner Messe jüngst einen Umsatzrekord von 416 Millionen Euro in 2023. Der Gewinn lag bei 42 Millionen Euro. In den Corona-Jahren dagegen war der Umsatz auf nur noch 94 Millionen eingebrochen und das Unternehmen schrieb hohe Verluste in teils dreistelliger Millionenhöhe. Die Gesellschafter Stadt und Land mussten mit einer Kapitalspritze von 120 Millionen Euro einspringen. „Ich war immer überzeugt, dass das Messegeschäft den persönlichen Kontakt braucht. Die Entwicklung der Zahlen bestätigt dies. Ich bin froh, dass die Messe sich so gut von der Krise erholt hat“, sagt Kölns Messechef Gerald Böse.
Auch in der Nachbar-Messestadt Düsseldorf knüpft man wieder an alte Stärke an. Der Umsatz ist im Jahr 2023 auf 422,5 Millionen Euro gestiegen (Vorjahr: 310,9 Millionen Euro), ein deutliches Plus von mehr als 35,9 Prozent. Eine hohe Steigerung zeigt sich auch beim Gewinn, der sich um 56,2 Prozent auf 94,6 Millionen Euro verbessert hat (Vorjahr: 60,5 Mio. Euro). Auf dem zweitgrößten Messeplatz – nach Hannover auf Platz eins und Köln auf Platz drei – in Frankfurt geht es nach heftigen wirtschaftlichen Einbrüchen und einer Kapitalspritze von mehr als 200 Millionen Euro durch Stadt und Land wieder deutlich bergauf. Nachdem die Umsätze schon um ein Drittel auf 609 Millionen Euro in 2023 zulegten, rechnet das Unternehmen in diesem Jahr mit einem neuen Bestwert von 770 Millionen Euro. Auch die Messegesellschaft in München, Hannover und Karlsruhe können wieder sehr gute Ergebnisse verzeichnen.
Positive Erwartungen für 2024
„Der Wert der echten Messebeteiligung wird von vielen ausstellenden Unternehmen nach dem Ende der Pandemie neu verstanden, geradezu wiederentdeckt“, sagt Auma-Geschäftsführer Jörn Holtmeier. Die Diskussion über die Zukunft der Präsenzmessen sei abgeklungen. Auch eine dauerhafte Verlagerung ins Netz zeichne sich nicht ab. Gab es 2020 coronabedingt 50 virtuelle Angebote und 2021 insgesamt 66, fand 2022 nur noch eine Messe rein digital statt, 2023 keine einzige, so der Branchenverband.
Für 2024 rechnet die Branche mit guten Zahlen. Zumal dann auch die letzten Messen wieder zu den traditionellen Zeiten stattfinden, nachdem der international fein abgestimmte Kalender durch Corona und Verschiebungen ordentlich durcheinander gebracht worden war. Nun stehen für das laufende Jahr mehr als 330 Messen im Kalender, so der Auma, darunter 180 nationale oder internationale Leitmessen.