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Kölner Möbelmesse abgesagtWarum Kölns Flaggschiff nicht stattfindet

Lesezeit 4 Minuten
Stand: COR, Halle 11.2

Besucher auf der Möbelmesse 2023, die coronabedingt im Sommer stattfand.

Die Kölner Möbelmesse wurde für den kommenden Januar abgesagt. Welche Hintergründe zu der Entscheidung geführt haben und was das für Messe und Stadt bedeutet.

Gerüchte und Spekulationen hatte es schon länger gegeben, nun steht fest: Die Möbelmesse IMM Cologne im Januar 2025 wird abgesagt. Sie ist eine der wichtigsten Leitmessen der Branche und ein Flaggschiff der Kölner Messe. Die Koelnmesse habe sich nach intensiven Gesprächen gemeinsam mit dem Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) und dem Handelsverband Möbel und Küchen (BVDM) zu diesem Schritt entschlossen, heißt es von der Messe.

Hauptgrund ist zum einen die schwache konjunkturelle Lage. Aber auch innerhalb der deutschen Branche gibt es offenbar erheblichen Dissens. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Warum wird die IMM abgesagt?

Wie viele andere Branchen leidet auch die deutsche Möbelindustrie unter der schwachen konjunkturellen Lage und fehlender Konsumlaune. Hinzu kommen die Schwierigkeiten der Bauindustrie und damit der stockende Neubau von Wohnungen und Eigenheimen.

Schon 2023 war für die deutschen Möbelhersteller ein schwächeres Jahr. In den ersten sechs Monaten 2024 brachen die Umsätze dann um fast zehn Prozent ein. Auf dem Heimatmarkt belief sich das Minus auf 9,1 Prozent. Noch stärker rückläufig entwickelte sich der Auslandsumsatz mit einem Minus von 10,9 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Viele Hersteller schränken deshalb ihre Budgets – auch für Messeauftritte – deutlich ein.

Allerdings: In der Corona-Pandemie liefen die Geschäfte ziemlich gut. Mangels Alternativen wie Reisen oder Restaurantbesuche investierten die Menschen in ihr Zuhause. Dass es im Anschluss einen Dämpfer geben würde, war abzusehen.

Was bedeutet das für die Kölner Messe?

Die IMM gehört zu den größten und vor allem umsatzstärksten Veranstaltungen im Portfolio. Vor Corona kamen rund 1300 Aussteller und 150.000 Besucher auf das Kölner Messegelände, das komplett ausgebucht war. „Die IMM jetzt auszusetzen, ist die folgerichtige Entscheidung unter Berücksichtigung der allgemeinen Branchensituation“, sagt Messechef Gerald Böse. „Sie ist uns äußerst schwergefallen.“

Dreimal musste die IMM coronabedingt im Januar aussetzen. 2023 gab es lediglich eine deutlich kleinere Sommerausgabe. „Diese fehlende Kontinuität, verbunden mit dem aktuellen wirtschaftlichen Umfeld“, mache es für die Messe als Veranstalter unmöglich, ein attraktives Ausstellerangebot für den Handel im Januar 2025 zu gewährleisten, sagt Böse.

Welche Erklärung gibt es von der deutschen Möbelindustrie?

„Die Aussetzung ist äußerst bedauerlich, aber letztlich doch ein notwendiger und richtiger Schritt“, sagt VDM-Präsident Leo Lübke. Wie viele andere Branchen habe sich auch der Möbelmarkt in den vergangenen Jahren deutlich verändert – und damit auch die Anforderungen an Messen.

Markus Meyer, Präsident des Handelsverbandes Möbel und Küchen (BVDM), sagt: „Ich bedauere sehr, dass die Branche ihre internationale Leitmesse nicht stärker unterstützt hat.“ Die IMM sei seit Jahrzehnten ein bedeutender Treffpunkt für die Branche. Mit der Pausierung verliere man nicht nur einen zentralen Anlaufpunkt für Innovation und Austausch, sondern auch eine wichtige Bühne, um den internationalen Markt zu bedienen.

Welche offenbar erheblichen Differenzen gibt innerhalb der Branche mit Blick auf die IMM?

Innerhalb der Industrie gibt es dem Vernehmen nach zuwiderlaufende Interessen. Viele Premiumhersteller zieht es schon seit Längerem eher auf die Mailänder Möbelmesse, die immer im Frühjahrsmonat April stattfindet. Einige hielten aber zusätzlich auch Köln bislang die Treue, fordern nun aber eine Verschiebung des IMM-Termins in den Herbst. Da ist der Kölner Messekalender aber schon voll und Verlegungen äußerst schwierig. Andere wollen dann wiederum nur alle zwei Jahre anreisen. Hersteller im preiswerteren Segment, die ihre Produkte in Köln vor internationalem Publikum präsentieren wollen, halten am angestammten Termin im Januar fest.

Hinzu kommt, dass es wiederum eine erhebliche Zahl von Anbietern gibt, die ihre Möbel nur an die großen Einkaufsverbände verkaufen. Möbelhäuser wie Porta, Höffner, Ostermann, Hardeck oder XXX-Lutz haben sich darin zusammengeschlossen und veranstalten mittlerweile eigene Hausmessen. Da sie oftmals die einzigen Kunden der Möbelbauer sind, ist für diese ein Auftritt auf der Kölner Messe nicht zwingend erforderlich.

Wie geht es nun weiter?

Erstmal wird im Jahr 2025 pausiert. Die Zeit soll genutzt werden, um die Interessen weiter zu sondieren und gemeinsam ein neues Messeformat zu erarbeiten. „Wir arbeiten gemeinsam mit der Koelnmesse intensiv an neuen Konzepten, die speziell auf die einzelnen Möbelsegmente zugeschnitten sind“, sagt Verbandschef Leo Lübke. Als größte Möbelnation in Europa brauche die Industrie ihre zentralen Branchenschauen und setze auf das Möbel-Know-how am Standort Köln. Handelsverbandschef Markus Meyer ergänzt. „Es ist nun die dringende Aufgabe aller Akteure der Branche, sich zusammenzusetzen und gemeinsame Lösungen zu finden.“