Insgesamt sollen 4000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Am härtesten trifft es den Standort Köln. Betriebsrat und IG Metall, die erst kurzfristig informiert wurden, zeigen sich kampfbereit.
Schock bei FordKonzern baut in Köln 2900 Jobs ab - Betriebsrat droht mit hartem Widerstand
Der Kölner Autobauer Ford baut europaweit massiv Stellen ab. Besonders betroffen ist der Standort Köln. Hier sollen 2900 Stellen gestrichen werden. Auch in Großbritannien werden 800 Jobs gekürzt. In den anderen europäischen Märkten, also am spanischen Standort in Valencia sowie in Belgien seien mit 300 Arbeitsplätzen kaum Einschnitte geplant. Insgesamt sollen 4000 Arbeitsplätze bis Ende 2027 gestrichen werden, teilt das Unternehmen mit. Die Beratungen mit den Arbeitnehmervertretern werden in Kürze aufgenommen.
Schwaches Pkw-Geschäft
Der Konzern begründet den Schritt mit der Schwäche im Pkw-Geschäft. Hier hatte Ford in den vergangenen Jahren in Europa hohe Verluste erlitten. „Wir müssen daher schwierige, aber entschlossene Maßnahmen zur Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit von Ford in Europa umsetzen“, sagte Marcus Wassenberg, Geschäftsführer der deutschen Ford-Werke.
„Das ist ein schwerer Schritt, aber wir haben wenig Spielraum. Es tut uns sehr leid für die Mitarbeiter“, so Wassenberg. „Wir haben hier in Köln ein strukturelles Problem, wir verdienen hier nämlich kein Geld.“ Welche Bereiche von den Streichungen betroffen sein werden, dazu wollte der neue Geschäftsführer derzeit noch keine Angaben machen und verwies auf die anstehenden Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern. Auch eine Einspar-Summe eingespart wollte er zum jetzigen Zeitpunkt nicht nennen.
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Die Umstellung auf Elektromobilität bedeute für die globale Automobilindustrie einen nachhaltigen und tiefgreifenden Umbruch. In Europa sei die Transformation besonders herausfordernd. Automobilhersteller seien hier dem intensiven Wettbewerb mit neuen Konkurrenten und wirtschaftlichem Gegenwind ausgesetzt. Gleichzeitig müssten sie die strengen CO2-Regulierungen einhalten, während die Nachfrage nach Elektroautos sich aktuell schwach entwickele.
Die Arbeitnehmervertreter, die erst kurz zuvor über die drastischen Einschnitte informiert worden waren, kündigten erbitterten Widerstand an. „Das ist ein schwarzer Tag für Ford in ganz Europa, vor allem aber für den Standort Köln“, sagte Gesamtbetriebsratschef Benjamin Gruschka, der auch in Europa der oberste Arbeitnehmervertreter ist. Er könne sich an so ein rücksichtsloses Vorgehen seitens der Geschäftsführung nicht erinnern. Man werde in Europa solidarisch zusammenstehen und diese beispiellose Schrumpfung nicht tatenlos ertragen. Sollte das Management sich nicht bewegen, werde es „ziemlich ruppig“, sagte Gruschka.
Auch Kerstin Klein von der IG Metall zu der Ankündigung: Hinnehmen werden wir das auf keinen Fall. Ich bin erschüttert und zutiefst wütend", so Klein. Es werde immer mehr Vertrauen verspielt.
Am nächsten Mittwoch solle die Beschäftigten in einer außerordentlichen Betriebsversammlung über Details und das weitere Vorgehen informiert werden.
Erst in der vergangenen Woche hatte der Kölner Autobauer angekündigt, ab dieser Woche Kurzarbeit einzuführen. Im Kölner Werk, wo derzeit die beiden neuen Elektromodelle Explorer und Capri gebaut werden, soll die Arbeit insgesamt drei Wochen ruhen. Bis zu den Weihnachtsferien soll im Wechsel jeweils eine Woche produziert und eine Woche ausgesetzt werden. Betroffen sind 2300 Beschäftigte in der Produktion.
Auch im ersten Quartal 2025 werde es noch Tage ohne Produktion geben, sagte Wassenberg. Das könne bis in den April hineingehen.
Brandbrief an die Regierung
„Es wir aber nicht reichen, auch andere müssen ihren Job machen,“ so Wassenberg mit Blick nach Berlin. Jüngst hatte der Ford-Mutter-Konzern vor dem Koalitionsbruch einen Brandbrief an die Ampel-Spitzen geschrieben. In dem Schreiben an die Bundesregierung hatte John Lawler, stellvertretender Vorsitzender und Finanzvorstand der Ford Motor Company, Fords Bekenntnis zu Europa und zu den Emissionszielen für 2035 bekräftigt. Er betonte aber auch die Notwendigkeit eines gemeinsamen Engagements aller, um Marktbedingungen zu verbessern und den zukünftigen Erfolg der Branche sicherzustellen. „Was uns in Deutschland und Europa fehlt, ist eine konsistente und klare politische Agenda zur Förderung der Elektromobilität, wie z.B. öffentliche Investitionen in die Ladeinfrastruktur, klare Anreize, um den Verbrauchern den Umstieg auf Elektrofahrzeuge zu erleichtern, eine bessere Kosteneffizienz für Hersteller und größere Flexibilität bei der Einhaltung der CO2-Ziele“, sagte Lawler.
Drittes Sparprogramm in fünf Jahren
Für die Beschäftigten am Standort Köln sind die jüngsten Nachrichten bitter: Es ist nun bereits der dritte massive Stellenabbau innerhalb von nur fünf Jahren. Bereits 2019 setzte Ford den Rotstift an. In ganz Europa wurden sechs Werke geschlossen. Das kostete 12.000 Jobs, davon rund 4000 in Köln. Im Februar 2023 dann das zweite harte Sparprogramm. 2300 Beschäftigte von insgesamt 14.000 im Kölner Werk und in Aachen werden bis zum Ende des Jahres 2025 gehen müssen.
Mehr folgt in Kürze.
Hinweis: In einer vorigen Version des Textes hieß es, dass 2900 Menschen bei Ford in Köln entlassen werden würden. Tatsächlich werden 2900 Stellen abgebaut. Wir haben die entsprechende Stelle korrigiert.