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Rundgang über Kölner Messe AnugaZwischen veganem Fisch und KFC aus dem Supermarkt

Lesezeit 3 Minuten
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Produkte auf der Ernährungsmesse Anuga 

Köln – Die langen Lockdown-Monate haben die Einkaufs- und Essgewohnheiten der Menschen nachhaltig beeinflusst. Das zeigt sich auch beim Gang durch die Hallen der Ernährungsmesse Anuga – dort, wo die Branche nach einem Jahr Pause wieder zusammenkommt. Hier lernt man zum Beispiel, dass Kentucky Fried Chicken in den Niederlanden nun auch in Supermärkten zu finden ist.

Imbisse, Restaurants und die, die mit ihnen zu tun haben, zieht es nun auch in den Handel. „Wir sehen hier zurzeit viele Kooperationen“, sagt Nicole Jansen. Sie ist Teamleiterin „Insights& Innovations“ bei Innova Market Insights. Das niederländische Marktforschungsunternehmen verfolgt die Einführung von Neuprodukten weltweit und leitet daraus Trends für die Lebensmittelbranche ab.

Viele neue vegane Produkte

Das sogenannte „omnichannel eating“ sei einer davon. Er solle den Erlebnischarakter vom Essen außer Haus in die eigenen vier Wände holen, zum Beispiel in Form etablierter Fast-Food-Ware oder Gerichten vom Starkoch. „Immer mehr Chefköche arbeiten mit Marken zusammen, um ihre Produkte im Supermarkt anzubieten.“

Jansen nennt weitere Trends: Mehr Transparenz in der Lieferkette, mehr Technologie – und pflanzliche Ersatzprodukte. „Daran gibt es keinen Weg mehr vorbei, das zeigt sich in allen Warengruppen“, sagt Jansen. Besonders groß sei das Angebot bei Fleisch und Milch, aber auch anderswo gebe es viele Produktneuheiten. „Wir sehen hier ein extrem starkes Wachstum, sehr viel Innovation.“

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Nicole Jansen von Innova Market Insights

Ob vegane Pizza, veganes Eis, allerlei Fleisch- und Fischimitate: die Angebote drängen sich auf der Anuga dicht an dicht. „Der vegane Markt entwickelt sich enorm“, sagt auch Dirk Brünz, Geschäftsführer der Pfalzgraf Konditorei, der auf der diesjährigen Anuga vegane Cupcakes präsentiert. Bislang verkauft das Unternehmen überwiegend nicht-vegane Kuchen an Cafés wie das McCafé, an Krankenhäuser und Altenheime. Die neue Cupcake-Reihe soll es nun unter der Marke „Marlie& Friends“ in den Supermarkt schaffen, auch Gastronomen, die die kleinen Kuchen als Dessert anbieten, nimmt Brünz als Zielgruppe in den Blick.

Fischersatz bei Nordsee

Das Start-up „Novish“ hat es mit seinem Fisch-Ersatzprodukt derweil bereits ins Sortiment der Imbisskette Nordsee geschafft. „Sie wollten auch vegetarische Kundschaft bedienen können“, sagt eine Mitarbeiterin am Messestand. Das Start-up bietet zwei Sorten „Vish“ an: einmal auf Basis von Weizen und Erbsen, einmal auf Basis von Reis. Die Produkte sind frei von Soja, der Umwelt zuliebe.

Generell: die Umwelt. An den meisten Ständen spielt das Thema Nachhaltigkeit eine mehr oder weniger große Rolle. Der Fairtrade-Gründer Dieter Overath sieht das auch kritisch. „Der inflationäre Gebrauch des Wortes ‚nachhaltig‘ ist etwas, was wir thematisieren sollten“, sagt er. „Es ist an der Zeit, das mal ein bisschen zu definieren. Nachhaltig bedeutet zum Beispiel nicht automatisch gleich fair.“

Wieder mehr Fairtrade-Umsätze

Der Kölner hat Werbeprospekte mitgebracht, in denen das anhand der Bananenpreise eindrücklich nachzuvollziehen ist: So sortierte beispielsweise Netto kürzlich seine fair gehandelten Biobananen aus und sattelte auf ein anderes Bio-Siegel um. „Für mehr preisliche Flexibilität“, so Overath. Die neuen Bananen waren spürbar günstiger. „Aber echte Nachhaltigkeit können Sie nicht für umsonst bekommen.“ Overath wirbt dafür, soziale Gerechtigkeit in Form gerechter Löhne mehr in die Debatte einzubeziehen. Andersherum sind bei Fairtrade rund 60 Prozent der Produkte bio.

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Nach einer Corona-Delle im vergangenen Jahr sind die Umsätze bei Fairtrade Deutschland derweil im ersten Halbjahr 2021 wieder gestiegen. Die Tafelschokolade legte vor allem durch Eigenmarken bei Rewe, Lidl und Aldi deutlich um 35 Prozent zu. Auch Fairtrade-Tee (34 Prozent) und Zucker (plus 13 Prozent) entwickelten sich positiv.

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Transfair-Gründer Dieter Overath

Dass unter dem Strich ein deutlich kleineres Umsatzplus von vier Prozent blieb, lag an der Entwicklung der Fairtrade-Bananen: Der Preiskampf im Handel und die Auslistung bei Netto hinterließ Spuren. „Im zweiten Halbjahr ist auch diese Delle hoffentlich weg“, so Overath.